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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Mabel jedochkaum etwas anrührte. Sie hoffte auf den morgigen Tag, und dass ihre Nachforschungen in Bristol etwas ergeben würden. Mabel wusste nicht, was sie zu finden hoffte. Vielleicht hatte Sarah Familie, die in Sorge um sie war, oder zumindest Freunde, die ihr sagen konnten, was Sarah nach Cornwall getrieben hatte. Das wäre ein Anfang.
    Da Mabel wusste, wie wenig Abigail mit der Fahrt nach Bristol einverstanden sein würde, beschloss sie, ihrer Cousine nichts zu sagen. Abigail war ohnehin schon beleidigt. Sie, Mabel, würde also versuchen, die Unstimmigkeit zwischen ihnen dann zu bereinigen, wenn der Mörder von Sarah Miller gefasst war und hinter Schloss und Riegel saß.

12
    Mabel war ebenso wenig wie Victor Daniels jemals zuvor in Bristol gewesen. Dank des Navigationssystems, mit dem Victors Jeep ausgerüstet war, hatte der Tierarzt keine Bedenken, die Adresse von Sarah Miller zu finden.
    „Hab’ mich früher gegen so neumodische Dinge gewehrt“, brummte Victor, während er die Zieladresse in das Gerät eingab. „Dachte, brauch’ so ein Ding nicht, kenne mich in Cornwall eh bestens aus. War aber schon manchmal dankbar dafür – manche Farmen liegen ganz schön versteckt.“
    Mabel lächelte still in sich hinein und dachte, wenn sie ein Navigationssystem und ein Handy besäße, dann wäre es ihr erspart geblieben, erst im Morgengrauen auf Higher Barton anzukommen und über eine Leiche in der Bibliothek zu stolpern. Nein, wenn Mabel sich nicht verfahren hätte und liegengeblieben wäre, wäre sie an Abigails Geburtstag pünktlich angekommen, hätte an deren Fest teilgenommen und den Mord vielleicht sogar verhindern können.
    „Victor“, sagte sie und legte eine Hand auf seinen Arm, „wären Sie mir beim Kauf eines Handys behilflich?“
    Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu.
    „Sie haben keines?“, fragte er erstaunt.
    „Ich hielt es bisher nicht für erforderlich. Bisher waren mir solche technischen Geräte etwas suspekt ebenso wie Ihnen, jetzt erkenne ich jedoch die Notwendigkeit, mich der modernen Kommunikationswelt zu öffnen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir helfen könnten. Wenn ich in ein Geschäft gehe und mir von einem Jungspund erst alles erklären lassen muss …“
    Victor verstand und schmunzelte.
    „Machen wir, wenn wir heute Abend zurück sind, ja?“
    Mabel nickte, lehnte sich zurück und begann die Fahrt zu genießen, wenngleich sie nicht wusste, was sie am Ziel erwarten würde. Wie hatte Sarah gelebt? Noch bei ihren Eltern, die sie doch inzwischen vermissen mussten, oder in einer eigenen Wohnung? Vielleicht lebte sie auch mit einem Mann zusammen, der sich wunderte, wo seine Freundin abgeblieben war. Mabel hoffte, in wenigen Stunden auf die meisten ihrer Fragen Antworten zu erhalten.
    Victor nahm die A38, sie erreichten die Grafschaft Devon über die Tamar Bridge bei Saltash, umfuhren Plymouth nördlich und folgten dem Verlauf der vierspurig ausgebauten Straße bis Exeter. Dort wechselte Victor auf die M5, wo reger Verkehr herrschte und sie nur langsam vorankamen. Es war bereits Mittag, als sie die Autobahn verließen und in das Gewirr der Straßen Bristols eintauchten. Mit fast fünfhunderttausend Einwohnern war Bristol die achtgrößte Stadt Englands und noch immer ein bedeutender Handelshafen, wenngleich der Glanz vergangener Zeiten längst verblasst war. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Stadt durch Bombenangriffe schwere Verwüstungen erlitten, bei denen das historische Zentrum vollständig zerstört worden war. Zwar wurden im Zentrum einige alte Gebäude wieder aufgebaut, die Randgebiete Bristols waren jedoch geprägt von Industrieanlagen, Hochhäusern, die Firmen beherbergten, und tristen Wohnvierteln. Die Campbell Street lag nördlich des Zentrums – eine enge Straße, gesäumt von zweistöckigen schlichten Reihenhäusern mit Souterrainwohnungen, meistens mit einem weißen oder grauen Anstrich. Nur wenige Häuser bewiesen Mut zur Farbe und peppten die Tristesse dieser Gegend etwas auf.
    Vor dem Haus mit der Nummer sechzehn fand Victor keinen Parkplatz, er konnte den Jeep erst zwei Straßenzüge weiter abstellen. Als Mabel ausstieg, fiel ihr sofort auf, wie anders die Luft in Bristol war. Obwohl die Stadt nicht weit vom Meer entfernt lag, fehlte die frische Brise, die einem in Cornwall stets in die Nase stieg. Vom Haus, in dem Sarah Miller gewohnt hatte – zumindest war Rachels Brief an diese Adresse gerichtet gewesen –, blätterte der Putz ab, die Tür war in

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