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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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mehrdeutig gewesen. Das Blut auf Groves Jeansjacke gehörte zur Blutgruppe AB, Claire Oldhams Blutgruppe. Allerdings passten die Blutspuren auf der Jacke, wie die Verteidigung sicher hervorgehoben hatte, auch zu Groves Aussage, er habe Claire Oldham tot oder sterbend im Wald gefunden und verzweifelt in die Arme genommen. Sie waren ein Liebespaar gewesen, hatten Tage und Nächte miteinander verbracht – da wäre es mehr als überraschend gewesen, hätten sich an ihr weder Fasern von seinen Kleidern noch Haare von ihm gefunden. Die andere Lücke in der Anklage bestand darin, dass die Mordwaffe fehlte. Claire Oldham war an den fürchterlichen Kopfwunden gestorben, die ihr mit dem stumpfen Gegenstand zugefügt worden waren. Der Experte der Staatsanwaltschaft hatte gemeint, ein normaler Hammer, wie es ihn in praktisch jedem Haushalt gebe, komme durchaus als Tatwaffe infrage. Aber das Durchforsten der Umgebung und des Cottages hatte nichts zutage gebracht. Im Cottage hatte es einige wenige Werkzeuge gegeben, nur hatten an keinem von ihnen entsprechende Spuren nachgewiesen werden können. Seinem Bericht nach hatte Hunter vorübergehend die Möglichkeit in Erwägung gezogen, Grove könnte eines der Holzscheite aus dem Cottage benutzt haben, doch das hatten sämtliche Experten, die dazu konsultiert worden waren, als unmöglich erachtet. Ungeachtet all dessen war Hunter vollkommen sicher gewesen, in Grove den Schuldigen gefunden zu haben: Der Angeklagte kennt sich in der Gegend gut aus und kann die Waffe so versteckt haben , dass sie unauffindbar ist. In seinem Geständnis hatte Grove angegeben, er könne sich nicht erinnern, womit er auf Claire eingeschlagen und wo er die Waffe hinterher versteckt habe. Dem Schuldspruch nach zu urteilen hatten die Geschworenen jedoch in diesem weiteren unklaren Punkt der Anklage keinerlei Problem gesehen. Grove hatte das Geständnis unterschrieben, was immer er danach auch behaupten mochte, und DCI Hunter hatte die im Gerichtssaal Anwesenden freundlich angelächelt und mit seiner klaren, Erfahrenheit suggerierenden Baritonstimme versichert, er persönlich zweifle nicht daran, dass Martin Grove der »tatsächliche Mörder« Claire Oldhams sei.
    Es war bereits nach neun, als Jacobson genug gelesen hatte, um die Schlüsselelemente des Falles wieder präsent zu haben . An jenem Donnerstagabend, an dem Martin Grove blutüberströmt zur Telefonzelle in Crowcross gelaufen war, um den Mord an Claire Oldham zu melden, hatte er Hunter und Irvine zurück ins Präsidium gefahren und war danach aber nicht mehr mit dem Fall in Berührung gekommen . Dennoch hatte er wie alle anderen im CID die Geschehnisse genau verfolgt. Hunter hatte Grove über Nacht im Gewahrsam behalten und am Freitagnachmittag wegen Drogenbesitzes angeklagt (bei der Durchsuchung des Cottages am Freitagmorgen hatten sie praktischerweise in einer Küchenschublade eine bescheidene Auswahl an damals populären Entspannungsdrogen gefunden: Cannabis, Speed, LSD). Es war unwahrscheinlich, dass das am Ende Grove persönlich hätte angelastet werden können, aber darum ging es nicht. Am Samstagmorgen hatte Hunter vor einem ihm geneigten Ermittlungsrichter erfolgreich den Antrag auf Stellung einer Kaution abgewehrt und es daraufhin mit einer »unvorhergesehenen administrativen Schwierigkeit« zu tun bekommen, die es unmöglich machte, Grove gleich einen Platz in einem Untersuchungsgefängnis zuzuweisen. Das hatte dazu geführt, dass Grove übers Wochenende in einer Polizeizelle in Crowby bleiben musste, und bis Montagmorgen war das Geständnis unterschrieben und offiziell abgeheftet gewesen.
     
    Nachdem er Jacobson über Colin Edward Dobell informiert hatte, fuhr Kerr nach Hause. Jacobson hatte lesend in seinem Büro gesessen und würde sich wohl noch bis spät über die Akte Claire Oldham beugen. Als er den Blinker setzte, um nach Bovis abzubiegen, schaltete Kerr sein Handy aus. Wenn es etwas Dringendes geben sollte, was er an diesem Abend allerdings nicht für wahrscheinlich hielt, würde er unter seiner Privatnummer angerufen werden ế Selbst wenn Dobell sich tatsächlich als möglicher Kandidat erwies, musste DS Barber ihn a) erst mal finden, b) mit ihm sprechen und ihn dann c), wenn nötig, festnehmen. Nichts davon lag in Kerrs Aufgabenbereich. Er parkte das Auto auf der schmalen Auffahrt neben Cathys Yaris.
    Er zog die Schuhe aus, holte sich eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und ging damit ins Wohnzimmer zu seiner Frau. Der

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