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Die Tote von Schoenbrunn

Die Tote von Schoenbrunn

Titel: Die Tote von Schoenbrunn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edith Kneifl
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angelangt war, wurde ihr wieder mulmig zumute. Die mächtige Statue der kinderreichen Kaiserin Maria Theresia ragte in den dunklen Himmel. Die beiden mons­trösen Museen, zwischen denen das Monument der alten Matrone stand, hatten längst ihre Pforten geschlossen.
    Sie beeilte sich. Als sie wieder Schritte hinter sich vernahm, begann sie zu laufen. Es waren nur mehr wenige Meter bis zu den Hofstallungen. Doch auch die Schritte hinter ihr wurden schneller. Oder waren es ihre eigenen Schuhe, die auf dem Kiesweg knirschende Geräusche von sich gaben?
    Sie stolperte über ein Kleiderbündel am Eingang zu den k.k. Hofstallungen. Kam zu Fall. Fiel weich. Plötzlich begann sich das Kleiderbündel unter ihr zu bewegen. Schaudernd starrte Dorothea in die stechenden, violett schimmernden Augen einer alten Frau.

27
    Gustav hatte zugesagt, Graf Batheny bei der Auswahl der neuen Möbel für sein Palais in der Herrengasse behilflich zu sein. Marie Luise zeigte kein besonderes Interesse an den Renovierungsarbeiten und weigerte sich, wegen ein paar „blöder Sessel“ extra in die Innere Stadt zu fahren.
    Gustav und sein Vater trafen sich im Café Central. Der Graf trug einen schwarzen Mantel, einen schwarzen Zylinder und weiße Handschuhe. Er sah sehr elegant aus. Gustav war froh, seinen besten Anzug gewählt zu haben. Er wirkte nicht minder vornehm als sein Vater.
    Nach einem Großen Braunen machten sie sich auf den Weg zur Firma Thonet. Die Gebrüder Thonet waren von Kaiser Franz Joseph I. höchstpersönlich für ihre kunstvollen Arbeiten ausgezeichnet worden. Mittlerweile hatten sie viele Dependancen im ganzen Kaiserreich. Ihre Möbel aus gebogenem Holz waren weltberühmt geworden. Gustav musste seinen Vater nicht lange überreden. Der Graf kaufte sofort einige Stühle.
    Anschließend suchten sie das Geschäft des Waldviertler Betriebes Backhausen auf und erstanden dort kostbare Stoffe für die Polstermöbel und Vorhänge. Die k.u.k. Hoflieferanten Backhausen waren nicht nur Ausstatter des Burgtheaters, der Hofoper und des Musikvereins, sondern lieferten ihre exklusiven Webereien mittlerweile in alle Welt.
    Zuletzt bat Graf Batheny seinen Sohn, ihn in die Gumpendorfer Straße zu begleiten. Auf der Nummer 32 hatte der Glasfabrikant Bakolowits seinen Firmensitz. Graf Batheny wählte auf Gustavs Empfehlung hin zwei Lampen und einen Luster aus, die der junge Secessionist Koloman Moser entworfen hatte.
    Nach ihrer erfolgreichen Einkaufstour besuchten Vater und Sohn eine Klimt-Ausstellung in der Wiener Secession.
    Aus Protest gegen einen überholten Kunstbegriff hatten Joseph Maria Olbrich, Gustav Klimt und andere junge Künstler und Architekten 1897 die Künstlervereinigung „Wiener Secession“ gegründet. „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ lautete ihr wegweisendes Motto. Selbst der Kaiser hatte sich letzten März eine Ausstellung der Secessionisten angesehen. Wie man hörte, hatte er mit ihren Arbeiten nicht viel anfangen können.
    Gustav und sein Vater blieben vor einem Porträt von Emilie Flöge, einer engen Freundin des Künstlers, das noch im historistischen Stil gemalt war, stehen. Daneben hing ein neues Werk: Pallas Athene. Die flächig-ornamentale Darstellung, die ihn an ein Mosaik erinnerte, gefiel Gustav außerordentlich. Vor allem beeindruckte ihn die Schönheit dieser griechischen Göttin, die aussah wie eine moderne Femme fatale.
    „Zurzeit steht ihm ja die Baronin Sonja Knips Modell. Er arbeitet schon seit vielen Monaten an diesem Bild. Die ganze Ringstraßen-Partie wartet gespannt auf das Ergebnis. Dieser Klimt wird wohl bald zum beliebtesten Porträtisten des Wiener Bürgertums avancieren“, sagte der Graf.
    „Angeblich steht ihm die junge Baronin ja nicht nur Modell, sondern lässt sich von ihm auch über ihre unglückliche Ehe mit diesem Industriellen hinweg­trösten“, fügte Gustav hinzu.
    Der Graf verkniff sich ein Lachen.
    „Ich würde dem Klimt wünschen, dass er mit der Dekorationsmalerei bald aufhören und sich nur mehr den Damen der feinen Gesellschaft widmen kann“, fuhr Gustav fort.
    „Du kannst der historistischen Malerei nicht viel abgewinnen, hab ich Recht?“
    „Das möchte ich nicht behaupten. Die drei monumentalen Deckengemälde in der Aula der Universität gefallen mir sehr wohl, aber seine schönen Frauenporträts, die so viel Sinnlichkeit, ja sogar Wollust ausstrahlen, sind mir um Häuser lieber.“
    „Das kann ich mir denken.“ Der Graf klopfte ihm

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