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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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Shuffle-Funktion erfunden worden waren. Es war kein Markttag, und so konnte er mitten auf dem Platz parken, gleich beim Kriegerdenkmal. Sein letzter dienstlich bedingter Abstecher nach Wynarth lag schon eine ganze Weile zurück, und privat kam er, soweit möglich, gar nicht mehr her. An einem der vergangenen Samstage hatte Cathy in den Antik- und Trödelläden stöbern wollen (um ein Abschiedsgeschenk für einen ihrer Chefs aufzutreiben), und er war mit ihr hergefahren, weil ihm so schnell keine plausible Ausrede einfallen wollte. Die ganze Zeit über war er fürchterlich nervös gewesen. Zwischendurch hatte sie in der Weinbar etwas trinken wollen (er hatte sie stattdessen zu einer Tasse Fair-Trade-Biokaffee in einem der Vegetarier-Cafés überredet), und am Ende hatte sie auch noch in die Looking East Gallery gewollt, in der Rachel früher ausgeholfen hatte, wenn sie wieder mal keine Bilder verkaufen konnte und niemand an ihrer Feng-Shui-Beratung interessiert war. Cathys scheidender Chef schien Fotografien zu mögen, und sie hatte gedacht, da gäbe es vielleicht einen schönen gerahmten Druck. Den gab es tatsächlich, aber der Preis überschritt bei Weitem das, was die Schenkenden in ihrer Kasse gesammelt hatten. Kerr hatte gescherzt, hatte einige Möglichkeiten befürwortet, andere für nicht so gut befunden und sich immer interessiert gezeigt, alles auf Autopilot. Die ganze Zeit hatte er daran denken müssen, wo sie waren: in der Thomas Holt Street, nur ein paar Türen von Rachels alter Wohnung entfernt.
    Anfang des Jahres hatte er zufällig eine ihrer Freundinnen getroffen, Kate, eine von den wenigen, die ihn nicht gehasst hatten und nicht der Meinung waren, dass Rachel sich glücklich schätzen konnte, ihn endlich los zu sein. Ausgerechnet im CD Heaven hatte er sie getroffen, dem Secondhandshop drüben in Longtown. Ohne Umschweife hatte sie ihm die schlechte Nachricht serviert: Rachel hatte ihre Wohnung zum Verkauf angeboten und war zu Tony Scruton gezogen, dem Mann, mit dem sie vor Kerr zusammen gewesen war. Damit hatte Kate bestätigt, was er lange geahnt hatte. Bis dahin war er noch ab und zu nach Wynarth gefahren und herumgelaufen, hatte ehemalige gemeinsame Lieblingsorte aufgesucht und gedacht, dass er sie eines Tages oder Abends irgendwo treffen würde und wenigstens die Chance bekäme, ihr zu erklären, wie es gewesen war, als er Scruton gegen das Schaufenster der Looking East Gallery gedrängt und es gerade so geschafft hatte, dem kleinen Mistkerl nicht die Luft abzudrücken.
    Zum Teufel mit ihr, hatte er gedacht, zum Teufel mit den beiden . Und sich geschworen, dass es ab sofort nur noch Cathy für ihn geben sollte, Cathy und die Kinder. Cathy beschwerte sich ab und zu darüber, dass sie einander nicht genug sahen und er seine Arbeit über alles andere stellte – aber sie verhöhnte ihn nicht für das, was er tat, stellte es nicht als Gnadenakt hin, wenn sie es mit ihm trieb, und saß nicht aufrecht im Bett und las ihm schlaue kleine Guardian -Artikel über die Korruption bei der Polizei, über Skandale und Ermittlungspleiten vor.
    Noch nie hatte er einem Ort so erleichtert den Rücken gekehrt wie an jenem Samstag, als Cathy endlich die Nase voll gehabt hatte von Wynarth. Noch bei jedem Schritt zurück zum Auto hatte er gefürchtet, Rachel zu begegnen. Nicht dass sie etwas gesagt und ihm Schwierigkeiten gemacht hätte, aber bestimmt hätte sie die Situation falsch interpretiert und angenommen, er habe seine Frau nach Wynarth geschleppt (nicht umgekehrt), sei immer noch verrückt nach ihr und wolle sie unbedingt sehen.
    Zum Teufel mit ihr, dachte er auch jetzt wieder, stieg aus und starrte bedrückt auf das Kriegerdenkmal. Viele, deren Namen dort standen, hatten nicht mal lange genug gelebt, um eine Frau zu haben, geschweige denn, eine betrügen zu können. Zum Teufel mit ihr. Mit ihr und Scruton. Lass sie doch denken, was sie wollen.
    Die Adresse, zu der er wollte, war leicht zu finden, sie lag gleich beim Markt, gegenüber der Thomas Holt Street. Es war ein Reihenhaus, ordentlich, gut erhalten, rote Midlands-Ziegel. Der winzige Vorgarten war mit Kies bedeckt, und bis auf das Windspiel, das reglos an einem Holzpfosten in der heißen Juniluft hing, gab es nichts darin. Kerr klingelte und wartete.
    Keine Antwort. Er wartete noch etwas, trat dann seitlich auf den Kies und schaute in eins der Fenster. Offenbar war niemand zu Hause. Zur Sicherheit klingelte er ein weiteres Mal und bückte sich kurz, um

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