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Die Totenleserin1

Die Totenleserin1

Titel: Die Totenleserin1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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eingestellt: Die Juden waren beschuldigt worden und der Täter und seine Frau bestraft.
    Womit der Mörder freie Bahn hatte, erneut zu töten, dachte Adelia.
    Ulf beobachtete sie: »Willste noch mehr? Es gibt noch mehr. Kriegste aber nasse Füße bei.«
    Er zeigte ihr den letzten Beweis dafür, dass Peter später am Abend zu Chaims Haus zurückgekehrt war, den Beweis für Chaims Schuld. Da sie dafür die Böschung hinunterklettern und sich tief bücken musste, holte sie sich tatsächlich nasse Füße. Und einen nassen Rocksaum. Und sie bekam jede Menge feinen Cambridger Schwemmsand auf die übrige Kleidung. Aufpasser folgte ihnen.
    Als sie zu dritt wieder ans Ufer krochen, fielen dunklere Schatten als die der Bäume auf sie.
    »Bei Gott, das fremdländische Weibstück«, sagte Sir Gervase. »Steigt wie Aphrodite aus dem Fluss«, sagte Sir Joscelin.
    Sie trugen lederne Jagdkleidung und saßen auf schweißglänzenden Pferden wie Götter. Ein Wolf lag vor Sir Joscelin querüber dem Sattel. Ein Umhang war darüber gebreitet, doch eine tropfende Schnauze ragte darunter hervor, im Tod zu einem Zähnefletschen erstarrt.
    Ein Stück hinter ihnen stand der Jäger, der sie auf der Pilgerfahrt begleitet hatte, und hielt drei Wolfshunde an der Leine, von denen jeder groß genug war, um Adelia hochzuheben und davonzutragen. Die Augen der Hunde blickten sie sanft aus wilden, bärtigen Gesichtern an.
    Sie wollte weitergehen, doch Sir Gervase trieb sein Pferd nach vorn, so dass sie und Ulf und Aufpasser in einem Dreieck standen, das auf zwei Seiten von Pferden und hinter ihnen vom Fluss gebildet wurde.
    »Wir sollten uns fragen, was die Besucherin unserer Stadt wohl da unten im Matsch zu suchen hat, Gervase.« Sir Joscelin amüsierte das.
    »Das sollten wir. Wir sollten außerdem dem Sheriff von ihrer verdammten magischen Wurfaxt erzählen, wenn ein Herr geruht, sie zur Kenntnis zu nehmen.« Etwas jovialer heute, aber noch immer bedrohlich. Gervase wollte seine Überlegenheit wieder herstellen, die er bei der Begegnung mit Adelia verloren hatte. »Na? Was ist damit, du Hexe? Wo steckt denn dein Araberhengst heute?« Er wurde mit jeder Frage lauter. »Was planschst du da im Wasser rum? Hä? Hä? Ist das Balg von ihm? Sieht ja verdreckt genug aus.«
    Diesmal hatte sie keine Angst. Du ignoranter Tölpel, dachte sie. Dass du es überhaupt
wagst
, mich anzusprechen.
    Gleichzeitig war sie fasziniert und betrachtete ihn genau. Schon wieder Hass, einer, der es durchaus mit dem von Roger aus Acton aufnehmen konnte. Er hätte sie auf diesem Hügel vergewaltigt, nur um zu beweisen, dass er es konnte – und er würde es jetzt tun, wenn sein Freund nicht dabei wäre. Macht über die Machtlosen.
    Warst du es?
    Ulf neben ihr war totenstill. Der Hund war hinter ihren Beinen in Deckung gegangen, wo die Wolfshunde ihn nicht sehen konnten.
    »Gervase«,
sagte Sir Joscelin scharf. Dann an sie gerichtet:
    »Achtet nicht auf meinen Freund, Mistress. Er ist erbost, weil sein Speer den alten Lupus hier verfehlt hat …«, er tätschelte den Kopf des Wolfes, »… und meiner nicht.« Er lächelte seinen Gefährten kurz an, ehe er wieder zu Adelia hinabschaute. »Wie ich höre, hat der gute Prior Euch eine bessere Bleibe verschafft als einen Karren.«
    »Danke«, sagte sie, »das hat er.«
    »Und Euer Freund, der Doktor? Lässt er sich hier nieder?«
    »Das tut er.«
    »Quacksalbernder Sarazene und Hure, das würde sich gut auf dem Schild machen.« Sir Gervase wurde ungeduldig und noch unverschämter.
    So war das also, zu den Schwachen zu gehören, dachte Adelia. Die Starken können dich ungestraft beleidigen. Nun, wir werden sehen.
    Sir Joscelin überging seinen Freund. »Ich vermute, der Doktor kann nichts für unseren armen Gelhert hier tun, oder? Der Wolf hat ihm das Bein aufgerissen.«
    Er deutete mit dem Kinn auf einen der Hunde, der eine Pfote hochhielt.
    Und auch das ist eine Beleidigung, dachte Adelia, obwohl du es vielleicht nicht so gemeint hast. Sie sagte: »Er versteht sich besser auf Menschen. Ihr solltet Eurem Freund raten, ihn baldmöglichst aufzusuchen.«
    »Hä? Was hat das Weibsstück gesagt?«
    »Denkt Ihr denn, er ist krank?«, fragte Joscelin.
    »Es gibt Anzeichen dafür.«
    »Was für Anzeichen?« Gervase war beunruhigt. »Was für Anzeichen, Weib?«
    »Das darf ich nicht sagen«, erwiderte sie an Joscelin gerichtet.
    Und das stimmte, es gab nämlich keine. »Aber es wäre gut für ihn, wenn er einen Arzt aufsuchen würde – und zwar

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