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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Grausamste am Alter, dass der Wunsch nach körperlicher Liebe nie vergeht, man aber täglich zusehen muss, wie der eigene Körper altert und zunehmend unansehnlicher wird. Ich weiß, zwischen mir und Justin wird es nichts von Dauer sein, ich bin jedoch entschlossen, die Zeit, die das Schicksal uns schenkt, bis zur Neige zu genießen.“
    Mabel griff über den Tisch nach Abigails Hand.
    „Es ist dein Leben“, sagte sie. „Sei dennoch vorsichtig und versprich mir, auf dich aufzupassen, ja?“
    Abigail schmunzelte. „Siehst du nun, wie wichtig es ist, dass du in Cornwall bleibst? Niemand sonst als du kann besser auf mich aufpassen, liebste Cousine.“
    Spontan beugte sich Mabel vor und küsste Abigail auf die Wange, woraufhin diese errötete.
    „Du hast mir endgültig verziehen?“, flüsterte sie, und Mabel nickte.
    „Ich glaube, du warst für Arthur die bessere Frau. Als Lady Tremaine musst du stets repräsentieren und in der Öffentlichkeit stehen, etwas, mit dem ich, wie du weißt, immer Probleme hatte. Damals war ich natürlich sehr verletzt, dachte, mein Leben wäre beendet. In meiner Arbeit habe ich jedoch die Erfüllung gefunden, um wirklich glücklich zu sein.“
    Abigail sah ihre Cousine ernst an.
    „Du hast nie geheiratet. Lange Zeit machte ich mir Vorwürfe, dass Arthur und ich dein Herz gebrochen hätten und dir deswegen das Glück auf eine eigene Familie versagt blieb.“
    Mabel hob abwehrend die Hände: „Ich wollte nicht heiraten, nur um verheiratet zu sein. Ich gebe zu, dass ich keinemMann begegnet bin, für den ich ähnliche Gefühle wie für Arthur empfand, und Kinder …“ Sie zögerte und fuhr dann fort: „Du und Arthur, warum habt ihr keine Kinder gehabt? Verzeih, es ist eine sehr persönliche Frage, du brauchst sie nicht zu beantworten, wenn du nicht möchtest.“
    Ein Schatten fiel über Abigails Gesicht und ihr Blick verdunkelte sich.
    „Nach zwei Jahren Ehe wurde ich schwanger. Arthur freute sich ungemein, während ich hin- und hergerissen war. Ich wollte weiterhin reisen, auf Partys gehen und meinen Spaß haben. Außerdem hatte ich Angst, meine schlanke Figur zu verlieren, du weißt, wie eitel ich immer war.“ Sie lachte leise, und Mabel konnte einen bitteren Unterton in ihrer Stimme hören, als sie fortfuhr: „Ich verlor das Kind im vierten Monat und die Ärzte sagten, ich könne nie wieder schwanger werden. Arthur und ich suchten die besten Spezialisten auf, nicht nur in England, sondern in ganz Europa, aber jeder stellte dieselbe Diagnose.“
    „Das tut mir leid.“ Mabel drückte Abigails Hand.
    „Du siehst, wir hatten unsere Schattenseiten. Dazu kamen die Vorwürfe, die ich mir machte, da ich dieses Kind ursprünglich nicht wollte.“ Abigail zuckte die Schultern und sagte ernst: „Ich bin froh, dass zwischen uns nun alles ausgeräumt ist. Wer weiß, wie lange das Schicksal uns noch auf dieser Welt belässt. Auf keinen Fall wollte ich sterben, ohne dass du mir verziehen hast, und wenn ich Higher Barton bei dir in guten Händen weiß, sehe ich meinen letzten Jahren recht positiv entgegen.“
    Mabel wand sich unbehaglich und rutschte auf der Bank umher.
    „Abigail … die Idee, mich als Erbin einzusetzen … Ich verstehe deinen Wunsch, den Besitz in der Familie zu behalten, aber …“
    Resolut schnitt Abigail Mabel das Wort ab.
    „Es ist bereits alles schriftlich geregelt. Solltest du vor mir sterben, dann geht Higher Barton an eine gemeinnützige Stiftung, die daraus entweder ein Alten- oder ein Kinderheim machen wird.“
    Mabel schwieg, obwohl es ihr auf der Zunge brannte zu sagen, dass Abigail doch gleich ihr Testament zugunsten dieser Stiftung aufsetzen könne. Sie wusste, dass ihre Cousine von einem einmal gefassten Entschluss nicht abzubringen war. Sie und Abigail waren beide ihrem Alter entsprechend gesund und rüstig – und in den nächsten Jahren könnte noch viel geschehen. Etwas jedoch musste Mabel ihre Cousine noch fragen.
    „Was ist mit Justin Parker? Erwartet er nicht, einen Teil des Kuchens abzubekommen?“
    Abigail verstand sofort, was Mabel meinte.
    „Du schätzt Justin falsch ein“, sagte sie und schüttelte vehement den Kopf. „Er war es, der nicht lockergelassen hat, als ich ihn wiederholt abwies und meinte, ich wäre viel zu alt für ihn. Mit jüngeren Frauen hat Justin noch nie etwas anfangen können und er weigert sich, auch nur einen Penny von mir anzunehmen, der sein Gehalt übersteigt. Wir lieben uns wirklich. Du musst Justin nur besser

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