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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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eine Kamera für den Dorfplatz angeschafft (und eine weitere für den öffentlichen Parkplatz am schon lange nicht mehr genutzten Steg unten am Fluss). Aber dann hatte es Streit um die Privatsphäre gegeben, und auch um die Kosten, und so waren beide Kameras im Frühjahr wieder abmontiert worden. Jacobsons Glück bestand nun darin, dass eine der Pub-Kameras versehentlich verdreht worden war. Statt die eine Hälfte des Parkplatzes zu überwachen, war sie in einem stetigen Bogen über die Dorf Straße geschwenkt und hatte auf genommen, was sich dort tat.
    Sollte sich also ein Fahrer bewusst vom Pub ferngehalten haben, hatte ihm das nicht geholfen. Ewings System war hochwertig und noch so gut wie neu. Bei höchster Auflösung waren die Nummernschilder der vorbeikommenden Wagen zweifelsfrei zu erkennen. Hume gab bereits Buchstaben und Zahlen an den Wachraum durch. Bald würden sie wissen, ob sie recht hatten: ob der weiße Transporter (der nicht so verwahrlost wirkte wie früher) tatsächlich der war, für den sie ihn hielten. Gleiches galt für das verschwommene Gesicht des Fahrers, der seine Baseballkappe tief in die Stirn gezogen hatte. Wahrscheinlich war es reiner Zufall. In diesem speziellen Narren konnte Jacobson genauso wenig den Mörder sehen wie in Maureen Bright, und doch war das alles höchst ungewöhnlich und musste untersucht werden. Dringend.
    Hinter ihm steckte Kerr den Kopf zur Tür herein, derjenige, der das noch am ehesten verstehen würde. DC Williams drückte sich draußen auf dem düsteren Flur herum.
    »Sehen Sie sich das an, alter Knabe«, sagte Jacobson und zog Kerr vor den Bildschirm.
    »Was zum Teufel soll das denn?«, rief der und bestätigte damit Jacobsons Hypothese knapp und eindeutig.
    Aber da klingelte auch schon Humes Handy: Das Kennzeichen stimmte mit den im Computer gespeicherten Daten überein.
    Jacobson beschloss, dass Kerr der Sache auf der Stelle nachgehen sollte. Alle anderen, auch er selbst, wurden hier noch gebraucht.
     
    Kerr nahm den schnellsten Weg zurück nach Crowby, aber die sich windende, schmale Landstraße nach Wynarth konnte er trotzdem nicht umgehen. Sobald er Crowcross hinter sich hatte, rief er Cathy an, seine Frau. Er hatte diese Woche Frühschicht, oder hätte Frühschicht gehabt, wäre nicht plötzlich ein zweifacher Mord aufzuklären gewesen. Er hatte sich wenigstens die zweite Halbzeit von Sams Fußballspiel ansehen wollen, das gleich nach dem Unterricht stattfand, aber das würde er jetzt nicht mehr schaffen, was nicht zum ersten Mal vorkam. Immerhin war er nicht der Einzige; das gesamte Team hatte zu leiden. Vorübergehend von der Alltagsroutine der Polizeiarbeit loszukommen war zwar klar ein Vorteil, der große Nachteil bestand jedoch darin, dass sich die Ermittlungen in einem Mordfall nicht auf die festgelegten Arbeitszeiten beschränkten. In einem Fall wie diesem galten die normalen Schichten nichts mehr, und alle privaten Vorhaben gingen zum Teufel.
    Cathy hatte einen Teilzeitjob. Sie sagte, sie werde auf jeden Fall zu Sams Spiel gehen und Zusehen. Ihr Ton war ruhig, gelassen, ohne eine Spur von Zorn, aber Kerr wusste, dass sein Fehlen sie ärgerte. Und schlimmer noch: Der Junge würde enttäuscht sein. Für den Rest der Welt war es die lockere Herumkickerei von ein paar noch nicht mal Neunjährigen, für Sam war es Premier League und Weltmeisterschaft in einem . Er war jetzt acht und in der Phase, in der grundsätzlich vor allem sein Dad zählte und seine Mum die zweite Geige spielte. Cathy las gerade alle möglichen Bücher über die kindliche Entwicklung (sie studierte nebenher an der Open University Psychologie) und hatte ihm neulich abends verschiedene Theorien erklärt. Offenbar musste das heranwachsende männliche Ego sich von seiner Mutter abgrenzen. Das ist ein gesundes , natürliches Verhalten , hatte sie gesagt, solange ein positives männliches Vorbild da ist. Er versprach, so bald wie möglich nach Hause zu kommen, beendete das Gespräch und nahm sich vor, sich etwas zu überlegen, womit er sein Fehlen Sam gegenüber wiedergutmachen konnte. Aber wie ließ sich wiedergutmachen, dass man nicht da gewesen war? Er wurde langsamer, nahm eine weitere enge Kurve und schaltete, um sich abzulenken, den CD-Player ein, im Shuffle-Modus: Komm schon, überrasch mich.
    Es war jetzt vielleicht drei Monate her, dass er zuletzt mit George McCulloch gesprochen hatte, dem Glasgower Exjunkie und Exeinbrecher, den er seit Jahren (äußerst diskret) als nirgends

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