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Die toten Frauen von Juárez

Die toten Frauen von Juárez

Titel: Die toten Frauen von Juárez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hawken
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Salazar und den Madrigals war damit nachgewiesen, aber Gabriel Madrigal war schon lange tot gewesen, als Paloma Salazar ermordet wurde. Das Bindegliedwar Ortíz, und Rojas hatte gesagt, dass Ortíz mehr als einmal an seinen und Gabriels Partys teilgenommen hatte.
    Vielleicht hatte Estéban es Paloma erzählt. Vielleicht stellte Paloma eine Gefahr für Ortíz dar. Und dann …
    »Hat Carlos Ortíz jemals einen Mord begangen?«, fragte Enrique.
    Rojas blieb stumm.
    »Verraten Sie mir nur das, Marco.«
    Das Schweigen zog sich in die Länge. Rojas blickte nicht auf. Dann nickte er.
    Enrique wurde es ganz heiß. »Er hat eines der Mädchen bei einer Party getötet?«
    »Ich habe es selbst gesehen. Zuerst dachte ich, er würde sie einfach nur beim Ficken ein bisschen würgen. Doch dann hat er nicht aufgehört. Er hat einfach nicht aufgehört.«
    Rojas strich sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Sie haben nicht das Recht zu weinen«, sagte Enrique. »Sie werden nie das Recht dazu haben.«
    Er stand von dem Stuhl auf und ging zur Tür. Als er zweimal klopfte, kamen die Aufseher. Hinter ihm schluchzte Marco Rojas.
    »Ich habe alles, was ich brauche.«
    »Warten Sie«, sagte Rojas plötzlich.
    »Was?«
    »Das ist noch nicht alles.«

VIERZEHN
    Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn die Hahnenkämpfe stattfanden, wirkte die
palenque
wie verwandelt. Während der staubige Parkplatz tagsüber kaum besucht war, standen die Autos jetzt sogar dicht an dicht die Straße entlang, die zu dem Gebäude führte. Sevilla wäre es schwergefallen, Ortíz schwarzen Pick-up in dem Durcheinander zu finden, selbst wenn er es versucht hätte. Am Ende sah er ihn auf dem Platz direkt neben dem Eingang – unbewacht, selbst die Leibwächter schienen sich in der Halle aufzuhalten.
    Zigarettenrauch stieg zur Decke empor und hing dort wie Regenwolken. Sevilla drängte sich unter einem Bombardement von wummernder Musik, lauten Stimmen und gelegentlichen explosionsartigen Aufschreien der Menge rund um die Kampfarena zur Bar durch. Er musste dem Barkeeper seine Bestellung entgegenbrüllen.
    Der Alkohol tat gut, doch Sevilla gönnte sich nur einen Drink. Danach begab er sich zum höchsten Geländer, das Ausblick über die gesamte Halle bot. Die Betontribünen erstreckten sich wie ein wirbelnder Mahlstrom bis hinunter zum Zentrum des Geschehens, wo die Hähne aufeinandertrafen. Die Männer plazierten ihre Wetten bei den offiziellen Buchmachern, überall lagen Quittungen von vorherigen Kämpfen herum, sogar in der Arena selbst. Andere Männer setzten bei den Buchmachern unten in der Menge oder wetteten direkt mit den Männern neben sich. Dem allem schenkte Sevilla keine Beachtung, sondern hielt nach dem Gesicht Ausschau, das er suchte.
    Ortíz saß nicht so nahe bei den Kämpfen, wie Sevilla erwartet hatte; er befand sich in halber Höhe auf der anderen Seite der Arena. Die Leibwächter auf beiden Seiten sorgten für genügend Freiraum, sodass er nicht zwischen anderen Männern eingezwängt sitzen musste. Er trug ein weißes Jackett und eine weiße Hose, dazu ein gestreiftes Hemd, dessen Farben im grellen Licht der Arena noch bunter wirkten. Er hatte keine Wettscheine, machte sich aber zu jedem Kampf mit Bleistift Notizen auf einem Block.
    Heißer Atem von tausend Rufen und Flüchen brodelte aus der Arena empor. Das Kampfareal war so mit Blut besudelt, dass es das Reinigungspersonal zwischen den Kämpfen kaum noch aufwischen konnte. Hähne sprangen einander an und hackten aufeinander ein, Federn und Tod schienen allgegenwärtig.
    Sevilla wusste nicht, was er machen sollte, wenn Ortíz nicht von seinem Platz aufstehen würde. Aber schließlich stand er auf. Er sagte etwas zu einem Leibwächter. Der Mann nickte, folgte ihm aber nicht. Ebenso wenig der andere. Sie hielten Ortíz’ Platz frei, die einzige Lücke in der brodelnden Masse der Leiber, die bis zur Arena hinabreichte.
    Es gab zwei Toiletten. Sevilla betrat diejenige, die Ortíz’ Seite der
palenque
am nächsten lag. Die Atmosphäre war schwül und feucht, es roch durchdringend nach Bier und Urin. Ein Mann kämmte sich vor einem beschlagenen Spiegel über den Waschbecken. Ein anderer stand an der Pissrinne. Sevilla ging in eine Kabine, setzte sich aber nicht.
    Ortíz kam herein. Er sagte etwas zu dem Mann an der Pissrinne, das Sevilla nicht verstand, und öffnete den Reißverschluss. Ein anderer Mann trat ein und ging in die Kabine neben Sevilla.
    Sevilla wartete ab, bis er Wasser rauschen hörte,

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