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Die Totengräberin - Roman

Die Totengräberin - Roman

Titel: Die Totengräberin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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fragte sich, wer dieser Mann war. Auf alle Fälle ein Mörder, der seinen Rivalen aus dem Weg geräumt hatte. Aber war er ihr Mann oder ihr Geliebter?
    Das galt es herauszufinden, aber das würde ihm am heutigen Tag gelingen. Da war Topo ganz sicher.

51
    Als Carolina am Montagmorgen erwachte, hatte sie einen Muskelkater, dass sie kaum aus dem Bett kam. Sie versuchte zwei Kniebeugen, aber ließ es schnell bleiben, ihre Oberschenkelmuskeln schmerzten, als wären sie mit Säure durchtränkt. Langsam humpelte sie ins Bad. Offensichtlich hatte sie es am Wochenende übertrieben. Am Freitagabend war sie zum Reiterhof gefahren, hatte in der Nähe gezeltet und dann mit ihrer Stute Penthesilea eine Reittour gemacht. Stundenlang über Stock und Stein, und das war sie schon lange nicht mehr gewohnt. Sie hatte Penthesilea vernachlässigt, war immer nur mit der Harley durch die Gegend gebrettert. Aber eine Harley konnte man bewegen, indem man Gas gab, Penthesilea brauchte einen intensiven Schenkeldruck.
    Auf diesem Ritt durch Brandenburg versuchte sie, den Kopf freizubekommen. Die ganze Zeit hatte sie sich darüber geärgert, dass sie Johannes nicht einfach zu den Akten legen konnte, so wie sie das wahrhaftig schon einige Male mit den unterschiedlichsten Männern getan hatte. Er spukte in ihrem Unterbewusstsein, überlagerte ihre Gedanken und machte sie zornig. Sie konnte es einfach nicht vertragen, dass er mit ihr Schluss gemacht, dass er sie nach einer wunderbaren gemeinsamen Nacht einfach abserviert hatte,
so wie man eine Nutte nach Hause schickt oder einen Kieselstein in den Gully kickt. Carolina war das nicht gewöhnt, und sie war erst recht nicht bereit, es zu akzeptieren. Wenn jemand eine Beziehung beendete, dann war sie es selbst. Und niemand sonst.
    Nach diesem anstrengenden Wochenende fühlte sich Carolina etwas besser. Sie war wild entschlossen, Johannes zu vergessen, nie wieder seine Handynummer anzurufen und sich auch nicht durch etwaige Telefonate verunsichern zu lassen.
    Sollte er doch irgendwo auf der Welt verschollen sein - es interessierte sie nicht mehr.
     
    Diese hehren Vorsätze hielten gerade mal drei Stunden.
    Die Verkaufshalle war leer, als sie ihren Dienst antrat, was an einem Montagvormittag auch nicht weiter verwunderlich war. Carolina fand die Zeiten, in denen kein einziger Kunde im Laden war, am anstrengendsten überhaupt, da sie mit Nichtstun und Langeweile nicht umgehen konnte. Viel lieber war sie im Stress und sprang im Karree, als dass sie untätig herumstand.
    Lustlos blätterte sie in der Hauszeitung, die auf dem Couchtisch der kleinen Sitzecke neben der Kaffeemaschine und auf dem Regal neben den Harley-Katalogen mit den unzähligen Modellen herumlag.
    Der Artikel über das alljährliche große Harley-Treffen in der Toskana stand auf Seite fünf.
    Sie steckte die Zeitung ein und las sich den Bericht zu Hause nach Feierabend noch einmal in aller Ruhe durch.
    Ein Treffen der Harley-Fahrer und -Freaks in der Toskana. Ein ganzes Wochenende, von Freitagmittag bis Sonntagabend. Für eine Unterkunft musste man selbst sorgen,
aber bei dem großen Fest am Samstagabend war das Buffet frei. Eine Möglichkeit, Freunde, Bekannte, Kumpel wiederzutreffen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam zu feiern. Ein in der Toskana einmaliger Event.
    Ja, dachte sie schließlich, warum denn nicht? Johannes wohnt ganz in der Nähe. Von seinem Haus bis zum Leccarda, wo das Treffen stattfindet, sind es höchstens zwanzig Kilometer. Das ist die Gelegenheit.
    Liebster, ich komme! Ich will dich sehen, will mit dir sprechen, will noch einmal von dir hören, dass du mich nicht mehr willst. Aber das glaube ich nicht. Nicht mehr. Und deiner Frau werde ich sagen, dass du die größte Liebe meines Lebens bist und dass ich alles daransetzen werde, dich nicht zu verlieren. Schluss mit den Heimlichkeiten, du brauchst dich nicht mehr zwischen ihr und mir zu entscheiden. Denn ich habe mich entschieden. Für dich.
    Noch einmal schickst du mich nicht in die Wüste, Johannes.

52
    Natürlich, dachte Magda, als sie auf den Parkplatz der Abbazia di Monte Oliveto Maggiore zurollten, so ist das immer. Die schönsten Plätze dieser Welt haben sich die Mönche für ihre Klöster ausgesucht. So war das bei Le Celle, dem Franziskanerkloster bei Cortona, bei San Antimo nahe Montalcino und San Galgano in der Nähe von Massa Marittima.
    Hier lag die weitläufige Klosteranlage inmitten einer Landschaft, die durch tiefe Lehmschluchten fast utopisch

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