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Die Tote von Harvard

Die Tote von Harvard

Titel: Die Tote von Harvard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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war:
    Ich schenkte der Hoffnung eine Uhr von mir, aber sie, o Trug, schickt mir einen alten Krug. Mein Gebetbuch ich ihr als nächstes laß und sie gibt mir ein Augenglas. Dann schenk ich ihr ein Amulett mit einer Träne und sie schickt mir aus ihrem Haar ’ne graue Sträh-ne. Ach, Undankbare, nie mehr ich dir etwas bring, auf was ich hoffte, war ein Ring.
    Kate setzte sich an einen der Tische und las das Gedicht wieder und wieder; dann schrieb sie es auf ein Blatt Papier ab, um das sie einen Studenten bitten mußte, da sie ihr Arbeitszimmer so überstürzt verlassen hatte. Nachdem sie das Buch ins Regal zurückgestellt hatte, machte sie sich auf den Weg zu Moon. Spät nachmittags war er meistens zu Hause.
    Moon bot Kate ein Bier an und war bereit, über Janet zu sprechen. »Bist du weitergekommen?« fragteer. »Mir liegt daran, daß du das Geld für die Kaution zurückbekommst, mir liegt auch daran, Cunningham zu zahlen, was ich ihm schulde, wofür ich mir wahrscheinlich Geld leihen muß; außerdem liegt mir daran, meinen Kurs hinter mich zu bringen, aber vor allem will ich so schnell wie möglich von hier verschwinden. Und da du die einzige bist, die mir dazu verhelfen kann, rede ich so viel über Janet, wie du willst. Aber ich wünschte, ich könnte irgendeinen Sinn darin sehen. Versuch mich zu verstehen, Kate. Ich hab die Frau fast zwanzig Jahre lang nicht gesehen, und ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß sich in meiner ziemlich getrübten Erinnerung irgendein Hinweis darauf findet, wer sie hätte umbringen wollen und aus welchem Grund. Um die Wahrheit zu sagen: Die Erinnerung an meine Zeit mit Janet war schon zehn Minuten nach der Scheidung so gut wie erloschen.«
    »Was hieltest du von ihrer Familie? Ich habe gerade einen ihrer Brüder kennengelernt. Eine Erfahrung, die man nur einmal im Leben machen möchte.«
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    »Um ihre Familie habe ich mich nie geschert, und ich glaube, Janet im Grunde auch nicht. Sie hatte diese beiden jüngeren Brüder, die offenbar darum wetteiferten, den Orden für das langweiligste Mitglied im örtlichen Elk Club zu bekommen. Ich weiß, das hört sich snobistisch an, aber so meine ich es gar nicht. Ich will nur sagen: Gäbe es Clubs, bei denen die Aufnahmebedingung darin be-stünde, daß alle Mitglieder so spießig wie nur möglich sind, ihre Brüder hätten einen solchen gegründet.«
    »Ihr beide, du und Janet, habt nicht über ihre Familie gestritten?«
    »Nie. Ich war mit der kirchlichen Trauung einverstanden, weil ih-re Familie schon genug daran zu knabbern hatte, daß sie einen Juden heiratete. Aber diese kirchliche Trauung war die letzte Konzession, die sie an ihre Familie machte. Gott weiß, daß es Janet nicht leicht-fiel, sich von herkömmlichen Vorstellungen zu lösen, aber ich glaube, als wir heirateten, hatte sie es doch geschafft, ihre Kleinmäd-chenträume nicht mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Wahrscheinlich war das der Grund, warum wir überhaupt geheiratet haben.«
    »Hatte sie deiner Meinung nach eine glückliche Kindheit?«
    »Keine Spur glücklich. Aber sie hatte immer das Gefühl, daß sie für ihre trostlose Kindheit irgendwie entschädigt werden würde – mir fällt das richtige Wort nicht ein –, daß sie es ihrer Familie beweisen würde. Das Dumme bei solchen Familien ist bloß, daß man ihnen beweisen kann, was man will – man wird die Klassenerste, macht das beste Universitätsexamen, und alles, was ihnen dazu einfällt, ist die Frage: Wann heiratest du? Ich glaube, Janet wollte gar nicht heiraten, aber ihre Familie sollte nicht denken, sie bekäme keinen ab.
    Gleichzeitig wollte sie keinen, der ihrem Clan gefallen hätte. Ich glaube, ich kam gerade recht, weil ich ständig hinter ihr her war, mich zu heiraten und endlich mit mir ins Bett zu gehen. Gott, wie ich die Fünfziger hasse.«
    »Moon«, sagte Kate nach einer langen Pause, während der beide freudlosen Erinnerungen an die fünfziger Jahre nachgehangen hatten,
    »wenn du aufgrund des Bildes, das du von Janet hast, entscheiden solltest, ob jemand sie aus persönlichem Haß umbrachte oder wegen dem, was sie verkörperte, worauf würdest du tippen?«
    »Ob jemand sie umbrachte, weil sie Janet war oder weil sie eine bestimmte Sorte Person war? Meinst du das? Nach dem, was ich von ihr weiß – ich tippe, ohne zu zögern, auf letzteres. Ich glaube einfach nicht, daß jemand sie ermordet hat, weil er sich von ihr beleidigt oder verletzt fühlte.
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    Sie wurde ermordet, weil sie

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