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Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall

Titel: Die Toten des Meisters - Konrads erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas J. Schulte
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einer Schüssel Wasser. Und dann würde ich mir beim Apotheker Ringelblumensalbe besorgen, die hilft am besten.“
    „Herzlichen Dank für den Rat. Ihr könnt meine Hand jetzt wieder loslassen.“
    Rasch löste ich meinen Griff. Ich spürte, wie ich rot wurde. Händchenhalten mit meiner Vermieterin war so ungefähr das Letzte, wonach mir zumute war.
    Johanna lächelte. Sie spürte und sah meine V erlegenheit, die ihr Freude zu machen schien. „Schon gut, Konrad. Ihr habt es ja nur gut gemeint. Ich werde mir die Salbe besorgen.“
    Johannas Blick fiel auf einen Stuhl hinter mir, der bei Gregors Flucht umgefallen war. Sie hob ihn auf und stellte ih n wieder ordentlich an den Tisch zurück. Ic h schaute mich um. Der Raum wirkte gemütlich und hell und besaß sogar einen eigenen Ofen . Holzbänke in den Fensternischen mit Kissen, Regale mit Zinntellern und Bechern, ein schwerer Eichentisch und Stühle, ein Spinnrad, und in einer Eck e eine kleine Harfe. Auf dem blankgescheuerten Holzfußboden war nicht das sonst übliche Stroh verteilt worden. Hier lagen dagegen mehrere Wollteppiche i n Rot- und Blautönen. An der Wand hing ein Wollteppich mit einer gestickten Jagdszene. Ein Raum, der als Esszimmer, als Empfangszimmer für Besuche r und als Wohnraum zugleich diente – allerdings für eine Großfamilie. Er wirkte zwar wohnlich, aber man hatte den Eindruck, er wurde nicht wirklich benutzt . Man sah Johannas Haus an, dass hie r viele Jahre ein wohlhabender Schmied mit seiner Famili e gewohnt hatte. Alles wirkte solide und schlicht und war sicher einmal sehr teuer gewesen.
    „Seit mein Vater und mein Mann tot sind, bin ich nur noch mit Besuchern in diesem Zimmer.“ Johanna schien meinen Blick bemerkt zu haben. „Mit Thomas esse ich meistens in der Küche nebenan, das ist einfacher.“
    Thomas war Johannas Sohn. Ich schätzte ihn auf elf, zwölf Jahre. Ih n bekam ich selten zu Gesicht, tagsüber war er kaum zu Hause.
    Das Vorderhaus und die um den Innenhof liegenden Gebäude gehörten ebenfalls Johanna. Als Witwe hatte sie die Schmiede nach dem Tod ihres Vaters und ihres Mannes geschlossen. Die Schmiede und die Werkstatt selbst gab es noch. Doch das Haus, eigentlich mehr ein Stall, in dem Material und Holz gelagert worden waren, hatte sie an mich vermietet. Nach Marias Tod hatte ich nicht mehr in unserem großen Haus wohnen wollen. Zu viele Erinnerungen. In den ersten Wochen hatte ich immer das Gefühl, ihre Stimme, ihre Schritte in einem der anderen Zimmer zu hören.
    Johannas Lagerschuppen dagegen war klein. Keine Chance für Geister. Und sein Umbau hatte mich beschäftigt und abgelenkt.
    „Ich wollte sowieso gehen. Wenn also mit Euch alles in Ordnung ist?“
    „Danke, ja“, Johanna lächelte noch einmal, die Wut war aus ihren blauen Augen verschwunden. „Mein Bruder ist ein Dummkopf, ein Herumtreiber. Er glaubt, wenn ich die Schmiede verkaufen würde, stehe ihm noch Geld zu. Als ob es Gulden lange bei ihm aushalten würden.“ Johanna schnaubte verächtlich: „Wie gesagt, es tut mir leid, dass Ihr unseren Streit miterleben musstet.“
    „Nein, wirklich, ich bin ja froh, dass Ihr Euch wehren konntet.“
    „Gregor wird mich nicht ein zweites Mal schlagen. Schließlich habe ich Michel nicht umsonst manchmal in der Schmiede geholfen.“
    Ich musste an Gregors geschwollenes Auge und seine lädierte Nase denken. Leg dich nie mit der Frau eines Schmieds an!
    Ich nickte ihr noch einmal zu, dann ging ich über den Innenhof zu meinen Räumen. Jetzt musste ich mich mit meinem zweiten Frühstück beeilen, sonst könnte ich auch gleich anfangen, das Mittagessen vorzubereiten.
    Ich schaute mich um. Nichts erinnerte mehr dran, dass dieser Raum früher ein Lager gewesen war . In den letzten Monaten hatte ich alles ausgeräumt und mit Hilfe einer Holzwand eine kleine Schlafkammer abgetrennt. Danach hatte ich eine neue Holzdecke eingezogen, die Wände weiß gekalkt und den Fußboden ausgebessert. Von einem Ofenbauer hatte ich mir in einer Ecke einen Kachelofen einbauen lassen, der heizte nicht nur die Räume, auf einem abgetrennten Teil der Feuerstelle konnte ich auch kochen.
    Ich legte den Beutel mit meinen Einkäufen auf den Tisch. Der gehörte zu den Dingen, die ich aus unserem alten Haus mitgenommen hatte. Viel war es nicht, das meiste hatte ich zusammen mit dem Haus verkauft. Nur ein einfaches Bett in der Schlafkammer, ein kleiner Tisch, auf dem die Waschschüssel und ein Krug Wasser standen, der Esstisch mit zwei

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