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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucretia Grindle
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um und ging durch den Flur in die Küche.
    Das Hausmädchen saß am Tisch. Eine uniformierte Polizistin brachte ihr etwas zu trinken. Während sie die Wasserkaraffe aus dem Kühlschrank holte und ein Glas vollschenkte, murmelte sie in ein an ihre Schulter geklemmtes Funkgerät – etwas von einer Sozialarbeiterin und der Einwanderungsbehörde. Der Hund, der inzwischen losgebunden und ins Haus zurückgebracht worden war, lag vor dem riesigen Ofen. Alle sahen auf, als Pallioti in den Raum trat.
    Das Gesicht des Hausmädchens war von Tränen gezeichnet. Pallioti wusste nicht, ob sie fünfzehn oder fünfunddreißig war. Die Polizistin fragte ihn, ob er auch etwas zu trinken wollte, aber er schüttelte den Kopf. Neben dem Ofen stand eine Reihe von Dosen. Methodisch öffnete er eine nach der anderen.
    »Salz«, sagte er, als er damit fertig war. »Wo wird bei Ihnen das Salz aufbewahrt?«
    Das Mädchen sah ihn an.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein?«
    »Nein. Kein Salz. Nur ganz wenig.«
    Sie stand auf, öffnete einen Schrank und reichte ihm einen kleinen Salzstreuer, der aussah, als hätte sie ihn aus einem Restaurant gestohlen. Randvoll hätte er höchstens ein paar Teelöffel Salz enthalten.
    »Und mehr Salz haben Sie nicht im Haus?«, fragte Pallioti.
    »Nein.« Sie nahm ihm den Streuer aus der Hand und stellte ihn in den Schrank zurück.
    »Papa hat Blutdruck«, sagte sie. »Kein Salz.«

36. Kapitel
    » Bravissimo! Bravissimo , mein Freund!«
    Der Bürgermeister hatte seinen Groll vergessen und Pallioti offenbar wieder fest ins Herz geschlossen. Tatsächlich hatte Pallioti ihn seit Jahren nicht so überschwänglich erlebt. Wenn der Bürgermeister nicht aufpasste, würde er noch wie ein Luftballon aus seinem Sessel schweben und an der Decke kleben. Oder wenigstens den Hörer aus der Hand fallen lassen.
    Sie hatten eben von der Steuerfahndung erfahren, dass die vor einer Woche aus Piero Balestros Schreibtisch und Safe geborgenen Papiere tatsächlich zu einem großen Medikamentenhersteller geführt hatten, den man seit einiger Zeit im Blick gehabt hatte, weil vermutlich in mehreren afrikanischen Ländern verunreinigte Präparate zur Behandlung von HIV-Infizierten verkauft worden waren.
    Der Safe hatte außerdem so einiges erbracht, was die Einwanderungsbehörde interessierte. In Piero Balestros Kliniken lief offenbar zudem ein schwungvoller Handel mit Babys, die zu adoptieren waren. Das Hausmädchen, das, wie sich herausgestellt hatte, höchstens siebzehn war, stammte wahrscheinlich aus einer dieser Kliniken. Die Einwanderungsbehörde und die Sozialdienste versuchten, das noch genauer zu eruieren. Währenddessen arbeiteten Interpol, Europol, das FDA und das FBI in den Vereinigten Staaten sowie diverse andere Polizei- und Fahndungsbehörden begeistert das gesammelte Material auf.
    Als würde das noch nicht reichen, hatte auch Cesare D’Aletto nur Gutes aus dem Mezzogiorno zu vermelden. Der Journalist, der als Erster auf die Nazi-Szene verwiesen und mit dem Enzo zu Anfang der Ermittlungen gesprochen hatte, hatte doch nicht nur heiße Luft von sich gegeben. Nach eingehender Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass Bruno Torriccis Freundin einst für jene IT-Firma gearbeitet hatte, die es zu verantworten hatte, dass die Zahlungen an die ehemaligen Partisanen verbockt worden waren. Sie hatte sich damals mit der Geschäftsleitung geeinigt, das Unternehmen gegen einen Abschiedsbonus zu verlassen, und wenig später einen neuen Job als freie »Softwareberaterin« für jenes Unternehmen angetreten, das die Computersysteme bei der Polizei in Brindisi sowie in mehreren anderen süditalienischen Städten installiert hatte. Dort hatte sie ihre nicht unbeträchtlichen Talente erneut eingesetzt, vor allem, um mehrere »Hintertürchen« einzurichten, durch die verschiedene Administratoren wie sie selbst auf die Systeme und Datenbanken für anstehende oder aktive Operationen zugreifen konnten.
    Auf diese Weise hatte Bruno Torricci auch von Cesare D’Alettos Vermutungen bezüglich der Mordwaffe im Fall Roberto Roblino erfahren. Die gewonnenen Informationen hatte er genutzt, damit D’Aletto und Enzo Saenz ihre Zeit und Geduld vergeudeten. Soweit sich zurzeit feststellen ließ, war ansonsten nichts Schlimmes vorgefallen. Die Polizei im Süden war wiederholt bloßgestellt, in die Irre geschickt und mit Tipps an die Medien gepeinigt worden. Aber es hätte wesentlich größeres Unheil angerichtet werden können.
    Nun hatte

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