Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)
Schneemobile an uns bringen. Aber jeder Erwachsene könnte immer nur ein Kind rausfahren. Das dauert entweder die ganze Nacht, oder es erfordert eine Karawane, die so groß ist, dass sie unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich lenkt.«
Carson sagte: »Es könnte eine andere Möglichkeit geben.«
21.
Im Keller des Memorial Hospitals genoss der Replikant von John Martz, einem Polizisten aus Rainbow Falls, der mit einem Mitglied der regionalen Untergruppe der Red Hat Society verheiratet war, das Gemetzel über alle Maßen. Er hatte bei der Tötung und Weiterverarbeitung von Dutzenden von Leuten zugesehen, aber er langweilte sich überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil begeisterte er sich für jeden neuen Mord noch mehr als für den vorangegangenen.
Kommunitaristen wurde kein freier Wille zugestanden. Sie waren zu keinerlei Art von sexueller Aktivität fähig. Sie waren so programmiert worden, dass sie Musik und die Schönen Künste nicht zu würdigen wussten, weil solche Interessen einem effizienten Funktionieren hinderlich waren. Aber aus Gründen der Motivation und damit sie ihren Auftrag mit Begeisterung ausführten, waren sie darauf geeicht worden, großen Lustgewinn aus der Zerstörung eines jeden verabscheuungswürdigen, die Welt verschmutzenden, wichtigtuerischen, raffgierigen Menschen zu schöpfen.
Im Falle von John Martz hatte sich das Vergnügen zu so etwas wie Entzücken ausgewachsen, und jeder Mord, den er mit ansah, befriedigte ihn noch mehr als der vorangegangene. Genozid erwies sich als suchterregend.
Vier weitere Patienten waren in diesen unmöblierten Kellerraum gebracht worden, unter dem Vorwand, man müsse ihnen Blut abnehmen, um sicherzugehen, dass sie nicht durch ein nicht näher bezeichnetes toxisches Material infiziert worden waren, das angeblich durch ein Versehen in dem Gebäude freigesetzt worden war. Die vier saßen in Rollstühlen, drei Frauen und ein Mann, aber nur zwei der Frauen waren tatsächlich stark gehbehindert.
Die Replikantin der Krankenschwester Ginger Newbury war anwesend, um John Martz dabei zu helfen, die Patienten in Schach zu halten. Diese Leute in Schach zu halten machte riesigen Spaß.
Eine Reihe von Krankenhausbesuchern waren ebenfalls zu ihnen geschickt worden. Man konnte ihnen nicht erlauben fortzugehen, nachdem sie eingetroffen waren und entdeckt hatten, dass Freunde und geliebte Menschen nicht mehr in ihren Zimmern waren. Da die Besucher nicht krank waren, ließen sie sich nicht so leicht in Schach halten wie die Patienten, was der Grund dafür war, dass John einen Schlagstock hatte und Schwester Ginger unter einer weißen Strickjacke einen Taser am Gürtel ihrer Schwesterntracht trug.
Drei Baumeister waren hier im Kellergeschoss damit beschäftigt, ihre Opfer zuerst auf verschiedene Kompo nentenmoleküle zu reduzieren und diese Rohstoffe dann dafür zu benutzen, in den hängenden Säcken eine weitere Generation heranreifender Baumeister zu erschaffen. Bau meister produzierten nur andere von ihrer Sorte; Kommunitaristen wurden nur in den Laboren des Bienenstocks ausgeworfen und programmiert.
Inzwischen waren etliche Räume mit Kokons gefüllt, die von der Decke hingen, ein Anblick, der John Martz gewaltig erfreute. Der Reifeprozess erforderte nicht weniger als zwölf und nicht mehr als sechsunddreißig Stun den. Wenn neue Baumeister schlüpften, sich von weiteren unnützen Menschen nährten und immer mehr von ihrer emsigen Sorte erschufen, würde ihre Anzahl exponentiell zunehmen. Es würde keine Woche dauern, bis sie mit Teams von Kommunitaristen zu ihrer Unterstützung in andere Städte reisen würden, und bis dahin würden sie eine unaufhaltsame Kraft sein, eine rasch anwachsende Armee von herrlich tödlichen biologischen Maschinen, eine todbringende Nanoschwemme.
Die mit Schlafanzügen bekleideten Patienten in den Rollstühlen brachten ihre Sorgen und ihre Verwirrung auf diese weinerliche Art zum Ausdruck, die ein Markenzeichen der Menschheit war, doch Schwester Ginger beruhigte sie mit scheinbar echtem Mitgefühl, bis der Baumeister eintraf. Diesmal handelte es sich um eine junge Frau, die dazu entworfen war, den höchsten menschlichen Schönheitsidealen zu entsprechen. Ganz gleich, ob ein Baumeister wie ein Mann oder wie eine Frau aussah – alle waren so gestaltet, dass sie umwerfend aussahen und die Menschen, die ihre potenziellen Opfer waren, auf den ersten Blick bezauberten.
Schönheit ist entwaffnend. Schönheit ist ein Lockmittel.
Sämtliche Patienten
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