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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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pass auf, die Herren kommen nicht zum Vergnügen her, un d sie sind nicht die einzigen, die komme n werden. Es wird auch noch eine Gruppe au s Burgund geben. Und wie man s o hört, werden diese Herrschaften nicht weniger als die Heirat zwischen Friedrichs Sohn Maximilian und Maria von Burgund besprechen. Stell dir vo r, die Tochter des Herzogs von Bur gund wird die Gemahlin des Habsburger Thronfolgers. Und – seien wir ehrlich – hie r in Andernach können die doch alles klar mache n – versuch das mal in einer größere n Stadt.“ Jupp blieb mir schuldig, was i n einer größeren Stadt als Andernach nicht möglich wäre, aber für ihn schien damit alles gesagt.
    „Und natürlich müssen die Stadtknechte bereit sein – sagen alle. Also bin ich bereit. Auch wenn ich glaube, dass die ganze Aufregung voreilig ist, bestimmt wird es Oktober, bevor hier irgendwer eintrifft. So, ich sollte mich jetzt besser beeilen, nicht dass einer unserer Ratsherren noch auf die Idee kommt, wir würden hier in der Sonne über den Markt trödeln. Also, Konrad, pass auf dich auf und lass uns mal endlich ein Bier zusammen trinken gehen!“
    Jupp schlug mir noch einmal herzhaft auf die Schulter, bevor er losging. Doch das alles bekam ich nur noch am Rande mit. Meine Gedanken rasten. Eine habsburgische Delegation in der Stadt!
    „Ach ja, bevor ich es vergesse.“ Jupp drehte sich um. „Hildegard hat mir aufgetragen, dich in dieser Woche zum Abendessen einzuladen. Wie wäre es mit morgen Abend?“ Ich nickte geistesabwesend.
    „Gut, dann morgen Abend, komm um sieben – und sei pünktlich, sonst kriegst du Schwierigkeiten.“ Jupp grinste. Mir war das Lachen vergangen. Ich steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten. Dagegen war Ärger mit Hildegard ein Frühlingsfest.

7
    „Nein!“
    Nur ein Wort – doch es klang nach Wut und Empörung. Ich war eben auf dem Innenhof vor meinem Haus angekommen, als ich Johannas Stimme durch das geöffnete Fenster hörte. Ich ahnte schon, mit wem sie sich stritt. Gregor, der jüngere Bruder meiner Vermieterin, war wahrscheinlich wieder einmal zu Besuch.
    „Weder Vater noch Michel hätten das zugelassen. Und ich werde es erst recht nicht tun, nur damit du weitersäufst und die Gulden für billige Flittchen rausschmeißt.“
    Das laute Klatschen einer Ohrfeige unterbrach Johannas Satz. Ihre Wut ging mich natürlich nichts an. Dass Gregor herumhurte oder bei den Tagelöhnern im Hafen auf ein schnelles Würfelspiel aus war, ging mich ebenfalls nichts an. Johanna zu schlagen, das ging mich etwas an. Ohne weiter zu überlegen, lief ich zu der schweren Eichentür hinüber, die als Hinterausgang zum Innenhof führte. Aber bevor ich klopfen konnte, hörte ich aus dem Fenster einen dumpfen Schlag, einen Aufschrei und Johannas Stimme.
    „Wie kannst du es wagen! Raus, raus mit dir, ich will dich nicht mehr sehen, mach sofort, dass du wegkommst!“
    Gregor riss die Tür auf. Rasch trat ich einen Schritt zurück. Er stürzte hinaus und rempelte mich an. Das konnte ich ihm nicht ver übeln, denn sein rechtes Auge schwoll bereits zu, und die Nase hatte auch etwas abbekommen. Gregor hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Johanna zurückschlagen würde. Ich schaute ihm kurz nach, bevor ich an der offenen Tür klopfte.
    „Hallo, Johanna, alles in Ordnung mit Euch?“
    Ich schaute in den Wohnraum. Johanna Merle stand mit dem Rücken zu mir und drehte sich erschrocken um, als sie meine Frage hörte. Sie war eine hübsch e Frau. Keine auffallende Schönheit, nach der sic h sofort jeder Mann auf der Straße umgedreht hätte, aber so hübsch, dass sie als junges Ding sicher manchem Burschen schlaflos e Nächte bereitet hatte. Ihre schlanke Gestalt und das feingeschnittene Gesicht ließen sie jünger aussehen, als sie tatsächlich war. Von Anfang an hatte mich ihre selbstbewusste Ruhe beeindruckt. In diesem Moment war davon allerding s nichts zu spüren. Sie hielt sich die rechte Hand, die Knöchel aufgeschürft vo m Schlag. Auf ihrer rechten Wange zeichnete sich deutlich Gregors Ohrfeige ab.
    „Es tut mir leid, ich wollte nur schauen, ob Ihr zurechtkommt.“ „Nein, nein, Ihr stört nicht. Mir tut es leid, dass Ihr diesen Streit mitanhören musstet.“ Mit einer ene rgischen Handbewegung schob sie eine blonde Haarsträhne unter ihre weiße Haube. „Zeigt mal Eure Hand!“ Mit wenigen Schritten war ich bei ihr. Nur unwillig, als wäre es ihr peinlich, hob sie ihre Hand. „Ich würde vorschlagen, Ihr kühlt sie zuerst in

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