Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
ist.“
„Eine Katze auf Higher Barton?“ Mabel schüttelte den Kopf. Obwohl das Haus groß genug war, konnte sie sich nicht vorstellen, dass Abigail von einem Haustier begeistert sein würde. Vielleicht konnte sie Lucky in den Pferdeställen unterbringen? Dort gab es jede Menge Mäuse zum Jagen, und eine stark befahrene Straße war weit entfernt.
„Ich werde es mir überlegen.“
Er nickte zufrieden. „Noch zehn, höchstens vierzehn Tage, dann werde ich den Draht entfernen und unsere kleine Dame kann wieder ins freie Leben entlassen werden.“
Mabel merkte, wie Victor durch das Gespräch über die Katze von ihrem eigentlichen Thema ablenkte, daher sagtesie: „Am besten vergessen Sie, was ich Ihnen erzählt habe.“
„Das werde ich nicht, Mabel, denn ich denke, an der Sache könnte etwas dran sein.“
„Meinen Sie das ehrlich?“ Mabel sah ihn erstaunt an. „Sie glauben also nicht, ich leide an Halluzinationen oder gar Wahnvorstellungen?“
„Keineswegs.“ Ernst schüttelte Victor den Kopf. „Die Frage ist nur: Wenn alles stimmt, was Sie über diese Sarah Miller herausgefunden haben, wo ist die Verbindung nach Higher Barton? Ich kenne Lady Abigail zwar seit Jahrzehnten, aber nur als Frau meines Schachpartners. Lediglich bei gemeinsamen Abendessen haben wir uns unterhalten.“
„Und das waren gewiss nicht viele Worte“, warf Mabel ein, die sich an das Abendessen erinnerte, bei dem Victor außer zum Essen kaum den Mund aufgemacht hatte.
„Nun, ich halte es für Luftverschwendung zu reden, wenn es nichts zu sagen gibt.“ Jetzt schlug Victor wieder seinen brummigen Ton an, und Mabel musste schmunzeln. „Was wollen Sie jetzt machen?“
„Was meinen Sie?“, fragte Mabel.
„Na, wie wollen Sie in Sachen Sarah Miller vorgehen? Haben Sie schon einen Plan?“
Mabel musterte Victor eindringlich. Sein Blick war frei von Spott, es schien ihn wirklich zu interessieren, was sie jetzt unternehmen wollte. Sie zuckte mit den Schultern.
„Ich habe keinen Plan, denn – wie Sie richtig bemerkten – ich bin nicht Miss Marple und habe auch keine Ambitionen, in ihre Fußstapfen zu treten.“
Victor senkte den Kopf, er schien zu überlegen, dann sagte er leise: „Es wäre vielleicht eine gute Idee, gemeinsam nachBristol zu fahren. Sie haben sich die Adresse, an die Rachel ihren Brief gerichtet hat, notiert, ja?“
„Gemeinsam?“ Mabel meinte, sich verhört zu haben, Victor nickte jedoch.
„Natürlich können Sie auch allein fahren, ich dachte nur, Sie würden sich über meine Begleitung freuen. Ist doch ein ganzes Stück nach Bristol hoch.“
In Mabels Kopf schwirrte es wie in einem Bienenstock.
„Sie glauben mir also wirklich und möchten mir helfen, die Spur von Sarah Miller zu verfolgen?“
„Sag’ ich doch“, brummte Victor. „Allerdings kann ich übers Wochenende nicht weg. Notdienst, Sie verstehen? Am Montag kann ich meine Praxis aber ruhig mal für einen Tag schließen, dann können wir fahren.“
Für einen Moment schloss Mabel die Augen und atmete tief ein und aus. Victor hatte recht. Auch wenn sie überzeugt war, Sarah Miller nicht in Bristol zu finden, denn das Mädchen war schließlich tot, könnte es sie weiterbringen, wenn sie das Umfeld, in dem sie gelebt hatte, aufsuchte. Sicher gab es Nachbarn oder Freunde, die ihr sagen konnten, was Sarah veranlasst hatte, nach Lower Barton zu kommen. Vielleicht würden sie in Bristol auch auf Eltern oder Geschwister treffen, die inzwischen in Sorge waren. Hier im Ort hatte niemand eine Vermisstenanzeige aufgegeben, denn das konnten nur Verwandte machen. Sarah Miller war immerhin eine erwachsene Frau, die kommen und gehen konnte, wie und wann sie wollte. Mabel konnte sich die Reaktion des Chefinspektors lebhaft vorstellen, wenn sie versuchen würde, Sarah als vermisst zu melden.
„Ich hätte da allerdings eine Bedingung.“ Victor riss Mabel aus ihren Gedanken.
„Aha“, sagte sie nur und ihre anfängliche Erleichterung darüber, dass Victor ihr zur Seite stehen wollte, erhielt einen Dämpfer.
„Nun, sagen wir mal, eher eine Bitte als eine Bedingung“, räumte er ein, als er ihren abweisenden Gesichtsausdruck sah. Mit einer Hand machte er eine raumgreifende Bewegung. „Sie sehen ja, hier fehlt es an einer Haushälterin. Sie könnten mir behilflich sein, eine kompetente und vor allen Dingen zuverlässige Frau zu finden.“
Mabel atmete erleichtert aus. In der Tat war es dringend nötig, dass sich Victors Haushalt eine weibliche Hand
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