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Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Toten im Schnee: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giuliano Pasini
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ihn, wo der Gegenstand ist, den ich suche. Er antwortet nicht. Er weiß es nicht. Ich packe ihn an den Haaren und schieße ihm ins Genick. Ohne Erbarmen, ohne Mühe.
    Ich habe zwei Waffen bei mir. Die werde ich gegen den Mann richten, der mich umkreist. Er bewegt sich ruckartig, hinkt im Kreis. Gleich bricht er zusammen. Und dennoch hört er nicht auf. Er wird niemals aufhören, wenn ich ihn nicht aufhalte.
    Der Kopf zerspringt. Die Schreie sind ungeheuerlich. In mir leiden und sterben Menschen grausam. Und ich mit ihnen. Ihr Schmerz ist meiner. Tausend Klingen durchschneiden meine Haut. Tausend Hände reißen an meinem Fleisch. Ich lasse den Kopf sinken und weine.
    Ich sehe meine Tränen im Schnee. Sie sind rot.
    Der Mann bewegt sich immer langsamer. Er fällt auf die Knie, erschöpft. Er ist genau vor mir. Ich lege die Waffe an. Danach kann ich in Frieden sterben. Die Gerechtigkeit der Märtyrer wurde vollzogen.
    Roberto versucht, aus diesem Abgrund des Schreckens herauszukommen. Er hat Mattia Bondis Tod gesehen. Schlimmer noch, er hat das Leiden Tausender gefolterter und ermordeter Menschen gespürt. Es ist das Leiden des Wesens, das ihm gegenübersteht.
    Er weiß, dass er auf ihn schießen will. Er kann ihn nicht aufhalten, der Tanz erlaubt es ihm nicht. Er kann sich nicht wieder zurückziehen, er hat keine Kraft mehr. Er fällt auf die Knie in den Schnee.
    Der andere springt überraschend flink auf. Mit einer blitzartigen Bewegung zieht er unter dem Mantel eine Waffe hervor und zielt damit auf Robertos Kopf. Seine Augen sind weiß, ohne Pupillen. Zwei rote Linien durchfurchen seine Wangen.
    Das ist der Blick, den Sergio, Elisa und Benedetta Zanarini gesehen haben, bevor sie ermordet wurden. Es ist der, den Mattia Bondi gesehen hat.
    Die Kälte des Laufs auf der Haut ist fast eine Erleichterung. Er senkt den Kopf, wartet auf den Schuss, der seinem Leben ein Ende setzen wird.
    Er kommt nicht.
    »Worauf … wartest du?«, gelingt es ihm zu flüstern. Keine Antwort. Roberto hebt die Augen. Die Knöchel der Hand, die die Beretta umklammert, sind weiß, die Finger verkrampft. Die schrecklichen Augen sind jetzt geschlossen. Aus dem Mund dringt ein gequältes Röcheln, als würde er eine unmenschliche Anstrengung auf sich nehmen.
    Was geschieht hier?
    Er spürt, wie stark der Geruch der verrotteten Blumen noch immer in der Luft hängt. Als wären sie auf einem Friedhof im Hochsommer und nicht in einem Schneesturm. Sein Geist ist noch nicht aus dem Tanz erwacht. Er ist immer noch in Valerio gefangen.
    Die Schreie sind grausam, gewalttätig. Sie werden lauter. Sie hallen in jedem Winkel meines Geistes wider. Sie befehlen mir zu schießen.
    Darunter ein sanftes, süßes Murmeln. Zwei einzelne Stimmen, und dennoch gelingt es ihnen, sich Gehör zu verschaffen. Sie sagen, dass die Gerechtigkeit der Märtyrer sich nicht auf diese Weise vollzieht. Ich sehe eine weibliche Hand. Die Hand einer Frau, die arbeitet, die kocht. Eine Hand, die nach mir ausgestreckt ist. Sie will, dass ich hier innehalte. Dass ich zuhöre.
    »Blut wäscht Blut nicht ab«, sagt sie. »Wir wissen das. Auch wir sind Märtyrer.«
    Miriam, Saverio … Mama, Papa. Ich rieche einen fernen Duft. Nach Frieden, nach Zuhause, nach Alltag. Für einen Augenblick ist mir, als könnte ich sie sehen.
    »Du bist nicht allein. Wir sind an deiner Seite, immer. Gib nicht auf.«
    Ich gebe nicht auf.
    Mit einer unmenschlichen Anstrengung schiebt Roberto die Hand, die die Beretta hält, weg und hebt den Gips an, der seinen Oberkörper blockiert, um aufzustehen. Die blutigen Tränen sind in großen Tropfen auf den Wehrmachtsmantel gefallen. Tiefrote Flecken im Schnee. Die Wangen sind dermaßen eingefärbt, dass sie wie offene Wunden aussehen.
    Roberto hat gespürt, wie gepeinigt der Mann ist, der vor ihm steht. Schreie der Märtyrer, die ihm befehlen zu töten. Märtyrer, die ihm zuflüstern, dass es sinnlos ist.
    »Du hast den Enkel des Partisanen Briscola ermordet, der Seite an Seite mit deinem Vater gekämpft hat. Der ihn sein ganzes Leben lang geliebt hat. Das bringt nichts, verstehst du? Du musst diesem Gemetzel ein Ende setzen. Es ist genug Blut geflossen.«
    Die Worte treffen ins Schwarze. Die Spannung in dem Mann löst sich. Die Glieder entspannen sich. Der Gesichtsausdruck wird wieder menschlich. Er hat eine Entscheidung getroffen. Nur der Wind flüstert noch zwischen den Säulen. Roberto erlaubt sich einen Funken Hoffnung.
    Er verschwindet, als der andere die Augen

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