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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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meine täglichen Ausgaben abzudecken.«
    Und sollte es trotzdem einmal eng werden, könntest du ja immer noch für ein paar Millionen das Church-Gemälde verkaufen , dachte Diaz. Aber vielleicht handelte es sich dabei ja doch nur um eine gute Kopie.
    »Und Sie haben Amanda Smallwood als Modell benutzt?«, hakte Felicia nach.
    »Ich benutze immer die strapazierfähigsten Frauen, die ich kriegen kann. Aber ich erinnere mich nicht an ihre Namen.«
    »Es ist die Frau in der Mitte der kleinen Statue aus Syds Schaufenster.«
    »Oh, die da.« Vielleicht war es die Erinnerung an ein sinnliches Erlebnis, die Vegas Augen einen Moment lang groß werden ließ.
    »Sie ist letzten Donnerstag ermordet worden.«
    »Ich weiß, ich lese Zeitung.«
    Paloma kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem drei dampfende Tassen café con leche und eine Dose Cola Zero mit einem Strohhalm standen. »Keine Cola Light«, murmelte sie, während sie das Tablett abstellte und sich unauffällig zurückzog.
    »Wo waren Sie letzten Donnerstag, señor Vega?«, erkundigte sich Diaz.
    »Offensichtlich war ich hier.«
    »Wo Sie an einer neuen Skulptur gearbeitet haben, bei der auch die verstorbene Frau eine Rolle gespielt hat?«
    »Warum nicht?«
    Diaz saß auf der äußersten Kante seines Liegestuhls und fummelte an der Tasse herum, ohne sie jedoch in die Hand zu nehmen.
    »Ist es okay, wenn ich jetzt gehe?«, fragte Syd. Er war der Einzige, der sich immer noch nicht gesetzt hatte.
    Felicia nagelte ihn geradezu mit ihren Blicken fest, worauf er sich ebenfalls setzte und Zucker in seinen Kaffee zu löffeln begann.
    »Amanda Smallwood hat letzten Donnerstagabend für Sie Modell gestanden, nicht wahr?«, setzte Diaz das Verhör fort.
    »Ich glaube, es war der Nachmittag. Mein Atelier geht nach Westen hinaus, und das Licht ist an den winterlichen Nachmittagen magisch.«
    »Dann war sie also nicht hier, als Sie sie umgebracht haben?«
    »Was?«
    »Ich meine, als Sie sie später an diesem Abend umgebracht haben, war das nicht hier.«
    »Sie ist gegen fünf gegangen. Hat gesagt, sie wäre verabredet. Und ich bin auch allmählich müde geworden.« Vega,der die Arme in einer dramatischen Geste weit ausgebreitet hatte, blickte zum Himmel empor, über den ein Düsenjäger einen weißen Kondensstreifen zog. »Also, das war schon eine schöne Frau, ein Geschöpf wie aus der griechischen Mythologie.«
    »War das der Grund, aus dem Sie sie umgebracht haben?«
    »Weil sie schön war? Was für einen kranken Geist Sie doch haben, Inspector! Sie war ein Geschenk der Götter.«
    »Vielleicht haben Sie ihr ja nur versehentlich das Genick gebrochen.«
    »Legen Sie mir bitte keine Worte in den Mund. Ich habe Ihnen gesagt, dass sie um fünf Uhr gegangen ist. Paloma wird meine Aussage bestätigen.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Plötzlich zerriss ein Schrei die Nachmittagsruhe.
    Vega war trotz seiner beachtlichen Körperfülle augenblicklich auf den Beinen. Als der nächste Schrei ertönte, rannte er bereits los wie ein aufgeschreckter Wasserbüffel.
    Syd warf sich auf den Boden. Felicia legte eine Hand auf den Griff der Glock in ihrem Holster und sah zu Diaz hinüber. Diaz war ebenfalls aufgesprungen, blieb aber mit einem angespannten Gesichtsausdruck stehen, anstatt Vega blindlings hinterherzustürmen. Es war diese Vorsicht im Angesicht unbekannter Gefahrensituationen, die ihn mehr als zwanzig Jahre im aktiven Polizeidienst hatte überleben lassen.
    Vega umkurvte Möbel, Blumentöpfe mit Bougainvillea und einen prächtig blühenden Weihnachtskaktus, als wäre er ein Footballspieler in Ballbesitz auf dem Weg zum entscheidenden Touchdown kurz vor Spielende, und stürmte eine schmale, geländerlose Treppe empor, die in das oberste und kleinste Stockwerk des Palacio St. Jude führte.
    Diaz drehte sich zu Felicia um. »Was ist da oben?«, knurrte er.
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.« Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht eine Fickwiese?«
    Obszönitäten aus dem Mund einer Frau haben eindeutig etwas Erregendes , dachte Diaz.
    Im obersten Stockwerk peitschten zwei Schüsse auf, gefolgt von lauten tumultartigen Geräuschen.
    Diaz zog vorsichtig seine Waffe und ging hinter den gepolsterten Liegesesseln in Deckung. Felicia folgte seinem Beispiel.
    Plötzlich ertönte über ihnen ein dumpfer Aufprall, als wäre irgendein schwerer Gegenstand –  oder ein massiger Körper – zu Boden gefallen.
    »Scheiße!«, stieß Diaz hervor.
    Als er auf die Treppe zulief, kam Paloma auf dem

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