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Die Tote von San Miguel

Die Tote von San Miguel

Titel: Die Tote von San Miguel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Woods
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verschwand im Labyrinth der benachbarten Gebäude. Im obersten Stock der Villa tauchte Diaz’ Kopf über der Brüstung auf. Er starrte mit einem resignierten Gesichtsausdruck in die Tiefe, ohne Anstalten zu machen, dem Flüchtenden auf diesem Weg zu folgen. Ein Sturz aus dieser Höhe konnte leicht tödlich enden.
    Felicia schob ihre Pistole ins Holster zurück, lief durch das Eingangstor des Palacio St. Jude ins Freie und ließ den Blick über die Fassaden des Häuserblocks wandern. Das Gebäude direkt neben der Villa war ein altes Lagerhaus oder eine Art Fabrik, unbewohnt und mit Brettern vernagelt. Direkt hinter ihm verlief eine schmale Seitengasse.
    Sie eilte zur Einmündung der Gasse in die Straße, zog erneut ihre Waffe, hielt sie in Brusthöhe und riskierte einen schnellen Blick um die Ecke. Die Gasse führte in Schlangenlinien steil aufwärts und ging schließlich in eine Reihe primitiver Stufen über, die zwischen den nackten Mauern der Häuser weiter in die Höhe führten. Von dem geflohenen Banditen war keine Spur zu sehen.
    War er überhaupt in dieser Gasse herausgekommen und hatte sich über die Stufen in Sicherheit gebracht? Oder trieb er sich immer noch irgendwo in den dunklen Tiefen des Lagerhauses herum?
    Felicia schob sich um die Hausecke herum und schlich vorsichtig die steile Gasse aufwärts, den Körper eng an die Mauer gedrückt. Ihr Fuß berührte etwas Weiches. Vor ihr stellte sich eine Ratte auf die Hinterbeine, die Zähne bösartig gebleckt. Das einzige sichtbare Auge funkelte angriffslustig.
    Eine Bewegung über ihr ließ Felicia aufblicken. In rundzwei Metern Höhe tauchte die dunkle Gestalt des Flüchtigen in einem gähnenden Mauerdurchbruch auf. Er schob langsam den Oberkörper vor und spähte nach rechts und links, ohne einen Blick auf die Gasse direkt unter sich zu werfen.
    Felicia erstarrte, eng gegen die Mauer gepresst.
    Der Bandit sprang mit weit ausgebreiteten Armen und flatterndem Schaffellmantel in die Tiefe. Seine huaraches klatschten laut auf dem Kopfsteinpflaster, als er in der Gasse landete.
    Felicia löste sich von der Wand, die Waffe fest in den Händen. »Keine Bewegung, Arschloch!«, zischte sie.
    Der pistolero fuhr herum und versuchte, die Schusshand mit der schweren Waffe hochzureißen.
    Zu spät, zu langsam.
    Die Glock in Felicias Händen bellte zweimal kurz auf, die Kugeln konnten ihr Ziel aus dieser Nähe gar nicht verfehlen. Der schmuddelige Bandit wurde zurückgeschleudert und brach tödlich getroffen zusammen. Felicia beugte sich über ihn und starrte auf ihn hinab. Sein Gesicht hatte sich zu einer unmenschlichen Fratze verzerrt, einer obszönen Mischung aus Gier, Hass, Geilheit und Wahnsinn. Er hatte die Kiefer fest zusammengebissen und die Zähne wie ein Hund gefletscht. Das Licht in seinen Augen war erloschen.
    Felicia durchsuchte den Leichnam flüchtig, fand aber nichts außer ein paar Ersatzpatronen Kaliber .45, einige unidentifizierbare Pillen und ein zerknittertes pornografisches Foto. Sie hob den Revolver des Toten auf, der wie ein vergessenes Souvenir zwischen dem Unrat in der Gasse lag, drehte sich um und ging den selben Weg zurück, den sie gekommen war.
    Im Inneren des Palacio St. Jude herrschte hektische Betriebsamkeit. Ein Sanitäter behandelte Palomas Kinn, das sie sich auf den harten Fliesen aufgeschlagen hatte, nachdem sie von Diaz zu Boden gerissen worden war, mit einer Wundsalbe. Ein weißes Laken wurde über Cy Muñoz Vegas sterbliche Überreste ausgebreitet. Die beiden Kugeln des Mörders hatten seine inneren Organe zerfetzt. Diaz saß steif aufgerichtet reglos auf einem Stuhl mit gerader Rückenlehne und verfolgte das Geschehen mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck. In der Zwischenzeit war Sergeant Armando Ruiz eingetroffen und schnüffelte überall herum. Er sucht garantiert nach irgendwelchen Wertsachen, die er heimlich mitgehen lassen kann , dachte Diaz.
    Eine zweite Sanitäterin rannte unablässig um ihn herum, bis er sie mit einer ungeduldigen Handbewegung fortscheuchte. »Nicht jetzt«, knurrte er. »Ich muss nachdenken.«
    Er starrte das menschliche Gebirge unter dem Laken an, das einmal der ominöse C. V. gewesen war. Vielleicht sollten wir zu Abwechslung einmal in deinen Eingeweiden lesen , ging es ihm durch den Kopf.
    Felicia kam die Treppe hinauf und näherte sich ihm, die Dose Cola Zero in der Hand. »Der Bandit ist tot«, sagte sie. »Alles in Ordnung mit dir, Hector?«
    »Sehe ich vielleicht so aus, als wäre alles in

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