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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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als zu Hause verbracht. Da Wilmington bereits am Morgen angetrunken war, war es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er seinen Job als Automechaniker verlor. Da hier jeder jeden kannte und man ihn schnell als notorischen Säufer abgestempelte, fand er auch keine neue Stelle.
    Rachel wusste, dass der Vater recht hatte. Es war schließlich ihre Schuld gewesen, dass er ohne Frau leben und die Geschwister ohne Mutter aufwachsen mussten. Solange die Zwillinge noch so jung waren – auch Angie war mit vierzehn noch lange nicht so weit, auf eigenen Beinen zu stehen, wenngleich das Mädchen das meistens anders sah –, konnte sie ihre Familie nicht im Stich lassen. Rachel war der Meinung gewesen, Sarah hätte sie verstanden und sie hätten gemeinsam nach einer Lösung gesucht, doch nun musste sie einsehen, dass sie sich in der Freundin getäuscht hatte. Nun, da Sarah ohne ein Wort des Abschiedes gegangen war, war ohnehin jeder Gedanke an eine bessere Zukunft hinfällig. Kein Wort von dem, was Sarah gesagt hatte, war jemals ernst gemeint gewesen. Sarah Miller war wie ein bunter Schmetterling nach Lower Barton und in Rachels Leben geflattert, und ebenso schnell wieder verschwunden. Rachel wünschte sich von ganzem Herzen, Sarah wäre wieder nach Bristol zurückgekehrt und würde ihren Brief erhalten. Und noch mehr wünschte sie sich, die Freundin würde ihr bald antworten. Wenn sie nur ein Wort – sei es per Post – von Sarah erhielt, dann würde ihr das die Kraft geben, die nächste Zeit zu überstehen.
    „Das ist ja eine ganz unglaubliche Geschichte!“ Victor Daniels schlug sich auf den Oberschenkel und lachte dröhnend.
    Mabels Gesicht verschloss sich. Es war ein Fehler gewesen, dem Tierarzt von der Leiche, die plötzlich verschwunden war, und von ihrem – begründeten – Verdacht, es handle sich um eine Laienschauspielerin, zu erzählen.
    „Es tut mir leid, Sie mit den Hirngespinsten einer verrückten Alten belästigt zu haben“, sagte sie kühl und stand auf.
    „Jetzt seien Sie nicht gleich beleidigt.“ Victor sah sie an und sein Lächeln erstarb. „Ich gebe zu, auf den ersten Blick klingt es wirklich etwas sehr nach der guten alten Miss Marple …“ Er brach ab, als Mabel die Lippen zusammenpresste.
    „Ich weiß nicht, was mich veranlasst hat, Ihnen von der Sache zu erzählen“, sagte sie mühsam beherrscht. „Vielleicht weil ich dachte, ich könnte Ihnen vertrauen.“
    „Das können Sie auch.“ Victor griff nach ihrer Hand. „Setzen Sie sich wieder hin. Ich sagte, es klingt unwahrscheinlich, aber nicht, dass ich Ihnen nicht glaube. Gut, Sie sind zweifelsohne alt“, diese Worte wurden von einem Zwinkern seiner Augen begleitet, „und ob Sie verrückt sind, kann ich nicht beurteilen. Bisher machten Sie einen ganz vernünftigen Eindruck auf mich, aber sind nicht alle Menschen irgendwie verrückt? Wir alle tun doch manchmal etwas, das nicht den allgemein gültigen Normen entspricht, oder?“
    Mabel schwieg, sie hatte keine Lust, mit Victor über das Verhalten von Menschen zu diskutieren. Sie bereute ihre Vertrauensseligkeit. Nach dem Besuch bei Catherine Bowder war sie jedoch derart aufgewühlt gewesen, dass die Geschichte regelrecht aus ihr herausgeplatzt war. Victor Daniels hatte Tee gekocht, dann hatte er Lucky, die Katze, geholt und sie Mabel in die Arme gedrückt. Das Tier war weder tätowiert, gechipt noch kastriert, was darauf schließen ließ, dass es keine Besitzer hatte. Es schmiegte sich an Mabels Brust und begann zuschnurren – ganz so, als wüsste es, dass hier die Frau war, die sein Leben gerettet hatte.
    „Ich spüre, Sie belastet etwas, Mabel“, hatte Victor Daniels gesagt. „Haben Sie Ärger mit Lady Abigail?“
    Da war es aus Mabel einfach herausgeplatzt. Es war wie eine Befreiung, endlich jemandem alles erzählen zu können, besonders, da Victor ihr aufmerksam zuhörte und sie kein einziges Mal unterbrach. Seine Reaktion, als sie geendet hatte, sprach Bände.
    „Ich gehe jetzt besser“, sagte Mabel und setzte die Katze, die sie die ganze Zeit über auf dem Arm gehalten hatte, auf den Boden. Sofort umtänzelte das Tier ihre Beine und drückte sich an sie, dabei war es darauf bedacht, mit seinem gedrahteten Mäulchen nicht gegen etwas zu stoßen. Tiere lernen schnell, viel schneller als Menschen, darin hatte Victor recht.
    „Lucky liebt Sie“, bemerkte Victor und schmunzelte. „Es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben, als sie zu behalten, wenn sie wieder gesund

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