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Die Toten von Crowcross

Die Toten von Crowcross

Titel: Die Toten von Crowcross Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Mc Dowall
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der Erde. Eine seltene Mischung. Er ließ sich sogar von einer Frau das Leben versauen. Noch normaler ging es nicht.

33
    Greg Salter hatte darauf bestanden, dass ein uniformierter Fahrer sie in einem gut aussehenden Streifenwagen hinüber zum County Headquarter brachte, das direkt an der Autobahn lag. Jacobson und Salter saßen hinten, fast schon demonstrativ weit auseinander. Salter mimte den Geschäftigen, indem er auf seinem kleinen PDA E-Mails las und beantwortete. Jacobson dagegen lockerte seinen Krawattenknoten und gab sich bewusst den Anschein, nichts zu tun und sogar ein wenig zu dösen. Dabei überdachte er die jüngsten Entwicklungen.
    Nigel Copelands Name war ihm absolut nicht bekannt vorgekommen, und es hätte noch lange gedauert, bis er in Hunters Bericht darauf gestoßen wäre. Emma Smith aber, akribisch, wie sie war, hatte ein Zeitschrifteninterview aus den Neunzigern ausgegraben, das jemand in den USA auf eine Investment-Beratungs-Website hochgeladen hatte. In dem Interview erläuterte Nigel Copeland seine Verbindung zum Mordfall Claire Oldham. (Solche Tragödien vergisst man nicht, erklärt Copeland. Es folgt ein unbehagliches Schweigen, und dann sagt er, das Leben gehe dennoch weiter. ) Der Interviewer hatte versucht, Copelands Business-Karriere mit dessen Zeit im Myrtle Cottage zu konterkarieren, aber Copeland hatte den Gegensatz abgetan. (Copeland beantwortet meine Frage mit einem Lächeln und zitiert Clemenceau, wenn auch nicht ganz korrekt: Ein Mann, der mit zwanzig kein Sozialist war, verkündet er, hat kein Herz.) Natürlich war alles, was über die Landesgrenzen hinausging, ein Problem Ế Greg Salter bestand genau wie der Chief Constable darauf, bei allen internationalen Aktivitäten von Beginn an eingeschaltet zu werden. Wie wild wurde dann herumtelefoniert, -gefaxt und -gemailt, mit Scotland Yard, dem Innenministerium und Interpol. Jacobson sah auf die Uhr, als der Fahrer vor der Sicherheitsschranke hielt: Es war Punkt siebzehn Uhr. Nicht schlecht. Knappe zwei Stunden hatten genügt, um Verbindung mit London, Cheshire und Zürich aufzunehmen und die Sache ins Rollen zu bringen.
    Der Videokonferenzraum befand sich im Hauptgebäude. Als Jacobson und Salter hereinkamen, war Kerr bereits da, trank Tee und unterhielt sich mit dem Techniker. Sie nutzten die zwanzig Minuten bis zum Beginn der Konferenzschaltung, um ihre Gesprächsstrategie zu diskutieren. Zu Salters Ehre musste gesagt werden, dass er sich nicht zu sehr einmischte und darauf verzichtete, unwillkommene Vorschläge anzubringen. Der Techniker erläuterte, wie die Sache vonstattengehen würde, verteilte die Plätze und positionierte jeden Einzelnen optimal vor seiner Kamera. Den Hintergrund bildete eine große blaue Fläche mit dem Wappen und den Insignien der Polizei.
    Die Schweizer stellten sich als Erste vor: zwei Kriminalbeamte und zwei Strafverteidiger, die Copelands Schweizer Anwalt seinem Mandanten gleich besorgt hatte. Zwischen den Anwälten, die eine Art Bollwerk gegen mögliche Anwürfe bildeten, saß Copeland. Zusätzlich gab es in Zürich noch einen Dolmetscher, wenn die Schweizer auch alle fließend Englisch zu sprechen schienen und seine Dienste vermutlich nicht in Anspruch nehmen würden.
    Salter skizzierte die Vorgehensweise. Geplant sei nichts als ein »Gespräch«, sagte er, zu dem sich Mr Copeland dankenswerterweise bereitgefunden habe. Das Ziel bestehe darin, zu klären, was er über die Geschehnisse am Montagabend in Martin Groves Haus in Crowcross wisse. Kopien der Gesprächsaufzeichnung würden bei der Schweizer Polizei und beim CID Crowby verbleiben, eine weitere werde Mr Copeland und seinen gesetzlichen Vertretern zur Verfügung gestellt. So würden die Interessen aller Beteiligten gewahrt. Copelands Anwälte nickten ế
    Während Salter das Prozedere klärte, goss Jacobson sich ein Glas Wasser ein und studierte Nigel Copeland auf dem Bildschirm an der gegenüberliegenden Wand. Er war gebräunt, sah fit aus, gesund und etwa zehn Jahre jünger, als er dem Geburtsdatum nach sein musste. Dieser reiche, gut aussehende Kerl schien zwar in besserer Verfassung zu sein als er, aber zum Ausgleich drohte ihm, Jacobson, keine Anklage wegen Doppelmordes.
    Jacobson fasste zusammen, was er wusste. Nigel Copeland hatte Martin Grove am Sonntag einmal und am Montag zweimal angerufen. Darüber hinaus war Copelands Lexus am Montagabend kurz vor neun bei der Fahrt durch Crowcross Village aufgenommen worden.
    »Kann ich davon

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