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Die toten Frauen von Juárez

Die toten Frauen von Juárez

Titel: Die toten Frauen von Juárez Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Hawken
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bevor er die Kabine verließ. Den Schlagstock hielt er in der Hand. Er ließ ihn aufklicken. Ortíz drehte sich um, als er das Geräusch hörte. Mit dem ersten Schlag erwischte Sevilla ihn seitlich am Hals; Ortíz kippte um und fiel fluchend in die Pissrinne.
    Als Ortíz die Hände hob, brach Sevilla ihm das Handgelenk. Er schlug so lange auf Ortíz’ Arm ein, bis der Mann nicht mehr imstande war, ihn zu heben. Ortíz verlor erneut das Gleichgewicht, stolperte aus der Pissrinne und brach auf dem Boden zusammen. Sevilla schlug ihm dreimal mit dem Stock auf den Rücken, bis er eine von Ortíz’ Rippen brechen hörte.
    Die Tür der Toilette ging auf. Sevilla fuhr herum. Der Mann stand einen Moment in der Tür, sah Ortíz, sah den Schlagstock, sah Sevillas Gesicht.
    »Mach, dass du hier rauskommst«, sagte Sevilla. Der Mann gehorchte.
    »Pinche cabrón!«,
brüllte Sevilla den Mann am Boden an. Der Beton war uneben und dreckig von schmutzigen Stiefeln, Zigarettenasche unddem Urin von Männern, die so betrunken waren, dass sie die Pissrinne nicht mehr trafen. »Der Teufel soll dich holen!«
    Sevilla steckte den Schlagstock weg. Er griff zur Pistole. Sein Rücken kribbelte, als er sich über Ortíz beugte und ihm die Mündung vor das Gesicht hielt. »Halt den Mund, bis ich dir das Gegenteil sage«, fuhr Sevilla ihn an. »Hörst du mich? Hast du mich verstanden?«
    Ortíz hatte Blut auf Gesicht und Lippen. Er verdrehte die Augen wie ein Pferd in Panik. Die Tür der zweiten Kabine ging auf, der Mann darin kam heraus. Er zuckte zusammen, dann floh er zur Tür.
    »Sebastián Madrigal«, sagte Sevilla. »Den kennst du doch, oder nicht?«
    »Que chingados quieres?«,
fragte Ortíz.
    »Ich habe dich etwas gefragt!«, brüllte Sevilla und trat Ortíz so fest er konnte. Danach hustete Ortíz fast eine Minute lang Blut, und Sevilla bereute den Tritt fast. »Sebastián Madrigal.«
    »Ich kenne ihn«, brachte Ortíz heraus.
    »Woher kennst du ihn?« Sevilla fuchtelte mit der Waffe, um der Frage Nachdruck zu verleihen.
    »Partys«, antwortete Ortíz. »Ich organisiere … Bitte töten Sie mich nicht.«
    Sevilla hob die Waffe und schlug sie Ortíz auf den Schädel. Die Kopfhaut des Mannes platzte auf, Blut floss. Kopfverletzungen bluteten immer am heftigsten. Der weiße Stoff von Ortíz’ Anzug wies rote, schwarze und gelbe Flecken auf. »Was für Partys? Wo?«
    »Morgen findet eine statt!«,
heulte Ortíz. Tränen standen ihm in den Augen.
    »Sag mir, wo.«
    Die Toilettentür wurde aufgerissen. Sie knallte gegen den Papierkorb, der umkippte. Zusammengeknüllte Papierhandtücher ergossen sich auf den schmutzigen Beton. Der Leibwächter füllte fast den ganzen Türrahmen aus.
    Sevilla feuerte zwei Schüsse in die Brust des Mannes ab. Der schwarze Stoff des T-Shirts explodierte in einem feuchten Nebel, der Mann stolperte rückwärts zur Tür hinaus. Seine Beine blockierten die Tür, und draußengeriet die Menge plötzlich in Panik. Der Lärm und die Stimmen der Männer schlugen um, aus Fröhlichkeit wurde blankes Entsetzen.
    Er sah, dass Ortíz zur nächstbesten Kabine kroch. Sevillas Herz schlug rasend schnell, sein Gesichtsfeld pulsierte. Jede Schnittwunde in seinem Gesicht pochte im Einklang mit dem Rhythmus. Er drückte noch einmal ab; Ortíz’ Hosenbein war blutgetränkt.
    »Die Partys!«, herrschte Sevilla ihn an. »Wo?«
    Ortíz sagte es ihm und heulte Rotz und Wasser dabei. Sevilla strengte sich an, dass er ihn in dem Lärm verstand. Er sah sich einmal um und stellte fest, dass der Leibwächter sich nicht bewegt hatte. Der Tod des Mannes ließ Sevilla vollkommen kalt.
    Die Beichte war noch nicht zu Ende. Ortíz kratzte auf dem Beton, bis seine Handflächen schwarz waren und er Dreck unter den Nägeln hatte. Der Atem stockte ihm in der Kehle. Das Blut aus seiner Kopfwunde vermischte sich mit Wasser und Pisse. Sevilla würgte in dem Gestank von Schießpulver und Ausscheidungen, hörte aber dennoch aufmerksam zu.
    Und dann war es vorbei.
    »Bitte töten Sie mich nicht.
Por favor,
beim barmherzigen Gott«, flehte Ortíz.
    Sevilla wurde übel, aber nicht von dem Anblick oder dem Gestank in der Toilette. Alles, was Ortíz über die Lippen kam, war bitter, giftig und gerann in Sevillas Kopf. Ortíz rollte sich auf den Rücken und hielt die schmutzigen Hände vor sich. Er hatte Dreck an den Zähnen.
    »No me mate, no me mate«,
flehte Ortíz.
    Sevilla wischte sich mit dem Unterarm den Mund ab. »Ich habe dich nicht getötet«, sagte

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