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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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anmerken, sondern fragte ruhig: „Wo ist Angie?“
    „Die hockt vor dem Fernseher und sieht sich eine Castingshow an“, antwortete der um acht Minuten ältere Gordon und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Träumt davon, auch bald ein Star zu sein.“
    Angie, die vierzehnjährige Schwester von Rachel, fieberte auf ihren sechzehnten Geburtstag hin, denn erst dann war sie alt genug, um sich bei einem solchen Gesangswettbewerb, von dem es unzählige in der britischen Medienlandschaft gab, zu bewerben. Bis es soweit war, übte sie sich bei jeder Gelegenheit im Singen. Rachel wollte ihrer Schwester nicht wehtun, sie bezweifelte jedoch, dass Angie jemals über die erste Runde hinauskommen würde. Angie mochte zwar einige Talente haben – sie war im Gegensatz zu ihren Brüdern eine gute und fleißige Schülerin –, Singen gehörte nicht dazu. Als Gott die Gaben guter Stimmen verliehen hatte, hatte niemand von den Wilmington-Geschwistern etwas davon mitbekommen. Rachel wussteheute schon, es würde eine schwere Zeit werden, wenn Angie erkennen musste, dass sie niemals den Weg eines Superstars würde gehen können.
    „Deckt ihr bitte den Tisch?“, forderte sie ihre Brüder auf, diese grinsten nur breit.
    „Nö, keinen Bock. Wir sind im Wohnzimmer, ruf, wenn’s Essen endlich fertig ist.“
    „Also, ihr könntet wirklich mal ….“
    Rachel verstummte, denn ihr Vater war neben sie getreten. Mit den Fingern einer Hand umklammerte er so fest ihren Oberarm, dass Rachel einen Schmerzenslaut unterdrücken musste. Es würden sicher wieder blaue Flecken auf ihrer Haut zu sehen sein, daran hatte Rachel sich inzwischen gewöhnt. Sie roch den Bieratem ihres Vaters, als er zischte: „Lass die Jungs in Ruhe! Hausarbeit ist Frauensache. Du hast ihnen schließlich die Mutter genommen, die Kinder können nichts dafür.“
    Erschrocken bemerkte Rachel, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Seit fünf Jahren verging kein Tag, an dem der Vater sie nicht an ihre große Schuld erinnerte. Denzil Wilmington hatte Rachels feuchte Augen und das Zittern ihrer Unterlippe bemerkt. Er lachte höhnisch.
    „Ja, jetzt heulst du wieder. Hast auch allen Grund dazu, du Mörderin.“ Er drehte sich um, aber nur, um die Kühlschranktür zu öffnen, eine volle Bierflasche herauszunehmen und zu brüllen: „Das ist die letzte Flasche. Du hast vergessen einzukaufen.“
    Rachel senkte den Kopf und murmelte: „Ich gehe nach dem Essen zu Londis und hole neues Bier.“
    „Londis!“ Denzil Wilmington spukte mitten auf den Fußboden. „Die sind viel zu teuer, außerdem führen sie nicht dasBier, das ich will. Du gehst zu Morrisons, die haben bis zehn Uhr offen. Wenn du dich beeilst, schaffst du es noch.“
    Rachel biss die Zähne zusammen, denn ein Widerspruch würde nur weiteren Streit und ihr Schläge einbringen. Direkt an der Ecke, nur zweihundert Meter weiter, befand sich der kleine Supermarkt Londis, der immer bis Mitternacht geöffnet hatte, auch sonntags. Ihr Vater hatte aber recht, das Warenangebot war klein und recht teuer. In der Stadtmitte von Lower Barton befand sich der Supermarkt Morrisons, der ein größeres und günstigeres Angebot hatte, dazu musste sie aber wieder durch den ganzen Ort laufen, und der Laden schloss in einer knappen Stunde. Rachel wünschte sich manchmal, sie hätte ein Auto. Nach dem Unfall hatte sie sich nicht wieder hinters Steuer gesetzt, außerdem war kein Geld vorhanden, einen Wagen zu kaufen – und sei es nur ein kleiner und gebrauchter. In Saltash gab es nämlich die großen Supermärkte ASDA und TESCO, die wesentlich billiger waren, und Rachel musste jeden Penny, den der Vater vom Amt bekam, ohnehin dreimal umdrehen, bevor sie ihn ausgab. Alle zwei Wochen fuhr ein Bus von Lower Barton nach Saltash, und Rachel fuhr dann zum Einkaufen dorthin. Sie musste die Waren jedoch in zahllosen Plastiktüten nach Hause schleppen und war immer völlig gerädert, wenn ein solcher Einkaufstag vorüber war. Weder ihre Brüder noch Angie hatten auch nur jemals ein Anzeichen gemacht, Rachel zu helfen, und sie hatte es längst aufgegeben, sie darum zu bitten. Der Vater lebte ihnen tagtäglich vor, dass Rachel nicht mehr als eine Angestellte in diesem Haus war, zudem noch eine Angestellte, die kostenlos arbeitete. Denzil Wilmington hatte seit vier Jahren keinen Job mehr. Schon bevor Rachels Mutter starb, hatte er oft und gern dem Alkohol zugesprochen, nach dem Unfall hatte erregelmäßig zu trinken begonnen und mehr Zeit im Pub

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