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Die Toten befehlen

Titel: Die Toten befehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vincente Blasco Ibañez
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Familie der Insel. Mußten nicht seine eigenen Freunde, die er jeden Sonntag in San José traf, mit Recht annehmen, der Ehrgeiz triebe ihn, aus seiner Tochter eine Señorita machen zu wollen? Aber nicht allein das war zu befürchten. Hinzu kam noch die Wut der Rivalen, die Eifersucht dieser Atlòts, die neulich, starr vor Überraschung, keinen Ton geäußert hatten, als Don Jaime mitten im Unwetter hereintrat und sich an Margalidas Seite setzte. Doch jetzt beratschlagten sie sicher schon, wie sie ihm entgegentreten wollten. Man mußte die Männer von Ibiza nehmen, wie sie waren. Sie töteten sich untereinander, ohne einen Fremden je zu belästigen, solange er ihrem Leben und ihren Leidenschaften gleichgültig gegenüberstand. Wehe aber, wenn er sich in ihre Angelegenheiten mischte, noch dazu, wenn er von Mallorca war. Noch nie hatte man es erlebt, daß ein Fremder den Atlòts von Ibiza ein junges Mädchen der Insel streitig machte.
    »Don Jaime, ich, der ich Sie von Kindesbeinen an kenne, beschwöre Sie bei Ihrem seligen Herrn Vater, bei Ihrem edlen Herrn Großvater, verzichten Sie auf Ihren Wunsch. Verfügen Sie über das Gehöft und über uns alle. Wir sind gern bereit, Ihnen immer zu dienen. Aber bestehen Sie nicht auf dieser Laune. Nur Unglück wird daraus hervorgehen.«
    Febrer, der ihm anfänglich aufmerksam zugehört hatte, empörte sich, als Pèp von Gefahren sprach. Wollte man ihm vielleicht Furcht einflößen? Auf der ganzen Insel gab es niemanden, vor dem er zurückwich. Jetzt sprach aus ihm nicht allein die Liebe, sondern auch sein Herrenbewußtsein und der uralte Haß, der die Bewohner beider Inseln trennte.
    »Kein Wort weiter, Pèp! Ich werde die Festeigs besuchen, und im Notfalle habe ich gute Kameraden, um mich zu verteidigen.«
    Dabei blickte er nach seiner Flinte an der Wand und dann auf den Revolver in seinem Gürtel.
    Vor dieser entschlossenen Haltung senkte Pèp den Kopf mit dem Ausdruck völliger Hoffnungslosigkeit. Verlorene Mühe, den Herrn überzeugen zu wollen! Er war starrsinnig und stolz wie alle Febrer.
    »Tun Sie nach Ihrem Willen, Don Jaime. Aber erinnern Sie sich meiner Worte: Unheil lauert auf uns!«
    Pèp verließ den Turm, und Jaime schaute ihm nach, bis er in der Veranda von Can Mallorqui verschwand. Schon wollte er von der Tür zurücktreten, als er das Kaplanchen zwischen den Tamarisken auftauchen sah. Erst spähte der Junge nach allen Seiten und stürmte dann wie ein Wirbelwind die Treppe herauf.
    »Wo kommst du denn her?« fragte Febrer. »Dein Vater sagte mir, du wärest auch nach den Cubells.«
    Der Junge lachte. Er war auf halbem Wege zurückgelaufen, um, im Gebüsch versteckt, zu warten, bis sein Vater den Turm verlassen würde. Es mußte eine sehr wichtige Besprechung gewesen sein, denn der Vater hatte sie alle fortgeschickt und erklärt, er wollte selbst das Essen hinübertragen. Seit zwei Tagen sprach er zu Hause nur von dieser Unterredung.
    Febrer unterbrach ihn und fragte hastig:
    »Und Margalida? Was sagt sie, Pepet, wenn du von mir sprichst?«
    Der Junge reckte sich mit Selbstbewußtsein, stolz auf seine wichtige Rolle. Seine Schwester? Sie hörte ihm stillschweigend zu, wenn er von Don Jaime sprach. Manchmal lächelte sie; dann wieder füllten sich ihre Augen mit Tränen. Aber nie unterließ sie, ihn zu bitten, sich nicht in diese Angelegenheit zu mischen, sondern dem Vater zu Gefallen in das Seminar zurückzukehren.
    »Aber keine Sorge, Don Jaime«, fuhr der Junge fort, »das alles wird geregelt. Ich, Pepet, bürge dafür. Ich bin sicher, daß meine Schwester Sie liebt, sogar sehr liebt. Nur hat sie noch etwas Angst und sehr viel Respekt. Wer konnte auch erwarten, daß Sie ein Auge auf Margalida werfen würden!... Zu Hause sind alle von Sinnen. Der Vater zieht ein grimmiges Gesicht und spricht mit sich selbst; die Mutter seufzt von morgens bis abends und ruft die heilige Jungfrau an; Margalida weint. Und mittlerweile glauben die Leute, daß wir äußerst fröhlich sind! Aber wie gesagt, das alles wird geregelt, Don Jaime; Sie haben mein Versprechen!«
    Größere Sorgen bereiteten ihm seine alten Freunde, die Mandelblüte den Hof machten.
    »Vorsicht, Herr! Scharf aufgepaßt! Ich weiß nichts Bestimmtes, denn es scheint mir, daß die Atlòts das Vertrauen zu mir verloren haben und sich hüten, in meiner Gegenwart zu sprechen. Aber etwas geht ganz bestimmt vor. Bisher haßten sie sich, und jeder ging seinen eigenen Weg. Jetzt aber haben sie sich vereinigt, um den

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