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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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wissen, dass sie Nachforschungen über Sarah Millers Verschwinden anstellte. Plötzlich bekam die Aussage von Catherine Bowder einen anderen Blickwinkel. Die Pensionswirtin hatte sich über Sarah zwar freundlich geäußert, Mabel bezweifelte jedoch, dass Mrs Bowder Sarah sonderlich gemocht hatte, da Sarah ihrer Enkelin die Rolle fortnahm. Mabel hatte keine Kinder, geschweige denn Enkelkinder, sie konnte sich jedoch gut vorstellen, wie Mrs Bowder sich gefühlt haben musste. Sie musste es doch unheimlich geärgert haben, dass Jennifer ausgebootet worden war, und dann noch von einem Mädchen, das unter ihrem Dach wohnte. Ihr deswegen aber gleich einen Mord zuzutrauen, hielt Mabel allerdings für überzogen. Obwohl … Mabel erinnerte sich an Mrs Bowders untersetzte Statur, und als sie den Wein eingeschenkt hatte, waren ihr die kräftigen Hände aufgefallen. Sie schüttelte sich wie ein junger Hund, der ins Wasser gefallen war. Die Motive, die Mabel bisher für einenMord an Sarah Miller in Erfahrung bringen konnte, waren mehr als dürftig: Michael Hampton aus verschmähter Liebe, Jennifer Crown aus Neid, Catherine Bowder, weil sie ihre Enkelin wieder in erster Reihe sehen wollte, und Abigail … Mabel schüttelte den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen, als könne sie damit ihre Gedanken verscheuchen. Es gab keinen, nicht einen einzigen Hinweis darauf, dass Sarah Miller mit Higher Barton etwas zu tun gehabt hatte oder dass sie und Abigail sich kannten. Hier sah sie nun wirklich Gespenster.
    Warum wurde sie dann im Haus deiner Cousine erdrosselt? Die leise Stimme in Mabels Hinterkopf wurde immer lauter und ließ sich nicht leugnen. Die Sache wurde immer verzwickter, und Mabel immer entschlossener, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Da sie ihr Auto auf dem Parkplatz des Supermarktes am Ortsrand geparkt hatte, ging Mabel langsam die Talland Street hinunter. Dabei war sie derart in Gedanken versunken, dass sie Victor Daniels erst bemerkte, als er seinen Jeep neben ihr stoppte.
    „Miss Mabel, wollten Sie mich besuchen?“
    Mabel zuckte erschrocken zusammen.
    „Oh, Victor … ich habe Sie nicht gesehen …“
    Er lächelte, und Mabel schaute genauer hin. Ja, tatsächlich – Victor Daniels lächelte und sah damit weit weniger griesgrämig aus, als Mabel ihn je zuvor gesehen hatte.
    Er stieg aus und fragte: „Sicher wollen Sie wissen, wie es unserer kleinen Patientin geht.“
    „Patientin?“ Mabel wusste nicht gleich, von wem er sprach, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. „Ach so, ja, die kleine Katze. Wird sie es denn schaffen?“
    Daniels deutete auf sein Haus.
    „Seit gestern frisst sie selbstständig. Kommen Sie rein, dann können Sie sich persönlich überzeugen.“
    Mabel zögerte. Abigail wartete bestimmt mit dem Abendessen auf sie. Andererseits – sie fühlte sich im Moment nicht in der Lage, ihrer Cousine unbefangen gegenübertreten zu können.
    „Gerne, Victor, ich sollte nur kurz auf Higher Barton anrufen und Bescheid geben, damit mit dem Essen nicht auf mich gewartet wird.“
    Mabel spürte, wie sie ruhiger wurde und die Ereignisse und Erkenntnisse des Tages von ihr abfielen. Wenn sie gewusst hätte, was sich zur selben Zeit am anderen Ende von Lower Barton zutrug, wäre es mit der Ruhe nicht weit her gewesen.

10
    Nachdem Rachel Wilmington den Gemeindesaal verlassen und ihren Brief an Sarah in den Postkasten geworfen hatte, ging sie nach Hause. Langsam setzte sie einen Schritt vor den anderen, was aber nicht an ihrer kaputten Hüfte lag, sondern sie wollte Zeit schinden. Rachel wusste, ihr Vater würde zwar toben, wenn sie sich verspätete, da Denzil Wilmington aber eigentlich immer wütend war, spielte das ohnehin keine große Rolle.
    Das Haus der Wilmingtons lag außerhalb von Lower Barton, direkt an der Straße, die nach Polperro führte. Es war aus roten Backsteinen erbaut, zwei Stockwerke hoch und verfügte über einen kleinen Garten. Dichtes Unkraut überwucherte die einstigen, von Rachels Mutter angelegten Gemüse- und Blumenbeete, denn Rachel eignete sich nicht als Gärtnerin. Eigentlich eignete sie sich zur gar nichts, was sie ihr Vater täglich wissen ließ. Als das Haus in Sicht kam, wischte Rachel sich die Tränen von den Wangen. Wenn der Vater sah, dass sie wieder geweint hatte, würde das nur seinen Spott heraufbeschwören. Rachel fragte sich, wie viel Flüssigkeit eigentlich in einem Menschen steckte, denn die Mengen an Tränen, die sie in den letzten fünf

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