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Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition)

Titel: Die Toten von Santa Clara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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und quer durch den Raum geschleudert«, sagte Jorge. »Eigentlich müssten überall Tröpfchen sein.«
    »Aber wir haben nur ein paar direkt neben der Flasche und gut einen Meter von seiner Leiche entfernt gefunden.«
    »Aber ihr habt welche gefunden?«
    »Ja, einige wenige, die aus dem Flaschenhals getropft sind.«
    »Und zwischen Leiche und Flasche?«
    »Nichts«, sagte Felipe, »was ebenfalls merkwürdig ist, aber nicht… unmöglich.«
    »Genauso, wie er am Boden zuckend alle Spuren und Tröpfchen mit seinem Morgenmantel weggewischt haben könnte?«
    »Ja-a«, sagte Felipe ohne Überzeugung.
    »Stellen Sie ein paar Mutmaßungen an, Felipe. Ich weiß, dass Sie es hassen, aber lassen Sie mal was hören.«
    »Wir halten uns an die Tatsachen«, sagte Felipe, »weil die das Einzige sind, was vor Gericht standhält. Nicht wahr, Inspector Jefe?«
    »Kommen Sie schon, Felipe.«
    »Na gut«, gab Jorge nach und stand auf. »Wir wissen alle, was an diesem Tatort fehlt, nämlich… eine Person. Wir wissen nicht, was sie getan und ob sie überhaupt etwas mit der Sache zu tun hat. Wir wissen nur, dass noch ein Dritter hier war.«
    »Wir haben also ein Phantom«, sagte Falcón. »Glaubt einer von Ihnen an Gespenster?«
    »Das kommt vor Gericht garantiert gut an«, meinte Felipe.

DREI
    C onsuelo Jiménez öffnete die Tür und führte Javier Falcón den Flur hinunter in ihr L-förmiges Wohnzimmer mit Blick auf einen gepflegten Rasen, dessen sattes Grün in dem bleichenden Sonnenlicht regelrecht grell wirkte. Das Wasser im Swimmingpool wirkte sehr blau, und die Wände und das Dach des Gartenhäuschens waren von violetten Bougainvilleen überwuchert.
    Falcón blieb mit hinter dem Rücken verschränkten Händen vor der deckenhohen Schiebetür stehen und fühlte sich deplaziert. Consuelo saß in einem engen, cremefarbenen Seidenrock und passender Bluse auf dem Sofa. Die Atmosphäre zwischen ihnen war angespannt und gleichzeitig seltsam vertraut.
    »Mögen Sie Bougainvilleen?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete er, ohne nachzudenken, »sie geben mir Hoffnung.«
    »Ich fange an, sie ein bisschen banal zu finden.«
    »Vielleicht sehen Sie hier draußen in Santa Clara zu viele«, sagte Falcón. »Und eingerahmt von den Fenstern sehen sie aus wie ein nichts sagendes Bild.«
    »Ich könnte ununterbrochen einen nackten Mann in den Pool springen lassen und es meinen lebenden Hockney nennen«, sagte sie. »Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten? Ich habe Eistee gemacht.«
    Er nickte und blickte ihr nach, als sie in die Küche ging. Der Anblick ihrer Wadenmuskeln machte ihn nervös. Er sah sich in dem Zimmer um. An der Wand hing ein einzelnes großes Gemälde, eine kirschrote Leinwand mit einem breiter werdenden, diagonalen, blauen Streifen. Auf den Tischen und der Kommode standen Fotos ihrer Kinder– Einzelporträts und Gruppenaufnahmen. Bis auf ein dunkelblaues Sofa, das den L-förmigen Raum unterteilte, und einen Sessel gab es kaum Möbel. Er wandte sich wieder dem gepflegten Garten zu und dachte, dass sie Hockney wohl erwähnt hatte, weil dieses Viertel mit seinem unaufhörlichen Sonnenschein eher an Kalifornien als an Andalusien erinnerte.
    Consuelo Jiménez reichte ihm einen Eistee und wies auf den Sessel. Sie selbst ließ sich auf dem Sofa nieder und ließ die flache Sandale von ihren Zehen in seine Richtung wippen.
    »Hier draußen könnte man glauben, man sei gar nicht in Spanien«, sagte Falcón.
    »Sie meinen, wir purzeln nicht übereinander wie ein Korb voller Welpen.«
    »Es ist still.«
    Sie saßen einen Moment schweigend da – kein Verkehr, keine Kirchenglocken, kein Pfeifen oder Klatschen auf der Straße.
    »Doppelglasfenster«, sagte sie. »In den Restaurants herrscht ständiger Lärm. Dort lebe ich mein spanisches Leben dreifach, deswegen ist es hier draußen wie im… Jenseits. Ich hätte gedacht, dass Sie es bei Ihrem Beruf ähnlich halten.«
    »Im Moment bin ich gern mittendrin«, sagte Falcón. »Ich habe lange genug in weltabgeschiedener Starre gelebt.«
    »Ich bin sicher, in dem riesigen Haus Ihres Vaters fühlen Sie sich nicht direkt… ich meine, nicht Ihres Vater… tut mir Leid.«
    »Ich bezeichne Francisco Falcón nach wie vor als meinen Vater. Eine siebenundvierzig Jahre alte Gewohnheit, von der ich nicht lassen kann.«
    »Sie haben sich verändert, Inspector Jefe.«
    »Nennen Sie mich Javier.«
    »Sie haben Ihren Stil geändert.«
    »Ich habe mir die Haare kurz schneiden lassen und die Anzüge aufgegeben.«
    »Sie

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