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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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schnell.« Beunruhigung verwandelte sich in Angst. »O Gott, ich hab heute Morgen ganze sieben Mal geniest.«
    »Niesen«, sagte Adelia nachdenklich. »Da haben wir’s.«
    »O Gott.« Er riss an den Zügeln, wendete sein Pferd und schlug ihm die Sporen in die Flanken, so dass Adelia ihm schlammbespritzt, aber hochzufrieden nachschaute.
    Lächelnd hob Joscelin seine Kappe. »Guten Tag, Mistress.«
    Der Jäger verbeugte sich vor ihr, zog die Hunde zurück und folgte ihnen.

    Es könnte jeder von ihnen sein, sagte Adelia sich, während sie ihnen hinterhersah. Dass Gervase ein Rüpel ist und der andere nicht, hat keinerlei Bedeutung. Sir Joscelin kam trotz seines freundlichen Auftretens als Täter ebenso in Frage wie sein widerwärtiger Gefährte, den er offensichtlich mochte. Auch er war an jenem Morgen auf dem Hügel gewesen.
    Andererseits, wer nicht? Hugh der Jäger, dessen Gesicht so ausdruckslos wie Milch war, der aber durchaus genauso viel Boshaftigkeit in sich bergen mochte wie Roger aus Acton, nur ohne es zu zeigen. Der fettwangige Händler aus Cherry Hinton. Und der Spielmann. Die Mönche – der eine, der Bruder Gilbert hieß, war ein Hasser, wie er im Buche stand. Alle hatten sie in jener Nacht auf den Wandlebury Ring steigen können. Und was den neugierigen Steuereintreiber betraf, an dem war einfach alles verdächtig.
    Und wieso eigentlich nur die Männer? Da waren auch noch die Priorin, die Nonne, die Frau des Händlers, Dienerinnen.
    Doch nein, sie sprach alle Frauen frei, das war kein Verbrechen von der Hand einer Frau. Natürlich waren auch Frauen zu Grausamkeiten an Kindern fähig – Adelia hatte schon viele Folgen von Quälerei und Vernachlässigung untersuchen müssen –, doch bei den wenigen Fällen, die auch nur annähernd an die sexuelle Brutalität heranreichten, die sie hier vorgefunden hatte, waren Männer die Täter gewesen, immer nur Männer.

    »Die haben mit dir
geredet.«
Ulfs Erstarrung war anders als ihre eigene überwältigte Ehrfurcht gewesen. »Kreuzfahrer sind das. Alle beide. Die waren im Heiligen Land.«
    »In der Tat«, sagte sie ausdruckslos.
    Und sie waren als reiche Männer zurückgekommen, die sich ihre Sporen verdient hatten. Sir Gervase wohnte im Coton Manor, dem Ritterlehen der Priorei, Sir Joscelin im Grantchester Manor, das St. Radegund gehörte. Sie waren leidenschaftliche Jäger und borgten sich Hugh und seine Wolfshunde von Prior Geoffrey, wenn sie so ein Untier zur Strecke bringen mussten wie den Wolf, der quer über Sir Joscelins Pferd gehangen hatte – der hatte drüben in Trumpington Lämmer gerissen –, weil nämlich Hugh der beste Wolfsjäger in ganz Cambridgeshire war …
    Männer
, dachte Adelia, während sie Ulfs bewundernden Erklärungen lauschte. Selbst wenn sie noch kleine Jungen sind … Aber der hier blickte jetzt wieder mit altklugen Augen zu ihr hoch. »Und du hast es denen gezeigt.«
    Auch sie hatte sich ihre Sporen verdient.
    Einträchtig gingen sie gemeinsam zurück zum Haus des alten Benjamin, und der in Ungnade gefallene Aufpasser schlich hinterdrein.
    Es war schon dunkel, als Simon endlich ins Haus zurückkam, sich hungrig über die Aalsuppe mit Klößen und die Fischpastete hermachte, die für ihn bereit standen – es war Freitag, und Gyltha hielt sich strikt daran –, während er darüber klagte, wie unglaublich viele Wollhändler in Cambridge und Umgebung ihr Gewerbe betrieben.
    »Ausnahmslos freundliche Menschen, und jeder hat mir ganz freundlich erklärt, dass die Wollstreifen aus einem alten Posten Wolle stammten … hat anscheinend irgendwas mit der Garnstärke zu tun … dass es aber, du liebe Güte ja, nicht unmöglich sei herauszufinden, wo der Ballen herkam, wenn ich bereit sei, gründlich nachzuforschen.«
    Obwohl Simon aus Neapel sich unscheinbar gab und kleidete, stammte er aus einer reichen Familie und hatte noch nie darüber nachgedacht, welche Reise die Wolle vom Schaf bis zum Tuchhändler durchlief.
    Während er aß, klärte er Mansur und Adelia auf.
    »Wusstet ihr, dass man Urin benutzt, um Schaffelle zu reinigen? Die waschen die mit Pisse in Bottichen, die von ganzen Familien gefüllt werden.« Kämmen, Spinnen, Weben, Färben, Beizen. »Könnt ihr euch vorstellen, wie schwierig es ist, die Farbe Schwarz hinzubekommen?
Experto credite
, basiert sie auf einem Dunkelblau, Waid oder einer Kombination von Gerbsäure und Eisen. Ehrlich, Gelb ist einfacher. Ich habe heute Färber kennen gelernt, denen es am liebsten wäre, wenn

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