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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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Fernseher war leise gedreht, und neben ihr auf dem Sofa lagen ein halbes Dutzend Lehrbücher für ihr Fernstudium. Eines hielt sie geöffnet auf dem Schoß. Für die Zwillinge, die sicher längst gebadet im Bett lagen, kam er wieder einmal hoffnungslos zu spät. Das war viel zu oft so. Das Abendessen hatte er auch verpasst. Sie fragte ihn, ob er Hunger habe. Er sagte, ja, aber er werde sich schon etwas machen, wenn er sich ein wenig entspannt habe.
    »Du musst richtig essen und darauf achten, was du isst«, sagte sie. »Schließlich willst du nicht irgendwann aussehen wie Frank Jacobson.«
    Sie schob ihre Sachen zur Seite, und er setzte sich neben sie und streckte die Beine aus. Ein paar von den Büchern hatten sie von Jacobson ausgeliehen, der früher einmal einen ähnlichen Kurs an der Open University absolviert hatte. Cathy mochte Jacobson oder fand ihn zumindest interessant. Seltsamerweise ging das einigen Frauen so.
    »Jacobson ist wahrscheinlich schon so auf die Welt gekommen, und dann hat er noch jahrelang geraucht, was das Zeug hält, und dazu kräftig gebechert.«
    »Trotzdem«, gab Cathy zurück und schlug ihr Buch zu.
    »Wobei«, sagte Kerr und reckte die Glieder, »die schöne Alison sich von seinem Mangel an Jugendlichkeit nicht hat abschrecken lassen. Wie geht s meinem Dad?«
    »Zum Glück sind wir Frauen überlegen genug, auch hinter die Fassade zu schauen. Er scheint in Ordnung zu sein und würde dich gern als seinen Nachfolger sehen, denke ich. Nicht dass er das je sagen würde.«
    So saßen sie eine Weile da und redeten über den Tag. Er holte sich noch ein Bier und brachte ihr ein Glas Rotwein mit. Sie erzählte ihm, was die Kinder gemacht hatten, und er berichtete von seinem Fall, wobei er wie üblich die grausigen Einzelheiten ausließ. Cathy schaltete den Fernseher aus, und Kerr schob eine CD in den Player, Martha Wainwright, die neueste Leidenschaft seiner Frau. Er machte sich nicht viel aus Wainwright, er hielt sie für weit überschätzt, aber Cathy mochte sie, und darauf kam es jetzt an. In letzter Zeit hatte er ein paarmal festgestellt, dass er es liebte, so nach Hause zu kommen (auch wenn er das gemeinsame Essen und die Kinder gern noch mitbekommen hätte). Diese Abende, an denen Cathy ihm nicht vorhielt, dass er zu wenig zu Hause sei; an denen sie sich einfach zu freuen schien, ihn zu sehen. Ein Schauer durchfuhr ihn, als er daran dachte, wie oft sie hinter seine Affäre mit Rachel hätte kommen können und dass dann dieses sich so richtig anfühlende Leben in sich zusammengebrochen wäre. Dass er es unwiderruflich zerstört hätte. Aber sie hatte nie etwas gemerkt, so als hätte ein finsterer Engel des Betrugs und der Hinterlist seine schützende Hand über ihn gehalten.
    Sie kam auf ihren Wagen zu sprechen. Offenbar machte jetzt die Kupplung Probleme. Vielleicht sparten sie langfristig Geld, meinte er, wenn sie ihr einen neuen Wagen kauften. Damit kamen sie aufs Geld zu sprechen und darauf, wie eng es finanziell mitunter wurde. Anderen gehe es schlechter, versicherten sie einander, es gebe keinen Grund für schlaflose Nächte. Aber dennoch.
    Danach machte er sich ein Sandwich mit Käse und Gürkchen. Die Katze kam durch die neu eingebaute Katzenklappe, und er schüttete ihr etwas frische Milch in ihren Napf. Jacobson sitzt wahrscheinlich noch im Präsidium und liest, dachte er. Der Mann war ein Besessener. Aber immerhin hatte Jacobson es bis zum DCI gebracht, und zwar in einer anderen, sicher weit schwierigeren Zeit. Kerr hatte sich bereits zweimal nicht für eine mögliche Beförderung gemeldet, weil er wusste, dass er dann höchstwahrscheinlich seine Arbeit in der Mordkommission würde aufgeben müssen, wenigstens für ein paar Jahre. So war das heute, wenn man vorankommen wollte. Er mochte das dumm und rückschrittlich finden, aber so war es. In den Broschüren der Personalleute wurde das eine »wünschenswerte Erweiterung des Erfahrungshorizontes« genannt. Jetzt stand bald der nächste Termin an, und er würde sich entscheiden müssen, ob er sich auch dieses Jahr wieder wegducken oder einen Antrag auf Beförderung stellen wollte.
    Cathy steckte ihren blonden Kopf zur Tür herein und sagte, sie gehe jetzt schlafen. In letzter Zeit konnte er wirklich nicht mehr verstehen, warum er je eine Sekunde mit einer anderen hatte verbringen wollen. Wenn er hier war, bei ihr, existierte Rachel nicht. Hatte nie wirklich existiert.
    »Du brauchst nicht mehr lange, oder?«, fragte sie.
    »Nein«,

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