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Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wollte die Polizei einfach nicht glauben, zumal sich herausstellte, daß er Zyankali besaß. Luellen May wurde verdächtigt, weil man sie neben der Badewanne an Janets Seite ange-troffen hatte. Und ich verdächtigte Clarkville oder jemand, der auf sein Geheiß hin handelte. Schönes Wort, ›Geheiß‹, nicht wahr? Typisches Überbleibsel aus einer Kindheit, die damit verbracht wurde, anständige Bücher zu lesen. Schon gut, keine Angst, ich hör schon auf. Außerdem verdächtigte ich Howard Falkland, ein Handlanger Clarkvilles zu sein – und andere ungenannte Professoren, die sich im Hintergrund hielten.«
    »Kate, du solltest lieber ein paar Beweise auf den Tisch legen, denn das Ganze klingt allmählich genau wie die Sorte Geschichten, die die Polizei selbst in ihren bestgelaunten Momenten nicht besonders lustig findet.«
    »Geduld, Geduld, mein Lieber. Wo war ich stehengeblieben?
    Ach ja, bei meinen Verdächtigen. Zuerst die Geschichte mit der 150

    Badewanne. Nun, Howard Falkland benahm sich ganz als der Idiot, der er ist; im strengen Sinn des Begriffs beging er aber kein Verbrechen. Er goß hochprozentigen Wodka in den Drink einer Frau, die nur selten Alkohol trank…«
    »Im Gegensatz zu manch anderer, die einem einfallen könnte.«
    »Wenn du auf billige Beleidigungen aus bist – ganz wie du willst…«
    »Ich bitte demütigst um Verzeihung und nehme alles zurück. Er-zähl weiter, meine Gute, erzähl weiter.«
    »Er hat wahrscheinlich übertrieben. Aus einem Campari schmeckt man Wodka kaum heraus. Howard Falkland hatte keine Ahnung, daß Janet hohe Dosen eines starken Schlafmittels einnahm.
    Sie hielt nichts von Tranquilizern, gestattete sich aber ein ehrliches, altmodisches Mittel, das die gleiche Wirkung hatte, viel billiger war und in ihrer Jugend von vielen Leuten genommen wurde.«
    »Wieso muß heutzutage eigentlich jeder Tranquilizer schlu-cken?«
    »Wenn du Zeit hast, erklär ich dir, welche Rolle die Pharmain-dustrie dabei spielt. Nun, jeder weiß, daß eine Überdosis Schlaftabletten tödlich ist. Sich dagegen mit Tranquilizern umzubringen, ist gar nicht so einfach.«
    »Warum hat sie dann nicht einfach zu viele von ihren Pillen ge-schluckt und uns eine kleine Notiz hinterlassen? Warum das Büro des Vorsitzenden? Warum Zyankali?«
    »Hetz mich doch nicht so. Ich muß die Dinge selbst erst noch in meinem Kopf ordnen. Du brauchst dir das alles natürlich nicht anzuhören.«
    »Wieso glaubst du, ich hätte noch die Wahl, nachdem du mich in den Fall eingeschaltet hast? Erzähl weiter.«
    »Der Alkohol plus eine wahrscheinlich höhere Dosis Schlaftabletten führten zu der kleinen Episode in dem berühmten Mahagoni-badezimmer des Warren-Hauses. Dort setzte Howard seinem albernen Studentenstreich die Krone auf, indem er eine Frau herbeirief, von der er wußte, daß sie eine radikale Feministin und lesbisch ist.
    Janet war entsetzt, Luellen May, ohnehin in Schwierigkeiten, bekam noch erheblich größere, und mir fällt es sehr schwer, Howard Falkland letzten Endes nicht als Mörder anzusehen. Daß Janet auf dieser Party umkippte, sich dann auf einem Polizeirevier – oder jedenfalls etwas Ähnlichem – an der Seite dieser Frau wiederfand, war für sie, fürchte ich, nicht nur peinlich – es stürzte sie in Verzweiflung. Das 151

    Ganze hatte noch etwas anderes zur Folge: Janet rief nach mir. Selbst ich, die ich bei dieser Geschichte von Anfang bis Ende nicht besonders schlau war, spürte bei unserer ersten Begegnung, wie einsam sie war. Arme Janet. Sie gehörte nirgendwohin. Und sie wandte sich an mich und Sylvia um Hilfe. Sylvia erklär ich dir gleich. Und anstatt ihr zu sagen, du bist eine Heldin, ein großartiges Mädel, mach weiter so, und die ganze Männermannschaft wird gar nicht anders können, als deine Qualitäten irgendwann anzuerkennen, hämmerten wir ihr ein, sie müsse sich endlich um die Sache der Frauen kümmern, es sei ein Fehler von ihr, die Frauenbewegung zu ignorieren. Was natürlich stimmte, aber wenig tröstlich war für Janet, die doch so gern zum Männerclub gehören wollte und über den Feminismus nur die Achseln zucken konnte.«
    »Und wo kommt Sylvia, wer immer sie ist, in die Geschichte?«
    Kate erzählte ihm von Sylvia. »Janet wurde für den heiß umstrit-tenen Lehrstuhl ausgewählt, und Sylvia war Politikerin genug, um sofort zu erkennen, daß das eine Menge Kräfte auf den Plan rufen würde, die auf Sabotage aus waren. Und dagegen wollte sie tun, was sie konnte. Wie oft

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