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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nahm ein silbernes Zigarrenetui aus der Tasche. »Auch eine?«
    »Nein, danke.« Es kam Narraway vor, als sei der Mann in seine Privatsphäre eingedrungen, und es fiel ihm schwer, darüber hinwegzukommen. »Hatte Sorokine Ihrer Ansicht nach denn etwas mit der Frau in Kapstadt zu tun?«, fragte er leicht distanziert.
    »Nein.« Auf Wellings Zügen lag nicht die geringste Spur eines Zweifels. »Das muss die Tat eines Geistesgestörten gewesen sein.
Falls der noch lebt, läuft er bestimmt inzwischen mit Schaum vor dem Maul herum und hat das sicher noch mal gemacht, wahrscheinlich mehrfach.« Die unangezündete Zigarre fiel ihm aus dem Mund. »Großer Gott im Himmel, ist das etwa passiert?«
    »Zwingen Sie mich nicht, Sie wegen Geheimnisverrats festzunehmen, Welling«, sagte Narraway freundlich. In seiner Stimme lag ein Zittern, das zu unterdrücken ihm nicht gelungen war. »Sie sind mir sympathisch, und deshalb würde mir das in tiefster Seele leid tun.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Sorokine war.« Welling war wie vor den Kopf geschlagen. Er hob die Zigarre auf und sagte nach einiger Überlegung: »Meiner Ansicht nach fehlt ihm die dazu nötige Vitalität. Aber ich habe mich auch schon früher geirrt.«
    Narraway überlegte, was er noch fragen konnte, um mit seinen Nachforschungen weiterzukommen. In Afrika war eine Frau ermordet worden, und zwar offenkundig auf dieselbe Weise wie in den beiden Fällen im Palast. Ihm war bewusst, dass Welling ihn gespannt ansah. Es wäre unklug, die Intelligenz seines Gegenübers zu unterschätzen. »Erzählen Sie mir mehr über das Verbrechen in Kapstadt«, bat er ihn.
    Achselzuckend begann Welling: »Wie schon gesagt, Hure, Mulattin und, wie so häufig in solchen Fällen, mit den Vorzügen beider Rassen ausgestattet. Der feine Knochenbau der Weißen, die dunkel getönte Haut und die anmutigen Bewegungen der Schwarzen. Sie hat ihr Geld mit dem verdient, was sie hatte und konnte – wer will ihr das verübeln? Wie es ebenfalls häufig in solchen Fällen ist, wurde sie von beiden Seiten abgelehnt. Kein Schwarzer wollte sie heiraten. Sie war ihnen zu hellhäutig und fühlte sich über sie erhaben, und den Weißen war sie zu schwarz. Aber auch wenn man so eine Frau seinen Eltern unmöglich vorstellen kann, sieht sie doch so gut aus, dass man scharf auf sie ist.«
    Welling steckte sich die Zigarre an und sog prüfend daran. »Eines Tages lag sie mit durchschnittener Kehle und aufgeschlitztem
Bauch tot auf dem Fußboden in einem Bordell. Niemand hat je erfahren, wer der Täter war.«
    »Aber Sorokine war damals an Ort und Stelle?«
    »Er war in der Gegend, wie viele andere weiße Männer.«
    »Musste der Täter unbedingt ein Weißer sein?«
    »Auf jeden Fall. Schwarze hatten zu dem Bordell keinen Zutritt.«
    Narraway schwieg. Zwischen jener abscheulichen Tat und den Verbrechen, die aufzuklären seine Aufgabe war, bestand eine beunruhigende Ähnlichkeit. Er dankte Welling und verabschiedete sich.
    Anschließend versuchte er festzustellen, ob weitere Frauen auf die gleiche Weise an Orten getötet worden waren, die in irgendeiner Beziehung zu Sorokine, Marquand oder Quase stehen konnten. Er hörte dies und jenes, aber es waren lauter auf Hörensagen gestützte Berichte, nichts als Gerüchte. An Orten, an denen es viele Männer und wenige Frauen gab, ganz gleich, ob das Großstädte oder Siedlungen am Rande der Wildnis waren, kam es immer wieder zu aufsehenerregenden Verbrechen. Keins passte genau zum Muster der Morde im Palast, auch wenn ihm manche recht nahekamen. Den Namen Julius Sorokine hörte er im Zusammenhang mit keinem der Fälle.
    Schließlich suchte er Watson Forbes noch einmal auf, obwohl ihm die Ungehörigkeit seines Verhaltens bewusst war, denn es war schon spät am Abend.
    Forbes war höflich wie immer. »Sie sehen müde aus«, sagte er. »Haben Sie schon gegessen?«
    »Nein«, gab Narraway zu.
    Forbes klingelte und ließ durch seinen Lakaien kaltes Rindfleisch, Meerrettichsauce und frisches Brot mit Butter kommen. »Vielleicht möchten Sie lieber Tee als Whisky?«, fragte er.
    Zwar hätte Narraway gern ein Glas Whisky getrunken, doch nahm er das Angebot an. Forbes hatte recht. Tee zu trinken war klüger. Sie unterhielten sich über Belanglosigkeiten, bis der Lakai das Gewünschte brachte und sich zurückzog.

    »Vermutlich geht es Ihnen immer noch um die Bahnlinie«, sagte Forbes, als sie allein waren. »Ich habe Ihnen meine Ansicht zu diesem Thema mit größter

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