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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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genaue Todeszeit angeben zu müssen. Aber er fand sich bereit, zuzugestehen, dass ein Szenario, bei dem Grove gegen Mitternacht und Holt vielleicht eine Stunde später erschossen worden war, als Arbeitshypothese taugen mochte.
    Dann standen sie wieder in Robinsons Büro. Wie schon tags zuvor war Dr. Black noch damit beschäftigt, den Körper wieder zusammenzusetzen, während Jacobson und Robinson die Ergebnisse in normalem Alltagsenglisch besprachen.
    »Karen Holt ist also zu ihm gekommen, nachdem seine Freundin das Haus verlassen hatte, und Grove hat ihr und sich etwas gekocht«, sagte Jacobson und umriss damit den möglichen Ablauf. »Allerdings ist der Abend dann ziemlich den Bach runtergegangen . «
    Robinson lächelte, ohne einen Kommentar dazu abzugeben. Er war kein rüder, sturer Unsympath wie sein Vorgänger Merchant. Vielmehr hatte er seine eigene Art, anzudeuten, dass er noch andere Dinge zu erledigen und eigentlich keine Zeit mehr hatte.
    Jacobson stand auf. Es gab nur noch eine Sache, derer er sich ein weiteres Mal vergewissern wollte.
    »Und Sie denken immer noch, dass Holt dort im Wald erschossen worden ist?«
    Robinson erhob sich ebenfalls und öffnete seine Bürotür. Der Korridor draußen lag verlassen da. In Krankenhäusern herrschte meist geschäftiges Treiben, Leichenhallen waren unheimliche Oasen der Ruhe.
    »Es deutet nichts darauf hin, dass es anders gewesen sein könnte, Frank. Es stimmt, wenn man eine Leiche während der ersten sechs Stunden bewegt, ändern sich die Leichenflecken entsprechend, was einem Mörder einen gewissen Spielraum lässt. Aber wir haben im Crowcross Wood überzeugende Tathinweise gefunden. Vor allem Blutspuren, die genau zur Lage des Körpers und auch des Kopfes passen.«
    Von Ann Ledbury erfuhr Jacobson, als der Streifenwagen ihn zurück zum Präsidium brachte. Wäre er zehn Minuten länger bei Robinson geblieben, hätte er den Krankenwagen, der sie in die Notaufnahme brachte, hören oder gar sehen können. Im Wachraum wussten sie bisher nur, dass sie ohne Bewusstsein sei und behandelt werde. Laut Kerr hatte sie nur noch ganz schwach geatmet, als er sie abschnitt. Ihr Hals sei in einem schrecklichen Zustand, erklärte er, nicht nur vom Strick, sondern auch von ihren eigenen Fingern, mit denen sie in dem Versuch, sich zu befreien, tiefe Furchen hineingegraben habe. Instinktiv habe ihr Körper um sein Leben gekämpft, um jede weitere Sekunde. Kerr nahm an, dass sie es gerade erst getan hatte. Noch eine Minute, und er wäre zu spät gewesen: Natürlich kann es auch so zu spät gewesen sein , Frank. Oder vielleicht überlebt sie es , trägt eine Gehimschädigung davon und kommt nie wieder ganz zu sich.
    Jacobson nahm den Aufzug in den vierten Stock. Es war zu heiß für die Treppe, und er hatte es eilig. Ganz leise hörte er von der anderen Seite des Platzes her die Rathausuhr die halbe Stunde schlagen. Damit kam er gerade noch rechtzeitig. Kerr war noch draußen in Wynarth, aber daran ließ sich nichts ändern, Jacobson würde die Besprechung nicht noch ein weiteres Mal verlegen.
    Als erden Einsatzraum betrat, drängten sich darin Kollegen vom CID, die für den Fall zusätzlich abgestellt waren, etliche Uniformierte und der gewohnte harte Kern seines Teams. Er legte sein Jackett ab und zapfte sich einen Plastikbecher gefiltertes Wasser aus dem Kühler. Sauerstoff- und Wasserstoffmoleküle ohne irgendwelche schädlichen Zusatzstoffe, und vor allem ganz ohne Geschmack. Ihm wurde bewusst, dass dies die erste große Einsatzbesprechung war, die er ohne die nervenberuhigende Krücke einer frisch entzündeten B&H zwischen den Fingern anging.
    Er stellte sich vor die weiße Tafel und beschrieb den Fall, wie er ihn im Moment sah.
    »Martin Grove ist vor fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Die letzten drei davon hat er ruhig mit Maureen Bright draußen in Crowcross gewohnt, ohne dass es irgendwelchen Ärger gegeben hätte. Während dieser Zeit hat er seine Lebensgeschichte aufgeschrieben, mit einem besonderen Augenmerk auf seine Verwicklung in den Fall Claire Oldham und sehr wahrscheinlich auch darauf, wer sie wirklich umgebracht hat. Karen Holt hat ihn gestern Abend in seinem Haus besucht, und am Ende wurden sie beide erschossen, wahrscheinlich mit derselben Waffe und vom selben Täter, oder denselben Tätern, im Plural. Es kann gut sein, dass Holt Grove geholfen hat, den Fall Oldham zu klären, und dass ihr privater Computer genauso verschwunden ist wie der von

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