Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten von Bansin

Die Toten von Bansin

Titel: Die Toten von Bansin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pupke
Vom Netzwerk:
macht einen gesunden, aber ziemlich schuldbewussten Eindruck, als Berta mit Bobby ohne anzuklopfen die Hütte betritt. Er räumt zwischen seinen Netzen umher und blickt sie etwas verlegen von der Seite an.
    Berta kneift misstrauisch die Augen zusammen. »Was ist los?«
    Nach dem zweiten Glas Grog hat sie ihrem alten Freund die Fahrerflucht und vor allem das jahrelange Schweigen fast verziehen. Maritas Verdacht, dass es einen Bezug zu den aktuellen Vorfällen geben könnte, erscheint logisch. Aber was könnte Töpfer damit zu tun haben? Und Brinkmann passt überhaupt nicht in diese Geschichte. »Vielleicht muss man das trennen, die Anschläge in den Hotels und das andere«, murmelt Berta nachdenklich. Der Fischer zuckt ratlos mit den Schultern.
    Â»Na jedenfalls«, stellt Berta entschlossen fest, als sie das leere Glas abstellt und sich vom Küchenstuhl erhebt, »haben wir eine neue Spur. Wir werden erst mal herausfinden, wer das war, der da an dem Herzinfarkt gestorben ist. Und dann sehen wir weiter. Kommst du mit ins Kehr wieder ?
    Â»Heute nicht, ich muss nach Hause. Meine Tochter kommt zu Besuch, da muss ich mich ein bisschen mit den Enkeln beschäftigen.« Plötz wirkt jetzt merklich erleichtert.
    Â»Na denn, schönen Gruß. Komm, Hund!«
    Arno und Sophie sehen wie ertappt zur Tür, als Berta hereinkommt. Sie schüttelt sich, genau wie ihr kleiner Begleiter. »Was für ein Mistwetter! Es fängt schon wieder an zu regnen. Wird wohl doch nichts mit ›weiße Weihnacht‹.«
    Sie geht an die Bar, auf der das Adventsgesteck steht. Zwei Kerzen brennen, die Flamme der kürzeren ist gefährlich nahe an den Tannenzweigen. Berta schüttelt den Kopf und bläst sie aus.
    Â»Sophie du musst besser aufpassen, auch wenn du hier allein mit deinem Liebsten bist! Du fackelst noch mal die Hütte ab mit deinen Kerzen.« Sie tritt an den Tisch und löst die Hundeleine, das Tier macht es sich unter dem Tisch bequem.
    Da stürmt Anne in das Lokal, zieht hastig ihre Jacke aus und setzt sich dazu.
    Â»Mir ist etwas eingefallen, Tante Berta hat Recht«, sprudelt sie hervor, ohne sich lange mit einer Begrüßung aufzuhalten.
    Die anderen sehen sie verständnislos an.
    Â»Also«, Anne zwingt sich, ruhig und der Reihe nach zu berichten. »Ich war eben einkaufen. Und da habe ich einen ehemaligen Busfahrer getroffen. Der ist jetzt Rentner. Er ist bei Ostseebus gefahren, Sophie, ich glaube, du kennst den auch. So ein kräftiger, mit krausen grauen Haaren, Klaus heißt der.«
    Sophie nickt und Anne fährt auch schon fort. »Als ich mit ihm geredet habe, ist es mir wieder eingefallen. An dem Tag damals, als dieser Junge ertrunken ist, habe ich mit Klaus eine Inselrundfahrt gemacht. Und zwar für die Seeresidenz . Ich weiß nicht mehr, ob das schon über Jenny lief, oder ob ich den Auftrag direkt hatte. Das war kurz, nachdem Brinkmann sein Hotel neu eröffnet hat. Und – nun haltet euch fest – die Eltern von dem ertrunkenen Jungen waren als Gäste der Seeresidenz mit dabei. Ich muss das komplett verdrängt haben. Stellt euch mal vor, die Leute sitzen bei mir im Bus und amüsieren sich und inzwischen ertrinkt ihr Kind. Ist das nicht furchtbar?«
    Sophie nickt erschüttert. »Das ist es, wirklich. Aber warum haben sie den Kleinen denn nicht mitgenommen? War der allein am Strand?«
    Â»Nein, ich glaube nicht.« Anne überlegt. »Ich weiß das nicht mehr so genau, es ist ja auch schon eine Weile her. Aber wir nehmen eigentlich selten Kinder mit, für die ist das langweilig. Wir sitzen ja meist im Bus oder gehen in Kirchen oder Museen, das interessiert doch die Kinder nicht. Klaus sagt, der Junge war noch ziemlich klein, ging wohl noch gar nicht zur Schule. Aber da war wohl noch ein älteres Kind, das sollte bestimmt aufpassen.«
    Â»Und wie kommst du darauf, dass das jetzt mit den ganzen Unfällen zu hat?«, fragt Berta, ohne einen leichten Triumph in der Stimme so ganz unterdrücken zu können.
    Â»Ja, es ist tatsächlich so, wie du gesagt hast: Sören war an diesem Tag der verantwortliche Rettungsschwimmer, Doktor Moll hat den Jungen behandelt, ob er dabei etwas falsch gemacht hat, weiß ich nicht. Aber der Rettungswagen kam zu spät, und das lag daran, dass der Mercedes von Töpfer die Zufahrt versperrt hat. Und nun kommt es: Christine Jahn war an diesem Tag ebenfalls am Strand.

Weitere Kostenlose Bücher