Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall
erklärte mir, den ganzen Morgen über sei der Teufel los gewesen. Der Rat sei in heller Aufr egung.“
Die Geschichte des historischen Rathauses ist eng mit einem dunklen Kapitel des Mittelalters verknüpft: der Judenverfolgung im 14. Jahrhundert.
In Andernach lag zwischen der Eisengasse und der parallel dazu verlaufenden Kramgasse ursprünglich das jüdische V iertel der Stadt mit einer Synagoge und der Mikwe, dem traditionellen, jüdischen Ritualbad.
Im Sommer und Herbst 1349 überrollte ein e Pestwelle fast ganz Europa. Der Schwarze T od breitet sich im Rheinland aus. Auch Andernach blieb davon nicht verschont, hatt e aber wahrscheinlich noch Glück im Unglück, so Dr . Huiskes: „Mit aller Vorsicht wird man vermuten dürfen, dass die Bevölkerungsverluste nicht solche Ausmaße err eichten, wie sie etwa von norddeutschen Städten berichtet werden.“ [Dr. Huiskes, Manfred: Andernach im Mittelalter, S. 149]
Das Historische Rathaus
Die Verluste mögen vielleicht nicht groß gewesen sein, doch man suchte einen Grund und einen Schuldigen für den Schwarzen Tod. Die jüdischen Mitbürger waren da willkommene Opfer , zumal sie vielen Bürgern ein Dorn im Auge waren. Schnell machten Beschuldigungen die Runde, Juden hätten die Brunnen ver giftet und so die Krankheit ausgelöst.
So kam es in vielen Städten zu massiven Judenverfolgungen, die leider auch für Andernach in verschiedenen Quellen belegt sind. [siehe Dr. Huiskes, Manfred: ebd. S. 149–150]
„Die Andernacher Judengemeinde wurde vertrieben und das Gelände der Synagoge mit dem Judenbad in der Folgezeit vom Rat der Stadt erworben.“ [Dr. Schäfer, Klaus: Andernach: Sanierung Historisches Rathaus, S. 9]
Und der entschied sich dafür, hier im Zentrum der Stadt, ein Rathaus zu errichten. In einer Urkunde vom 5. April 1407 wird erstmals das Rathaus erwähnt, vermutlich an der Stelle der jüdischen Synagoge.
Dieser Bau reichte aber offensichtlich nicht aus: in den Jahren 1538 und 1543 wurde das Rathaus wieder abgerissen, um einem Neubau Platz zu schaffen. Von diesem Gebäude, das später u. a. als Salzmagazin diente, sind heute noch Reste erhalten.
Es blieb nicht bei dem einen Um- und Neubau des ge samten Komplexes. Im Laufe der Jahrhunderte gab es zahlreiche Veränderungen. Räume dienten als Magazin, als Festsaal, als Bierbrauerei, Waffenlager und Schule.
Der Eingang zur Mikwe
Von dem allem unberührt blieb über die Jahrhunderte hinweg nur eines: die alte Mikwe. Noch heute kann man die Treppenstufen hinunter steigen und tief unter der Stadt die Wasserbecken besichtigen, deren Wasserspiegel mit dem Rheinpegel steigen und fallen.
Informationen und Besichtigungen: Besichtigungen sind im Rahmen einer Stadtführung möglich. (Informationen zu Stadtführungen in der Tourist-Information)
Von Ende April bis Ende Oktober gibt es jeden Samstag um 14:30 Uhr eine offene Stadtführung. Treffpunkt ist das Geysir-Erlebniszentrum.
Öffnungszeiten Tourist-Information:
Montag bis Freitag 09.00 – 17.30 Uhr
Samstag 10.00 – 13.00 Uhr
Internet: www.andernach.de
Station 3
Die Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen
„Andernachs Bürger selbst sorgten für die Wachen auf den Türmen der Stadtmauer. Maria und ich hatten sie kurz nach unserem Umzug bei einem Spaziergang gezählt: vier Haupttore, sechs kleinere Pforten und sechzehn Türme – die Bürger hatten eine ganze Menge zu bewachen.“
Andernach war eine ausgesprochen wehrhafte Stadt. Keimzelle der Stadtbefestigung und damit der Mauern, Türme und Pforten war das ursprüngliche römische Kastell. Das lag, grob gesagt, in der Gegend, in der Sie gerade gestartet sind, also rund um den Dom und den Runden Turm.
Der Ottenturm
Stadtmauer und Teile der kurfürstlichen Burg
Der Geschützturm
... und der Wohnturm der kurfürstlichen Bu rg
Aus verschiedenen Belegen schließt Dr. Manfred Huiskes in seiner Arbeit über das mittelalterliche Andernach, dass der Stadtmauerring nicht etappenweise, sondern mehr oder weniger in einem Zug errichtet wurde, zwischen 1211–1250. [ siehe Dr. Huiskes, Manfred: Andernach im Mittelalter, S. 129–130 ]
Und nicht nur hohe Mauern boten Schutz vor Angriffen, natürlich gab es vor der Stadtmauer auch einen Graben.
Die Burggebäude, auf die Sie zulaufen, waren u. a. Sitz des Amtmannes des Kölner Kurfürsten. Hier wurde vor ein paar Jahren ein Stück des Stadtgrabens nachempfunden. Dass die Stadtburg Eigentum des Kölner Kurfürsten war, so rgte im Laufe der
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