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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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sagte er, »ich komme gleich.«
    Er aß sein Sandwich und hörte dabei die Kurzmeldungen von Crowby FM. Keine neuen Entwicklungen im Mordfall Martin Grove. Es gab alle möglichen Schreibtischjobs mit geregelter Arbeitszeit, bei denen er im Range eines Inspektors besser verdienen und mehr Zeit für die Familie haben würde. Sicher, irgendwer musste die eigentliche Arbeit machen, aber warum gerade er, Jahr für Jahr? Vielleicht war er verrückt. Vielleicht litt er unter einer Mischung aus Selbstüberschätzung und krankhafter Angst davor, dass ein Arbeitstag genauso verlaufen könnte wie der andere. Vielleicht hatte Jacobson ihn mit dieser Krankheit angesteckt, die ihn selbst bis zum Tag seiner Pensionierung nicht loslassen würde. Kerr spülte die paar Dinge ab, die er benutzt hatte, und füllte den Wasserkessel, damit er ihn am Morgen gleich anschalten konnte. Es war wie die Sache mit Rachel: vielleicht genauso. Man dachte, man könne etwas nicht aufgeben und niemals ohne es leben. Und dann, eines Tages, sah man, dass es auch anders ging.
     
    Jacobson holte sich noch ein paar Ordner aus dem Einsatzraum. Als er zurückkam, sah er eine E-Mail von Steve Horton, den er telefonisch nicht hatte erreichen können ế Kein Fortschritt mit den Bildern vom Range Rover und nur eine vage Hoffnung, was die Möglichkeit anging, dass Martin Grove und/oder Karen Holt ihre Computerdaten in einem Internetspeicher gesichert hatten. Horton hatte die Service-Provider der beiden aufgespürt und etwas überprüfen können, das er ihre ftp-Aktivität nannte. Wie es aussah, hatte weder sie noch er einen der bekannten digitalen Speicher benutzt, aber es gab etliche andere Möglichkeiten, und um die müsse er sich noch kümmern, schrieb Horton; sowohl Groves als auch Holts »ISPs« bedienten ihre Kunden mit »statischen IP-Adressen«. Jacobson hatte nicht den geringsten Schimmer, was dieses Kauderwelsch bedeutete. Und es war ihm auch egal . Aber zumindest schien die E-Mail nahezulegen, dass es sinnvoll war, weiter nach den verschwundenen Daten zu suchen, wie Horton in einem alltagssprachlichen PS hinzugefügt hatte.
    Jacobson arbeitete sich weiter durch das alte Aktenmaterial, bis er gegen elf das Gefühl hatte, alles Wesentliche gesichtet zu haben, von Hunters Abschlussbericht über die spurentechnischen Ergebnisse bis hin zu den Aussagen von Martin Grove und den übrigen Bewohnern des Cottage, die von Hunters Leuten befragt worden waren ế Bevor er das Präsidium verließ, schaute er noch einmal im Einsatzraum vorbei. Ein paar DCs schrieben ihre Tagesberichte, doch im Prinzip tat sich nichts mehr, und auch über die Telefonleitungen war nichts Neues mehr hereingekommen.
    Für eine Weile blieb er hinter dem Steuer seines Autos sitzen, bevor er den Polizeiparkplatz verließ. Hier parkte er morgens, hier fuhr er abends wieder weg. Während des Dienstes ließ er sich als DCI zu den verschiedenen Einsatzorten chauffieren ẻ Ein, zwei Minuten lang starrte er auf sein Handy, das er in der Hand hielt, und überlegte, ob Alison sich freuen würde, um diese Zeit von ihm zu hören. Vielleicht, befand er, wenn er sich darauf einließ, ein baldiges Treffen fest zu verabreden.
    Sie meldete sich nach dem fünften Klingeln und sagte, sie habe gerade an ihn gedacht. Offenbar spürte sie die Müdigkeit in seiner Stimme, sein unterbewusstes, unausgesprochenes Bedürfnis.
    »Komm her, wenn du magst«, sagte sie. »Ich fahre morgen zu einer Besprechung nach Leamington, da muss ich nicht so früh raus.«
    Jacobson musste früh raus. Aber er hatte nicht das Gefühl, dass das ein überzeugendes Gegenargument war. Sie hatte die Glenmorangies bereits eingeschenkt, als er kam ế Seinen Glenmorangie mit Eis, ihren ohne. Alison wohnte am Riverside Crescent, in einer alten viktorianischen Villa, die in ein modernes Apartmenthaus umgewandelt worden war. Sie hatte den obersten Stock und dazu den einstigen Dachboden. Das große Dachfenster ihres Schlafzimmers war in der klaren Sommernacht mit Sternen gefüllt.
    »Du könntest es einfach hinschmeißen«, sagte sie später. Den Satz schien sie noch loswerden zu wollen, bevor Jacobson in Schlaf fiel.
    Manchmal redeten sie stundenlang. Manchmal erzählte er ihr weit mehr über seine Fälle, als er eigentlich sollte. An diesem Abend hatte er praktisch nichts gesagt. Es tat ihm gut, hier bei ihr zu sein und das traurige Leben und Sterben von Martin Grove für eine Weile hinter sich zu lassen.
    »Ich meine es ernst, Frank. Du

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