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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucretia Grindle
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das Gerät in die Hand gedrückt und ihr befohlen, zum Auto zurückzugehen und dann so weit zu fahren, bis sie Enzo Saenz anrufen konnte; trotzdem hatte er Piero Balestros Leiche nicht mehr berührt. Er hatte nicht einmal den Hund berührt. Er wollte, dass die Leine fotografiert und auf Fingerabdrücke untersucht wurde. All das hatte er dem Spaniel leise erklärt, bis der schließlich zu winseln aufgehört und sich hingelegt hatte, den Kopf auf die Pfoten gebettet, um ihn von da an tiefernst zu beobachten. Danach war Pallioti den Tatort in konzentrischen Kreisen abgegangen, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Eigentlich war es nichts. Nur ein paar abgeknickte Zweige. Nachdem er weitere zehn Minuten gegangen und dabei zwischen den Bäumen des Waldstreifens bergauf gestiegen war, war er auf eine kleine Teerstraße gelangt. In der Mitte der Fahrbahn war er stehen geblieben und war dann erst fünfzig Schritte in die eine und danach fünfzig in die andere Richtung gegangen. Wobei er, genau wie erwartet, nicht fündig geworden war.
    Jetzt sah er zu, wie sich Carla Nanno über die ausgestreckte Gestalt beugte, besitzergreifend und fürsorglich wie eine Krankenschwester bei einem Patienten in Lebensgefahr. Sie hob die Lasche über Piero Balestros Westentasche an. Tatsächlich rieselte es weiß heraus.
    »Wo ist der Beutel?«, fragte Pallioti.
    Sie hob den Kopf. »Welcher Beutel?«
    »Der Beutel. Für das Salz. Wie kam das Salz hierher?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Was weiß ich. Vielleicht liegt er im Auto?«
    Pallioti sah zum Jeep. Von außen hatte man bereits alle Spuren gesichert. Jetzt krabbelten zwei Forensiker darin herum, um alles zu fotografieren und zu vermessen und zu bepinseln. Wenn sie damit fertig waren, würde der Wagen abgeschleppt und auf Fasern, Haare, Hautpartikel und alle anderen Spuren untersucht, die derjenige hinterlassen haben konnte, der Piero Balestro hier kurz nach Tagesanbruch aufgelauert und erschossen hatte.
    Die Forensiker konnten den Wagen in Scheiben schneiden und aufessen, ohne etwas zu finden, dachte Pallioti. Ihre Suche war zum Scheitern verurteilt. Dieser Mörder hinterließ keine Fingerabdrücke, und er würde auch keine anderen Spuren hinterlassen. Er kam und verschwand wie Eleanors Gespenst und bestreute dabei seine Leichen mit Salz.
    Eleanor war in einen Streifenwagen gesetzt und nach Florenz zurückgefahren worden. Pallioti hatte sie gefragt, ob er ihren Wagen ausleihen dürfte, und ausnahmsweise hatte sie nicht widersprochen. Sie hatte schweigend seine Hand gedrückt.
    »Was ist mit seiner Brieftasche?«
    Carla Nanno sah auf. »Linke innere Jackentasche«, sagte sie. »Über zweihundert Euro in Scheinen. Und vier Kreditkarten. Alles da und unberührt.«
    Pallioti nickte.
    Die Pathologin sagte: »Seine Jackentaschen. Vielleicht hat er sie selbst zu Hause mit Salz aufgefüllt.« Sie sah Pallioti an. »Wieso sollte er sich die Mühe machen, es erst umzufüllen? In einen Beutel oder sonst was. Wenn er sich nur eine Handvoll Salz in den Mund stecken und sich dann die Waffe an seine Stirn setzen wollte. Wie gesagt«, ächzte sie, während sie aufstand, »ich will nicht behaupten, dass es so war. Es sieht nur so aus, als könnte es so gewesen sein. Also, ich würde darauf wetten. Sonst wüsste ich nicht, wie man die Schmauchspuren an dem Handschuh erklären sollte, falls es welche sind.« Sie zuckte mit den Achseln. »Wir werden feststellen, wie viel Salz er geschluckt hat. Vielleicht finden wir Fingerabdrücke auf der Waffe.«
    Pallioti warf einen Blick darauf und nickte. Er sagte nicht, dass seiner Meinung nach eher ein Schwein fliegen lernte. Von dort, wo er stand, konnte er den Bakelitgriff sehen. Man hatte die Pistole für die Polizei liegen lassen, wie ein Präsent, und zwar nur, weil sie nichts weiter verraten würde.
    Eine Polizistin aus dem forensischen Team krabbelte rückwärts aus dem Jeep. Sie schob einen Fuß aus dem Wagen, tastete mit ihrem weißen Überschuh nach dem Boden und richtete sich dann auf, in der Hand mehrere Beweismittelbeutel. Als Pallioti auf sie zuging, blickte sie auf und lächelte nervös. Sie sah so jung aus, als wäre sie frisch von der Schule. Ihm war aufgefallen, dass das in letzter Zeit häufiger passierte. Er spähte durch die Tür, aus der sie eben gekrabbelt war, und sah eine Gewehrhülle auf dem Rücksitz liegen. Sie schien noch verschlossen zu sein.
    Er nickte zu der Hülle hin. »Ist die Waffe noch drin?«
    »Ja.« Das Mädchen nickte.

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