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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Terrasse auf und ab, trat hinter seinen Stuhl, strich ihm über das Haar und umarmte ihn.
    »Ich habe mich entschlossen, für immer in Italien zu bleiben. Ich will nicht mehr zurück. Meine Arbeit in der Apotheke werde ich kündigen. Was die Firma abwirft, reicht gut für uns beide. Aber ich möchte nicht mehr hin-und hergerissen sein. Möchte hier unbegrenzt meine Zeit genießen, ohne zu denken, oh Gott, in einer Woche ist der Urlaub vorbei. Verstehst du das?«
    »Ja, ja, schon …, aber …«
    »Wir haben hier das Paradies! Wir sind gern in Italien, wir sind zusammen, und wir sind glücklich. Lass uns das festhalten! Das Leben in Berlin ist so trostlos, und die Arbeit macht alles nur kaputt.«

    »Aber wie stellst du dir das vor?« Lukas wusste überhaupt nicht mehr, was er denken sollte. Sein altes Leben schien in immer weitere Ferne zu rücken.
    »Du musst doch nicht alles selber machen, Johannes!« Sie setzte sich wieder an den Tisch und sah ihn liebevoll an. »Besorge einen Geschäftsführer, der den Laden schmeißt. Mit Internet, Fax und Telefon könnt ihr wunderbar kommunizieren. Und zweimal im Jahr fährst du hin und siehst nach dem Rechten.«
    »Du stellst dir das alles so einfach vor …«
    »Es ist einfach, mein Schatz! Und fändest du es nicht auch fantastisch, hier zu leben und nicht nur Urlaub zu machen? Oder sehnst du dich so nach deiner Arbeit im Büro?«
    »Es ist ja nicht nur Büroarbeit …«
    »Was ist dir wichtiger? Die Arbeit in der Firma oder das Leben mit mir? Denn ich werde nicht zurückgehen. Ganz sicher nicht.«
    Lukas seufzte. »Das kommt jetzt alles ein bisschen plötzlich.«
    Magda lächelte. »Fahr nach Berlin und regle alles. Die Wohnung kannst du meinetwegen auch aufgeben. Wir brauchen sie nicht mehr. Und alles, was in der Wohnung ist, kann weg. Es interessiert mich nicht mehr. Verschenk die Möbel oder verkauf sie. Mir egal. Du musst mir nur die Dinge mitbringen, die in meinem Schreibtisch sind. Und die Aktenordner aus dem Schrank neben der Tür. Das ist alles.«
    »Für eine Wohnungsauflösung brauche ich Wochen.«
    »Das hat ja auch Zeit. Jetzt such erst mal einen Geschäftsführer und komm wieder her. In einer Woche könntest du das schaffen.«

    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Doch. Bitte! Ich kann nicht leben ohne dich! Ich halte es ja noch nicht mal ein paar Stunden aus, wenn du durch den Wald marschierst. Da sterbe ich schon vor Sehnsucht! Die Wohnungsauflösung können wir auch im Herbst oder Winter zusammen machen. Da komme ich dann mit.«
    Wir sollten lieber dieses Grundstück für immer verlassen, dachte Lukas, hier liegen zwei Leichen. Dieses Haus bringt Unglück, und solange wir hier leben, werden wir ihm nicht entgehen.

66
    Auf der Fahrt zum Flughafen war Magda ungewöhnlich schweigsam. Sie sah unglücklich aus und biss sich immer wieder auf die Unterlippe.
    Lukas legte ihr die Hand auf den Oberschenkel.
    »Ich bin doch nur eine Woche weg«, sagte er, »das ist fast nichts. Du wirst sehen, wie schnell die Zeit vergeht, und in ein paar Tagen bin ich wieder bei dir.«
    »Ja, ja«, meinte sie, »du hast ja recht. Du hast ja so recht.« Ihre Worte klangen, als würde sie sagen: Was bist du für ein Vollidiot, dass du jetzt wegfahren musst. Du tust uns beiden weh, dabei ist es so sinnlos, vollkommen überflüssig.
    »Du musst keinen Parkplatz suchen und mit hineinkommen, Magda, wirklich nicht. Du setzt mich einfach nur ab und fährst gleich wieder zurück. Das ist doch wesentlich einfacher.« Sie nahmen gerade die Ausfahrt Firenze Nord zum Flughafen.
    »Nein«, sagte sie nur. »Nein.«
    Erst in der hintersten Reihe des Parkplatzes fand Magda eine freie Lücke. Hand in Hand liefen sie zum Flughafengebäude.
    Als er am Schalter eincheckte, überfiel ihn plötzlich eine unerklärliche Angst. Die Bodenstewardess hielt seinen Ausweis einen Moment länger in der Hand als nötig, sie stutzte,
als sie sein Passbild sah, aber vielleicht bildete er sich das alles auch nur ein. Jedenfalls stand er hier in der Schalterhalle wie ein Mörder auf der Flucht, der unentwegt betet, endlich ohne Probleme, ohne weitere Zwischenfälle und ohne geschnappt zu werden, das Land verlassen zu können.
    Alles, was er dachte und befürchtete, war nicht wirklich bedrohlich, denn die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in den letzten zwei Stunden, seit sie von La Roccia weggefahren waren, die Leichen gefunden hatte, zur Polizei gegangen war und die Carabinieri jetzt bereits die Flughäfen

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