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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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ausgehen, dass Sie Martin Grove am Montagabend in seinem Haus besucht haben, Mr Copeland?«, fragte er.
    Copeland sah seine Anwälte fragend an, aber keiner von beiden sagte ein Wort.
    »Ich weiß auch, dass Sie vor rund einem Vierteljahrhundert in die Proteste am Flughafen Crowcross verwickelt waren«, fügte Jacobson hinzu. »Sie waren Claire Oldhams Geliebter.«
    Copeland hustete und räusperte sich, bevor er antwortete.
    »Also gut. Ja. Ich habe Martin am Montag besucht. Ich hatte am Dienstag in Crowby zu tun und dachte, ich sehe mal nach ihm.«
    »Wegen der alten Zeiten, Mr Copeland? Sie wollten den Mann besuchen, der Claire vergewaltigt und ermordet hatte, wie zumindest die Justiz zwanzig Jahre lang annahm? Einen Mann, den Sie all die Jahre hindurch gehasst haben müssen?«
    »Das ist wohl wahr. Ich habe ihn gehasst. Selbst dann noch, als die ersten Zweifel an seiner Verurteilung aufkamen und er schließlich rehabilitiert wurde. Es hat lange gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass Martin unschuldig war und der wirkliche Mörder wohl nie gefasst werden würde. Aber am Ende habe ich es akzeptiert. Deshalb wollte ich ihn ja sehen. Ich wollte ihm das sagen.«
    »War es das erste Mal nach seiner Freilassung, dass Sie zu ihm in Verbindung getreten sind?«
    »Ja. Eindeutig. Das Telefonat am Sonntag war seit Claires Tod unser erster Kontakt.«
    Jacobson hatte noch nie eine Vernehmung per Video durchgeführt. Ihm war im Voraus nicht klar gewesen, wie sehr ihm die Nähe fehlen würde, die in einer herkömmlichen Gesprächssituation gegeben war. Körperliche Nähe an sich hatte schon etwas Entlarvendes, allein durch die Art, wie jemand dasaß, wie er atmete, und ja, auch wie er roch: Wahrheit und Lüge hatten ihren jeweils eigenen Geruch. Das hier war etwas ganz anderes, und die Hälfte der Hinweise, auf die er sich normalerweise verließ, schien nicht verfügbar.
    »Wie sind Sie nach all den Jahren an seine Nummer gekommen?«, fragte er. »Im Telefonbuch steht sie nicht, das haben wir überprüft. Grove wollte sich vor lästigen Anrufen schützen.«
    Copeland sah erneut seine Anwälte an, doch die schwiegen immer noch. Es war eine simple Frage, aber vielleicht hatte er nicht damit gerechnet.
    »Hilary Watson, das ist eine Freundin aus der alten Zeit. Sie hat zum engeren Kreis gehört, und wir sind über die Jahre immer in Kontakt geblieben. Ich wusste, dass sie auch mit Martin in Verbindung war, also habe ich sie angerufen und gefragt. Das können Sie gern überprüfen . «
    »Das werde ich. Danke. Haben Sie die Adresse und Telefonnummer zufällig dabei?«
    Jacobson war so, als gebe Copeland ein leises Schnauben von sich, aber er war sich nicht ganz sicher, dazu hätte er im selben Raum, am selben Tisch sitzen müssen. Die Reichen mochten es grundsätzlich nicht, wenn ihnen jemand sagte, was sie tun sollten, wie unbedeutend das Ansinnen auch sein mochte. Er sah zu, wie Copeland seinen Blackberry aus der Tasche fischte und den Bildschirm hinunter scrollte. Als er die Adresse schließlich vorlas, schrieb Jacobson bewusst schwerfällig mit und ließ sich einzelne Zeilen mehrfach wiederholen. Hilary Watson wohnte in London, NW1.
    »Und wie ist Ihr Treffen verlaufen, Mr Copeland?«
    »Okay, würde ich sagen. Am Anfang haben wir uns ein bisschen schwergetan, aber ich glaube, er wusste, dass ich es ehrlich meinte. Dass ich an seine Unschuld glaubte und mich freute, dass sie ihn rehabilitiert hatten und er noch mal neu anfangen konnte. Wir haben eine Weile über die Dinge gesprochen, die damals gut waren und die wir verloren haben. Hoffnung, Idealismus.«
    »Warum haben Sie sich nicht bei uns gemeldet? Gestern Abend ist im Fernsehen der Aufruf verlesen worden, dass alle, die Martin Grove während der letzten paar Tage gesprochen oder gesehen haben und uns etwas über ihn sagen können, sich bei uns melden sollen.«
    Copeland blickte jetzt direkt in die Kamera. Die Frage hat er vorausgesehen, dachte Jacobson . Das verrät seine Miene selbst auf diese Entfernung.
    »Davon habe ich nichts mitbekommen, ganz einfach. Bevor die Polizei bei mir im Hotel auf tauchte, hatte ich keine Ahnung von dem, was da passiert war. Natürlich hätte ich mich sonst gemeldet.«
    »Wer hielt sich alles in dem Haus auf, als Sie bei Martin Grove waren?«, fragte Kerr, als sei er plötzlich aufgewacht.
    Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Jacobson das Gespräch führte, aber hier und da eine unerwartete Zwischenfrage von der Seite war immer

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