Die Toten von Crowcross
hilfreich. Zehn Schütte zur subtilen Einschüchterung , Seite eins.
»Nur Martin und ich«, antwortete Copeland. »Sonst niemand. Er sprach kurz von seiner Beziehung … Maureen?, meinte aber, ich hätte sie verpasst, sie sei nach Crowby hineingefahren, um eine Freundin zu besuchen.«
Jacobson ließ nicht locker.
»Dann haben Sie Karen Holt also auch nicht getroffen?«
Copeland hustete wieder und rieb sich den Kopf, direkt über dem Ohr.
»Doch, das könnte sein . Da kam jemand, gerade als ich ging. Aber Martin hat uns nicht miteinander bekannt gemacht, und ich habe nicht danach gefragt. Um ehrlich zu sein, dachte ich, sie sei vielleicht eine … Sie wissen schon, die kommt, wenn die andere weg ist? Das war sie natürlich nicht, das begreife ich jetzt.«
»Und wann sind Sie wieder gefahren?«
»So gegen zehn. Genau kann ich das allerdings nicht sagen.«
»Wie war Martin Grove aufgelegt? Wirkte er nervös, aufgeregt, ist Ihnen da was aufgefallen?«
»Nein ế Er kam mir sehr ruhig vor. Wobei ich das natürlich nur schwer beurteilen kann. Ich hatte ihn seit seinem neunzehnten Lebensjahr nicht gesehen, und er hatte sich im Laufe der Jahre doch ziemlich verändert. Ich meine, er hat im Gefängnis studiert, hat gelernt ễ .. Aber das wissen Sie ja sicher alles.«
Kerr kam mit einem weiteren Schuss von der Seite.
»Kennen Sie sich mit Waffen aus, Nigel? Handfeuerwaffen, Pistolen?«
Der ältere, größere Schweizer Anwalt fragte, was das zur Sache tue.
»Mr Copeland sagt, er hat Martin Grove am Montagabend in dessen Haus besucht. Es war die erste Begegnung nach Jahrzehnten«, sagte Jacobson. »Ein oder zwei Stunden später ist Grove in seinem Haus erschossen worden. Ich denke, der Zusammenhang liegt auf der Hand.«
Copeland rieb sich erneut den Kopf.
»Nein, das tue ich nicht«, sagte er. »Ich weiß praktisch nichts über Waffen ế Ich habe nie einen Schuss abgegeben, höchstens vielleicht mal als Kind an einer Schießbude.«
Kerr fragte in eine andere Richtung weiter.
»Wo genau waren Sie in Martin Groves Haus?«
»Wo?« › fragte Copeland, der die Frage nicht verstand oder nicht verstehen wollte.
»Genau ... wo?«› wiederholte Kerr. »Ich meine, in welchen Räumen. Haben Sie zum Beispiel das Bad benutzt?«
Vielleicht verdüsterte Copelands Miene sich da, über den Bildschirm war es kaum zu entscheiden.
»Nein, das habe ich nicht«, sagte er. »Wir waren im Wohnzimmer. Ich glaube, sonst nirgends.«
»Nicht in der Küche? Zwischendurch mal?«, übernahm Jacobson wieder.
Copeland schüttelte den Kopf.
»Nein, bestimmt nicht. Martin hat ein paar Flaschen Bier geholt.. ẵ ich nehme an, aus der Küche. Aber ich war die ganze Zeit im Wohnzimmer. Da bin ich sicher, jetzt, wo Sie mich so fragen . «
»Erzählen Sie mir von der Zeit danach«, sagte Jacobson, »nachdem Sie sich verabschiedet hatten.«
»Ich bin zurück ins Hotel gefahren, ins ›Riverside‹ in Crowby . Vielleicht erinnert sich die Frau an der Rezeption. Sie hat mir ein paar Dokumente ausgehändigt, die per Kurier gekommen waren . Gestern hatte ich dann Geschäftstermine, und am Abend war ich wieder zu Hause.«
»Ihre Sekretärin sagt, Sie haben sie erst gestern Abend gebeten, den Flug nach Zürich zu buchen. Sie hätten angerufen, als Sie noch auf der M6 waren. Das war schon sehr kurzfristig, oder?«
»Das ist durchaus nicht ungewöhnlich. Kurzfristige Reisen gehören im internationalen Finanzgeschäft nun mal dazu«, antwortete Copeland.
Jacobson meinte einen Hauch Selbstgefälligkeit und Herablassung herauszuhören, einen Hauch von Wohersollten-Sie-das-auch-wissen. Betont freundlich erklärte er, dass seine Leute sich im »Riverside Hotel« erkundigen würden, wann genau Copeland am Montagabend zurückgekommen sei.
Er trank in aller Ruhe einen Schluck Wasser und bat dann offiziell um Fingerabdrücke und eine DNA-Probe. Es gab keinen gesetzlichen Zwang für Copeland, der Bitte Folge zu leisten (ganz sicher nicht sofort), und auch die Züricher Polizei musste Jacobson in dieser Angelegenheit nicht unterstützen. Die Anwälte hatten den Punkt zweifellos mit Copeland besprochen. Wenn er sicher sei, dass er mit den beiden Morden nicht das Geringste zu tun habe, hatten sie ihm bestimmt geraten, solle er am besten kooperieren. Das werde den Nachweis seiner Unschuld beschleunigen und ihn bei den Schweizer Behörden in einem guten Licht dastehen lassen.
Copeland sah erneut direkt in die Kamera.
»Es gefällt mir überhaupt nicht,
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