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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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nicht gewillt, seinen Herrn in fremde Obhut zu geben, und hielt weiter den Arm des Kranken fest. »Mylord, wir wissen nicht, ob diese Menschen Christen sind. Ihr braucht den Trost des Gebetes. Ich werde bei Euch bleiben.«
    Simon schüttelte den Kopf. »Das geheime Verfahren, das angewendet werden soll, muss in Abgeschiedenheit vollzogen werden. Zwischen Arzt und Patient ist Ungestörtheit zwingend erforderlich.«
    »Um Christi willen verschafft mir
Erleichterung!«
Wieder war es Prior Geoffrey, der die Angelegenheit entschied. Bruder Gilbert und sein christlicher Trost landeten unsanft im Staub, die beiden anderen Mönche wurden beiseite gestoßen. Er befahl ihnen zurückzubleiben, während sein Ritter Wache stehen sollte. Mit wedelnden Armen wankte der Prior zu der geöffneten Ladeklappe des Wagens und wurde von Simon und Mansur hochgestemmt.
    Roger aus Acton lief dem Wagen nach. »Mylord, wenn Ihr doch nur auf die wundertätigen Kräfte vom Fingerknochen des Kleinen St. Peter vertrauen würdet …«
    Ein Schrei ertönte. »Ich hab’s probiert und kann noch immer
nicht pissen.«
    Der Wagen schaukelte den Hang hinauf und verschwand zwischen den Bäumen. Adelia suchte eine Weile in dem Graben herum und folgte ihm dann.
    »Ich fürchte um ihn«, sagte Bruder Gilbert, obwohl die Eifersucht in seiner Stimme hörbarer war als seine Sorge.
    »Hexerei.« Roger aus Acton konnte nur sprechen, wenn er brüllte. »Der Tod ist besser als Errettung durch die Hände Belials.«
    Beide wollten dem Wagen folgen, doch der Ritter des Priors, Sir Gervase, dem es immer Spaß machte, Mönchen ein Schnippchen zu schlagen, verstellte ihnen plötzlich den Weg. »Er hat nein gesagt.«
    Sir Joscelin, der Ritter der Priorin, war ebenso unerbittlich. »Ich denke, wir sollten ihm seinen Willen lassen, Bruder.«
    Die beiden standen nebeneinander, Kreuzfahrer im Kettenhemd, die schon im Heiligen Land gekämpft hatten und unbedeutendere, Kutten tragende Männer verachteten, die sich damit begnügten, Gott an sicheren Orten zu dienen.
    Der Weg führte zu einem merkwürdigen Hügel, und der Wagen rumpelte den Hang hinauf. Auf dem Gipfel war eine große kreisrunde Graslichtung zu sehen, die sich über die umstehenden Bäume erhob und im letzten Sonnenlicht glänzte wie ein kahler, grüner, monströser, abgeflachter Kopf.
    Unten auf der Straße am Fuße des Hügels blieb der Rest des Reiterzugs beklommen zurück. Jetzt, da der Tross gespalten war, wollte keiner mehr weiterziehen, und so beschloss man am Wegesrand in Rufweite der Ritter zu lagern.
    »Was ist das für ein seltsamer Ort?«, fragte Bruder Gilbert, der noch immer hinter dem Wagen herstarrte, obwohl er ihn nicht mehr sehen konnte.
    Einer der Knappen, der das Pferd seines Herrn absattelte, verharrte kurz. »Das da oben ist der Wandlebury Ring, Herr. Das sind die Gog-Magog-Hügel.«
    Gog und Magog, britische Riesen, die ebenso heidnisch waren wie ihre Namen. Die christliche Reisegesellschaft drängte sich ums Feuer – und rückte noch dichter zusammen, als die Stimme von Sir Gervase schauerlich aus den dunklen Bäumen jenseits der Straße erschallte: »Bluu-uu-utopfer. Hier oben rast die Wilde Jagd. Oh, wie grässlich.«
    Prior Geoffreys Jäger, der gerade seine Hunde für die Nacht versorgte, blies die Backen auf und nickte.
    Mansur war der Berg ebenfalls nicht geheuer. Etwa auf halber Höhe hielt er den Wagen auf einer breiten ebenen Fläche an. Er spannte die Maultiere aus – das Stöhnen des Priors im Wagen machte sie unruhig – und band sie so an, dass sie grasen konnten, dann sammelte er Holz und machte Feuer.
    Eine Schüssel wurde geholt, das letzte abgekochte Wasser hineingegossen. Adelia gab ihre Ausbeute aus dem Graben hinein und betrachtete sie.
    »Schilfrohre?«, sagte Simon. »Wozu?«
    Sie erklärte es ihm.
    Er erbleichte. »Er, Ihr … Das wird er nicht erlauben … Er ist
Mönch
.
«
    »Er ist ein Patient.« Sie rührte die Schilfrohrstücke um, dann fischte sie zwei heraus und schüttelte das Wasser ab. »Macht ihn bereit.«
    »Bereit? Dazu ist kein Mann bereit. Doktor, ich vertraue Euch vorbehaltlos, aber … dürfte ich vielleicht wissen … Ihr habt diese Behandlung doch wohl schon einmal durchgeführt?«
    »Nein. Wo ist meine Tasche?«
    Er folgte ihr über das Gras. »Aber Ihr habt ihr wenigstens schon einmal beigewohnt?«
    »Nein. Bei Gott, das Licht lässt nach.« Sie hob die Stimme. »Zwei Laternen, Mansur. Häng sie innen an dem Gestänge für die Plane auf. So, wo

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