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Die Totenfalle

Die Totenfalle

Titel: Die Totenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Erinnerungen waren plastisch in ihr hochgestiegen. Ihre gesamte Tätigkeit bei Tabitha Leroi lief immer wieder wie ein Film vor ihrem geistigen Auge ab, und sie wunderte sich darüber, an wie viele Einzelheiten sie sich doch erinnern konnte. Die meisten Erlebnisse waren positiv gelegen, dennoch hatte über ihnen stets ein Schatten gelegen, ein gewisser Nebel, wie der Gruß aus einer fremden Welt.
    Auch Erinnerungen an ein Lachen, an frohe Stunden, waren immer mit einem bedrückenden Gefühl verbunden, denn eine große Gefahr schwebte unsichtbar darüber.
    Yvonne kam diese Gefahr vor, als wäre sie zwar da, würde aber trotzdem in der nahen Zukunft liegen, so daß sie sich zwangsläufig vor ihr fürchten mußte. Zudem konzentrierte sich dieses Böse, diese andere ausgerechnet auf sie, und das wiederum wollte sie einfach nicht zugeben und auch nicht verstehen.
    Was war geschehen? Wieso gab es dieses Band noch zwischen Tabitha und ihr?
    Sie hatte sich die Tote auch nicht mehr im Sarg liegend angesehen. Nein, sie wollte sie so in Erinnerung behalten, wie sie einmal gewesen war. Nur keinen Aufstand machen, nur nicht mehr seelischen Druck erleben, es war alles schon schlimm genug, und sie ging einfach von der Vorstellung aus, daß die Verbindung zwischen ihr und Tabitha noch nicht gestoppt worden war.
    Da gab es noch etwas…
    Sie schluckte einige Male ihre Furcht herunter, doch wie beim Schluckauf kam sie immer wieder hoch, und Yvonne fühlte sich in ihrer Wohnung plötzlich wie in einer Gefängniszelle, in der vier Löcher in die Wände hineingebohrt worden waren, damit sie von allen Seiten beobachtet werden konnte.
    Auch ihr kam es so vor, als würden sie gewisse Kräfte unter Kontrolle halten.
    Das steigerte die Furcht…
    Am späten Nachmittag war es dann soweit. Sie konnte es nicht mehr aushalten und verließ beinahe fluchtartig ihre Wohnung. Sie hatte sich noch den Mantel umgehängt, die Handtasche geschnappt und war davongelaufen.
    Nur raus aus dieser verdammten Bude, raus aus dem Knast, weg mit den Erinnerungen.
    In der kalten Luft ging es ihr zunächst besser. Sie wanderte ziellos durch die Straßen, bis sie sich selbst sagte, daß es Unsinn war, was sie tat. So allein zu sein, paßte ihr auch nicht. Sie mußte einfach unter Menschen kommen, und da fiel ihr die Leuchtreklame eines kleinen Restaurants auf, mehr ein Bistro, in dem es keine große Speisekarte gab. Um eine Kleinigkeit zu essen, reichte ihr Hunger aus.
    Auch wenn ihr das kleine Restaurant vom Interieur her nicht gefiel und ihr die Musik zu laut war, freute sie sich doch über die Wärme und auch darüber, daß sie unter Menschen war. Sie setzte sich nicht an die Theke, sondern fand ihren Platz am Fenster. Der kleine runde Tisch gefiel ihr, der Hocker war zwar nicht bequem, aber sie konnte sich etwas ausruhen. Über die kahlen Wände huschten immer wieder die Lichtreflexe eines sich drehenden Strahlers, der seine blauroten Kaskaden auch gegen die Fensterscheibe schleuderte, sie hindurchschoß, so daß sie sich auf dem Gehsteig verliefen. Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und verschiedenfarbigen Ringen in den Ohrläppchen erkundigte sich nach ihren Wünschen. Yvonne hatte bereits in die Speisekarte geschaut, sich aber noch nicht entscheiden können. Sie bestellte zunächst ein Glas Weißwein.
    »Und trocken bitte.«
    »Selbstverständlich, Miß.«
    Der Kellner verschwand, Yvonne blieb sitzen, nahm sich abermals die Karte vor und fuhr mit dem ausgestreckten Zeigefinger die Gerichte ab. Sie entschied sich schließlich für einen Salat mit dünnen Streifen aus Kalbfleisch.
    »Geht es Ihnen gut?«
    Sie erschrak, als der junge Mann sie ansprach und gleichzeitig das Glas Wein auf den Tisch stellte. Yvonne zuckte zurück. »Ja, ja… warum fragen Sie?«
    Lächelnd und mit schiefgelegtem Kopf schaute er auf sie. »Sie sehen so blaß aus und machen einen nervösen Eindruck. Mir kommt es vor, als hätten Sie Sorgen, und ich mag es nun mal nicht, wenn sich eine schöne Frau sorgt, pardon…«
    »Ich möchte den Salat mit Kalbfleisch bestellen und nicht angemacht werden.«
    »Sorry, das hatte ich nicht vor.«
    »Dann ist es ja gut.«
    Der Kellner verschwand lächelnd, und Yvonne schüttelte unwillig den Kopf. Was der sich nur einbildete. Sogar in den Lokalen war man nicht mehr sicher. Da versuchte selbst das Personal die Gäste anzumachen. Eigentlich hätte sich Yvonne über ihre Reaktion wundern müssen. Normalerweise wäre sie nicht so abweisend gewesen. Sie

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