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Die Toten der Villa Triste

Die Toten der Villa Triste

Titel: Die Toten der Villa Triste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucretia Grindle
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Beppe. Womit nur noch Massimo übrig blieb.«
    Pallioti wartete ab. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Bei ihm war es am schwierigsten, nicht wahr? Massimo. Sein Anwesen war gesichert. Und das Hausmädchen war immer da. Nein.« Pallioti schüttelte den Kopf. »Bei Massimo war es bestimmt nicht so einfach wie bei den beiden anderen. Aber«, schränkte er ein, »die Hindernisse waren nicht unüberwindbar. Alle Hindernisse werden überwindbar, wenn man zu allem entschlossen ist. Und klug. Außerdem hatten Sie bis dahin«, ergänzte er, »Hilfe. Weil Sie mich hatten.«
    Pallioti spürte ihren Blick eher, als dass er ihn sah, fühlte das schöne, tiefe Azurblau auf seinem Gesicht.
    Die Stille pulsierte im Raum. Schließlich beugte er sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie.
    »Das war Ihr einziger Fehler«, sagte er. »Mich anzulügen. Mir weiszumachen, Sie hätten nicht alle Unterlagen aus der Villa Triste, weil die vernichtet worden seien. Ich verstehe, dass Sie in der Zwickmühle saßen – Sie befürchteten, wenn ich diese Unterlagen, die vom 12. bis zum 15. Juni, zu sehen bekäme – wer verhaftet worden und wer angeblich exekutiert worden war –, wenn ich das zu sehen bekäme, würde ich verstehen und vor Ihnen bei Massimo sein. Sie mussten also abwägen, oder? Entweder Sie würden mir die Unterlagen zeigen und sich damit möglicherweise um Ihre Rache an Massimo bringen. Oder Sie würden mich anlügen und darauf setzen, dass ich sie nicht finden würde. Aber«, er lächelte, »natürlich habe ich sie gefunden. Wie Sie vorausgesehen haben. Es war nicht einmal besonders schwer. Ich kam nur zu spät. Auch dafür hatten Sie natürlich gesorgt.«
    Signora Grandolo rührte sich nicht. Ihr Schal, in einem schillernden Blaugrün wie auf einem Pfauenschwanz oder einem Libellenflügel, schimmerte im Feuerschein, als wäre er aus Wasser. Pallioti versuchte vergeblich, in ihrem Gesicht zu lesen.
    »Als Maria mit Ihnen gesprochen hatte …«, sagte er. »Sie einzusetzen war übrigens ausgesprochen geschickt«, warf er ein. »Ich würde mir gern einbilden, dass Sie ein bisschen nervös wurden, als Sie in der Zeitung lasen, dass man mich aus Trantementos Haus hatte kommen sehen, dass ich offenbar den Fall übernommen hatte. Ich könnte mir vorstellen, dass Sie scheinbar beiläufig anschnitten, wie schrecklich dieser Mord doch sei – und sich dann vielleicht laut fragten, ob die Freundin Ihrer Großnichte Maria nicht zufällig die Schwester dieses Polizisten sei?« Er schüttelte den Kopf. »Natürlich konnte Saffy Maria nicht viel erzählt haben. Sie wusste kaum etwas, und wenn sie etwas gewusst hätte, wäre sie klug genug gewesen, mit niemandem darüber zu sprechen. Trotzdem konnten Sie auf diese Weise meine Fortschritte im Auge behalten, nicht wahr? Und irgendwann müssen Sie erkannt haben, dass Sie das durchaus in Ihrem Sinne ausnutzen konnten. Mir war schon früher aufgefallen, dass Maria für mich schwärmt, aber so hat sie sich noch nie bemüht.« Pallioti zog eine Augenbraue hoch. »Was mussten Sie dafür tun?«, fragte er. »Reichte der leise Hinweis, dass ich eine gute Partie wäre, dass Seraphina begeistert wäre, wenn wir Verwandte würden? Maria möchte Ihnen um jeden Preis gefallen, darum wird es nicht allzu schwer gewesen sein. Obwohl«, schränkte er ein, »Sie mit Sicherheit einen anderen Ansatzpunkt gefunden hätten, wenn Ihre Nichte nicht mitgemacht hätte. Vielleicht hätten Sie der Polizei einfach die Dienste von ›Gedenkt der Gefallenen‹ angeboten, wenn ich nicht praktischerweise von selbst in Ihr Büro gekommen wäre. Auf jeden Fall«, fuhr er fort und verscheuchte mit einer lässigen Handbewegung diese Frage sowie die Erinnerung daran, wie nonchalant sie den Eindruck erweckt hatte, dass sie ihm großzügigerweise half, dass sie ihm einen Gefallen tat. »Als sie an jenem Sonntag von Maria hörten, dass ich nicht zum Mittagessen gekommen war, machten Sie sich bestimmt Sorgen. Sie mussten herausfinden, was da ablief. Was haben Sie unternommen?«, fragte Pallioti. »Haben Sie Bernardo angewiesen, Sie anzurufen, falls ich wieder ins Lupo kam? Keine Sorge«, beruhigte er sie, »ich werde es ihm nicht erzählen. Es ist nicht seine Schuld. Ich habe den Grappa genossen. Genauso wie Ihre Gesellschaft. Sehr sogar. Aber dabei habe ich Ihnen auch alles über Massimo erzählt, nicht wahr? Daher wussten Sie, dass Sie schnell handeln mussten. Dass Sie nicht länger warten konnten, weil ich Ihnen sonst

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