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Die Totensammler

Die Totensammler

Titel: Die Totensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PAUL CLEAVE
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sich mit Leuten das Zimmer geteilt, die ihre Opfer zerstückelt haben, und nur wenige davon zeigten keinerlei Emotionen; die meisten waren fassungslos und bestürzt über ihre Taten, und alle hofften sie, dass die Einnahme von Tabletten und die Gespräche über ihre Gefühle sie heilen würden. Es waren nicht viele – er hat weniger Mörder getroffen, als er an den Fingern beider Hände abzählen kann, aber er glaubt, dass die Begegnung mit ihnen der Grund dafür ist, warum er so fasziniert von ihnen ist. Er wäre jetzt einer von ihnen, wenn man ihn als Jugendlichen nicht hierhergebracht und eingesperrt hätte.
    Er kann sich an einen Mörder erinnern, mit dem er absolut nicht warm wurde, ein Mann, der seine Eltern, seinen Bruder und seine Schwester am Tag vor seinem sechzehnten Geburtstag getötet hat. Kein richtiger Mann, eigentlich noch ein Junge, jedenfalls jünger als Adrian bei ihrer ersten Begegnung. Er hieß Hutchinson, ein komischer Name, wie Adrian immer fand. Er war der Meinung, dass aus Hutchinson, dem Jungen, ein Mann geworden war, als er das Messer gegen seine Familie richtete. Hutchinson hat sich nie beschwert, wenn er Zeit im Schreizimmer verbringen musste – und das war oft der Fall. Nie hat er ein Wort darüber verloren, was dort passierte. Adrian fragte sich stets, wie es wohl wäre, wie er zu sein.
    Hutch blieb ein paar Jahre und verschwand dann. Adrian hat keine Ahnung, was aus ihm geworden ist; ob er noch lebt, ob er immer noch mordet oder ob er unter der Erde liegt, ohne dass ihm irgendwer auch nur eine Träne nachweint. In diesen Jahren entwickelte er seine Obsession für … nein, seine Mutter hat gesagt, dass es nicht richtig ist, von etwas besessen zu sein … in diesen Jahren entwickelte er sein Interesse für Mörder. Als ihn die Zeitungen letztes Jahr unaufhörlich mit Informationen zum Schlächter von Christchurch und zum Friedhofs-Killer fütterten, nahm sein Interesse an Serienmördern extreme Formen an. Adrian hat den Verdacht, dass dieses Interesse nicht ganz normal ist. Es weckte in ihm den Wunsch, wieder hierherzuziehen. Und Autofahren zu lernen.
    Er stapelt Coopers Sachen in das Regal im äußeren Raum, sodass dieser sie durch das kleine Fenster sehen kann. Adrian hat es gestern extra geputzt.
    »Cooper?«
    Er antwortet nicht. Rührt sich nicht.
    »Cooper?« Diesmal etwas lauter. Er weiß, dass man leicht die Stimme heben muss, damit man durch die Tür gehört wird.
    Zufrieden, dass Cooper noch schläft, sorgt Adrian für Ordnung. Er kann darauf verzichten, dass Cooper in diesem Chaos aufwacht und sofort einen schlechten Eindruck gewinnt. Er stellt die Andenken ins Regal und ordnet seine Bücher, Dutzende Autobiografien von Serienmördern. Es gibt hier unten ein Sofa und einen verschrammten Couchtisch, mehr nicht. Egal, heute ist erst Tag eins, und je mehr er lernt, desto besser wird er.
    »Cooper?«
    Nichts.
    Er geht wieder nach oben und schaltet das Radio ein. Ein kleines Gerät mit einem Clip, das man sich an den Gürtel hängen kann, es spielt Kassetten ab und kann sogar aufnehmen. Bestimmt mag Cooper auch klassische Musik, also trägt er das Radio in den Keller. Doch als er die Treppe wieder hinabsteigt, wird der Empfang unterbrochen. Er dreht am Senderrad, kriegt aber keinen Empfang, erst als er die Treppe wieder hinaufsteigt und in den Flur tritt. Nachdem er die Batterien ausgewechselt hat, passiert dasselbe, und er versteht nicht, warum. Dringt die Musik vom Radiosender nicht durch die Betonwände? Er könn te eine Kassette einlegen, aber dann halten die Batterien nicht so lange. Er ist enttäuscht. Das wird hoffentlich der einzige Rückschlag bleiben.
    Wahrscheinlich ist Cooper hungrig und verwirrt, wenn er zu sich kommt; und da Adrian kein unhöflicher Gastgeber sein will, geht er in die Küche. Dort hat er wieder Empfang. Er klemmt das Radio an seine Hose, und während er einer dieser modernen Rockbands lauscht, die er inzwischen auch mag, fängt er an, für seinen neuen Mitbewohner das Mittagessen zuzubereiten.
    Kapitel 5
    Man nennt sie Melissa X. Dabei handelt es sich nicht um eine römische Ziffer – sie ist nicht die zehnte Melissa in der Stadt, die einen Cop getötet hat, oder die zehnte Melissa, die als Serienmörderin auf freiem Fuß ist, und auch nicht die zehnte Melissa, über die – so stelle ich mir das vor – unzählige Kartons mit Beweisstücken gesammelt und in einem Lager für Beweisstücke verstaut wurden. Das X steht für: Unbekannt. Die Medien,

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