Die Toten befehlen
prachtvollen Theatern und dem Luxus der Frauen und malte sich aus, wie schön es sein würde, an seinem Arme alles kennenzulernen.
»Ob ich das alles wohl einmal sehen werde!« murmelte Catalina etwas scheinheilig. »Ach, ich bin dazu verdammt, auf dieser Insel zu bleiben. Niemals habe ich irgendeinen Menschen gekränkt, und trotzdem hat man mich stets gequält. Vielleicht flöße ich Antipathie ein.
Febrer beschritt ohne Säumen den Weg, den ihre weibliche Geschicklichkeit ihm wies.
»Antipathie! – O nein, Catalina!«
Er war nach Valldemosa gekommen, nur, um sie zu sehen und mit ihr zu sprechen. Er bot ihr ein neues Leben. Alles das, was sie ersehnte, konnte sie mit einem einzigen Worte haben.
»Catalina, wollen Sie meine Gattin werden?«
Die junge Chueta, die diese Frage seit einer Stunde erwartete, wurde vor Erregung blaß. Lange Zeit blieb sie stumm, um endlich einige Worte zu stammeln. Seine Frage bedeutete für sie das Glück, ein Glück, wie sie es sich niemals hätte schöner ausmalen können. Aber eine wohlerzogene junge Dame durfte nicht sofort ja sagen.
»Ich ... ich weiß wirklich nicht ... ich bin so überrascht ...!«
Jaime wollte weiter in sie dringen, aber in diesem Augenblick kam Kapitän Valls in den Garten und rief ihm mit lauter Stimme zu, es wäre Zeit, nach Palma zurückzukehren, er hätte dem Kutscher schon Befehl zum Anspannen gegeben. Jaime wollte protestieren. Mit welchem Recht mengte sich dieser lästige Mensch in seine Angelegenheiten? Aber die Gegenwart von Don Benito, der seinem Bruder folgte, ließ ihn schweigen. Der Vater von Catalina war sehr erregt und holte mühsam Atem. Auch der Kapitän ging nervös auf und ab und fluchte auf den Kutscher. Man erriet, daß die Brüder eine heftige Auseinandersetzung gehabt hatten. Don Benitos Blicke wanderten zwischen seiner Tochter und Don Jaime hin und her. Da er den Eindruck gewann, daß die beiden einig wären, wurde er allmählich ruhiger.
Vater und Tochter begleiteten ihre Gäste bis zum Wagen. Beim Abschied ergriff der Kranke Febrers Hand und sagte mit Nachdruck:
»Don Jaime, ich bin Ihr aufrichtiger Freund. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, so verfügen Sie über mich, als gehörten Sie zur Familie.«
Dann lud er ihn, ohne seinen Bruder zu beachten, für den übernächsten Tag zum Frühstück ein.
»Ich werde gern wiederkommen«, sagte Jaime und warf Catalina einen Blick zu, der sie erröten ließ.
Kaum lag das Gartentor hinter ihnen, als Pablo Valls in ein lautes Gelächter ausbrach.
»Wie es scheint, willst du mich zum Onkel haben?« fragte er ironisch.
Febrer, wütend über die Störung im Garten und die Art, wie der Kapitän ihn kurzerhand zum Aufbruch genötigt hatte, antwortete zornig:
»Was geht es dich an? Mit welchem Recht mischst du dich in meine Angelegenheiten? Ich bin alt genug, um allein fertig zu werden!«
»Halt!« sagte der Kapitän, rückte sich bequem auf seinem Sitz zurecht und griff mit beiden Händen an die Krempe seines Hutes, der ihm in den Nacken gerutscht war, »halt, mein Lieber! Ich mische mich hinein, weil ich zur Familie gehöre. Ich glaube, es handelt sich um meine Nichte. Zum mindesten scheint es mir so.«
»Und wenn ich die Absicht hätte, mich mit ihr zu verheiraten? Was dann? Vielleicht bin ich Catalina willkommen! Vielleicht ist auch ihr Vater einverstanden!«
»Das alles bezweifle ich nicht. Aber ich bin ihr Onkel, und als Onkel protestierte ich gegen eine Heirat, die ein Wahnsinn ist.«
Jaime sah ihn erstaunt an; Ein Wahnsinn, sich mit einem Febrer zu verheiraten? Sollte Pablo vielleicht noch mehr für seine Nichte erwarten?
»Wahnsinn von ihrer Seite und Wahnsinn von dir«, bestätigte Valls, »hast du deine Geburt vergessen? Dukannst mein Freund sein, der Freund des Chueta Pablo Valls, mit dem du im Kasino und im Café verkehrst, und den, nebenbei bemerkt, die Leute für halb verrückt halten. Aber unmöglich kannst du eine Frau aus meiner Familie heiraten.«
Der Kapitän lachte sarkastisch beim Gedanken an diese Verbindung. Welche Empörung bei Jaimes Verwandten! Sie würden ihn nicht einmal mehr grüßen. Mehr Toleranz wäre von ihnen zu erwarten, wenn er einen Mord begangen hätte. Und seine Tante, die Päpstin Juana, würde ein Geschrei erheben wie bei einer Kirchenschändung. Catalina aber hätte die monotone, aber im letzten Grunde doch friedliche Langeweile ihres Hauses gegen ein Leben voll Verdruß, Demütigungen und Verachtung eingetauscht.
Sogar das Volk würde
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