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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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Keramikfigur war überraschend leicht, so leicht, dass Felicia beinahe rücklings von der Trittleiter kippte. Erst im letzten Moment gewann sie ihr Gleichgewicht zurück, indem sie sich wie eine exotische Tänzerin verrenkte, die sich einem Sturm entgegenstellt, und hin und her schwankte.
    »Langsam!«, rief Syd besorgt. »Vorsicht mit der Ware!« Er legte ihr die Hände um die Waden und half ihr, die Leiter hinunterzusteigen, während sie das zu einer Einzelfigur verschmolzene aufreizende Nuttentriumvirat gegen ihre auch nicht unansehnlichen Brüste gedrückt hielt.
    »Wir müssen die Statue in einem Karton verstauen und mit jeder Menge Styroporplättchen auspolstern«, sagte er. »Und kriege ich nicht irgendeinen Beleg von Ihnen, bevor Sie mit meinem Eigentum verschwinden?«
    »Ich scheiße auf die Formalitäten«, erwiderte Felicia. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit. Wir müssen vor meinem Boss bei Cy Vega eintreffen.«
    »Okay. Dann schaffen Sie die Mädchen schon mal runter zum Taxi, während ich den Laden wieder abschließe.«
    Felicia schob sich an ihm vorbei durch die Eingangstür und setzte den Fuß auf die erste der drei Steinstufen.
    Genau in diesem Moment war der Taxifahrer nach einer längeren inneren Debatte zu dem Entschluss gekommen, seine finanziellen Einbußen zu begrenzen. Er lehnte sich so weit wie möglich über die Rückenlehne des Fahrersitzes in den Fond, packte den Griff der offen stehenden Hintertür und schlug sie zu. Dann trat er das Gaspedal hinunter. Das Taxi schoss mit quietschenden Reifen los.
    »Hey!«, schrie Felicia ihm hinterher. »Warte!«
    Doch da war es schon zu spät. Der Fahrer konnte sie nicht mehr hören, das Taxi bog bereits in die nächste Seitenstraße ein.
    Ich hätte ihm ein paar pesos geben sollen , dachte Felicia, als ihr Fuß über die Kante der zweiten Stufe rutschte. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte vornüber, tastete hektisch auf der Suche nach irgendeinem Halt in der Luft herum  – nach einem Geländer, einer helfenden Hand, einer zufällig vorbeikommenden Großmutter. Doch ihre Hände griffen ins Nichts.
    Die keramische Dreieinigkeit, plötzlich so frei wie drei Nymphen, die ihre Unterwäsche im Eingangsbereich eines Nudistencamps abgegeben hatten, stieg zuerst kurz in die Höhe, bevor sich ihre Flugbahn bedenklich abwärts neigte. Als sie den tiefsten Punkt der Parabel erreicht hatte, der mit dem harten Steinpflaster der Calle Frida Kahlo identisch war, zerbarst die Statue in unzählige scharfkantige Splitter.
    »Scheiße!«, stieß Felicia verbittert hervor.

Kapitel 25
    Fran Kovacs zuzusehen, wie sie die Straße hinaufgetänzelt und hinter der nächsten Straßenkreuzung verschwunden war, hatte Diaz emotional völlig aufgewühlt. Er hatte die Ellbogen auf den Mahagonitresen der Wonder Bar gestützt und trank einen Whiskey, um seine Libido zu zügeln, als Felicia anrief.
    Fran Kovacs hatte señor Gregorowitsch als Amanda Smallwoods Mörder benannt, allerdings ohne irgendeinen Beweis dafür zu präsentieren. Eine Anschuldigung, die vermutlich ihrer Eifersucht entsprungen war. Andererseits blieb Gregori Gregorowitsch nach wie vor ein verschwundenes und rätselhaftes Puzzlestück in diesem Fall.
    Dann hatte Felicia angerufen und ihn aus heiterem Himmel mit der Frage überfallen: »Wie viele Drinks hast du mittlerweile intus?« Der Satz hing wie ein unheiliger Furz in der Luft. Woher nahm sie nur die Frechheit, in seinen Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln?
    Nachdem er sie angeschnauzt hatte, war sie mit dem Namen des neuen, von Amanda Smallwoods prächtigen Möpsen inspirierten Künstlers rausgerückt. Es schien eine geradezu endlose Reihe davon zu geben – inspirierte Künstler, nicht Möpse.
    Cy. Was für ein Name war das denn? Die Kurzform von Cynthia? Oder von Cynbal aus dem Walisischen, was so viel wie Kriegshäuptling bedeutete? Oder eine Verniedlichung von Cyclops?
    »Triff mich in einer Viertelstunde vor seinem palacio «, hatte sie gesagt, und gleich darauf war die Leitung tot gewesen.Nur eine unbedeutende Störung im drahtlosen Telefonnetzwerk oder der unvermeidbare Zusammenbruch der globalen Infrastruktur?
    Als er die Rückruftaste gedrückt hatte, war er auf Felicias Mailbox gelandet. Was für ein Riesenhaufen Scheiße!
    Er stürzte den letzten Rest von seinem Whiskey hinunter und bat Felix, ihm das Telefonbuch zu bringen. Ob Cy Vega wohl darin verzeichnet war?
    In diesem Moment meldete sein Telefon das Eintreffen einer

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