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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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alle gemeint ha’m, se wär’n vorm richtigen Leben sicher?«
    »Möglich, Gracie«, sagte er. Zwar war auch ihm dieser Gedanke flüchtig gekommen, doch überraschte ihn, dass sie den Zusammenhang so deutlich erkannt hatte. Ob sie das ebenso schmerzte wie ihn? Vielleicht war die Enttäuschung bei allen gleich groß. »Aber es muss noch mehr geben. Hat Mrs Sorokine die Sache mit den Portweinflaschen gewusst?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das sollt’ mich wunder nehm’. Ich wüsst nich’, wieso. Außer, jemand hat die geseh’n und ’s ihr gesagt. Aber so jemand hätt’ die wohl einfach weggeschmissen, von wegen de Fliegen. Man würd’ ja wohl ’nem Gast nix davon sagen, oder? Und se hätt’ auch nich’ danach gefragt. Wie auch? Womöglich so: ›’tschuldigung, aber ha’m Se hier irgendwo alte Weinflaschen mit Blut drin geseh’n?‹«
    »Trotzdem überlege ich«, sagte Pitt nachdenklich, »ob sie davon gewusst, es vielleicht erraten hat oder ob die Flaschen nichts mit dem Mord zu tun haben.« Noch während er das sagte,
schloss er diese Möglichkeit aus. »Also keine Tat im Affekt«, sagte er.
    »Was?«, fragte sie mit gefurchter Stirn. »Trinken Se Ihr’n Tee, Mr Pitt. Wenn Se ’n kalt werden lassen, nützt er Ihn’ nix.«
    »Du hast recht. Danke.« Geistesabwesend goss er sich eine Tasse voll, ohne den Duft wahrzunehmen, der daraus emporstieg. »Demnach wäre die Tat nicht das Ergebnis eines plötzlichen Anfalls von Irrsinn oder unbeherrschter Wut, sondern vorsätzlicher Mord. Wenn jemand in einer solchen Situation mit Blut in Flaschen ankommt, kann das nur bedeuten, dass er die Tat von langer Hand geplant und die Flaschen schon irgendwie mitgebracht hat. Man kann aus solchen Wunden nicht so einfach Blut in einer Weinflasche auffangen. Dazu braucht man einen Trichter und eine ruhige Hand.«
    Mit finsterem Gesicht stimmte sie zu. »Aber wozu das Blut, und von wem war das?«
    »Es sollte wohl auf eine falsche Fährte locken. Dazu hätte man x-beliebiges Blut verwenden können – von einem Ochsen, einem Schaf oder einem Kaninchen.« Er bestrich eine Scheibe Toast mit Orangenmarmelade und biss herzhaft hinein.
    »Wer weiß wie viel Blut hat so ’n Karnickel ja nich’«, gab sie zu bedenken. »Aber man könnt’ ’s beim Metzger kriegen. Mein’ Se, der hat das auf die Laken von der Königin geschmiert, damit wir woanders nich’ so genau hinseh’n?«
    Er lächelte. Auch ihm war dieser Gedanke schon gekommen.
    »Das nützt dem aber nix, oder?«, fragte sie besorgt und versuchte, in seinen Augen zu lesen.
    »Nein«, gab er zur Antwort. »Wir lassen uns unter keinen Umständen davon abhalten, nach der Wahrheit zu suchen.« Er sah, wie sie sich entspannte, und begriff, welche Empfindungen in ihr im Widerstreit liegen mussten. Wie sehr sie eine Enttäuschung fürchten musste. Er hatte bisher nicht einmal daran gedacht. Es war der gleiche Schmerz, der auch ihm zusetzte, seit er sich im Palast befand. Auf keinen Fall wollte er Zeuge einer Schwäche von Menschen sein, die er seit seiner Kindheit bewundert hatte und
die seiner festen Überzeugung nach nicht nur Vorrechte genossen, sondern auch Verehrung verdienten. Trotz all ihrer Schwächen und ihrer nicht immer einwandfreien Beziehungen zueinander hatte er stets vorausgesetzt, dass sie bestimmte Werte achteten. Er hatte es für selbstverständlich gehalten, dass sie zu ihren Taten standen, ob gut oder schlecht, dass sie die Tugend der Güte besaßen, der Wahrheitsliebe verpflichtet waren, Freundschaft zu schätzen wussten und dankbar waren für die Gunst des Schicksals, das sie an ihren Platz gestellt hatte.
    Sie sah ihn unverwandt an. Allem Anschein nach hatten seine Worte sie beruhigt. »Was soll ich jetzt machen, Sir? Feststell’n, ob se jemand nach ’n Flaschen gefragt hat?«
    »Nein. In dem Fall wäre dem Betreffenden sofort klar, dass du sie gefunden hast.« Er konnte unmöglich zulassen, dass sie sich einer so großen Gefahr aussetzte.
    Sie sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an, sichtlich gekränkt, weil er ihre Hilfe abgelehnt hatte. »Mit solchen Fragen würdest du deutlich zeigen, dass du die Flaschen gesehen hast«, sagte er und wünschte, er hätte es ihr gleich auf diese Weise klargemacht. »Das könnte dazu führen, dass jemand dahinterkommt, wer du in Wahrheit bist. Doch genau das darf jetzt noch niemand wissen.«
    »Se sind sich also tatsächlich noch nich’ sicher, ob Sorokine ’s war«, sagte sie.
    Er hatte sich nicht

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