Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
einer längeren Pause sagte sie kaum hörbar: »Das glaub ich dir nicht.«
»Es ist die Wahrheit !«
»So etwas würde er niemals tun.«
»Aber Jana …«
»Boris ist zwar zuweilen unberechenbar, aber er ist nicht gewalttätig.«
»Wie kannst du so etwas behaupten, wenn du nicht im Zimmer warst ?«
Plötzlich vernahm er durch den Hörer eine männliche Stimme im Hintergrund.
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte sie.
»Ist er das ?«
»Die Aufregung war einfach zu viel für ihn.«
Trojan stieß seine Bettdecke weg. »Jana, hör mir zu !«
Sie wünschte ihm rasch eine gute Nacht und beendete das Gespräch.
Er knallte das Telefon auf den Tisch. Nahm sie ihren Bruder jetzt zu sich ins Bett ? Trug er etwa noch immer diesen Bademantel und darunter nichts ? Das war doch einfach nicht zu fassen.
Er stand auf, um sich noch ein Bier zu holen, nun würde er ohnehin keine Ruhe mehr finden.
Da läutete das Handy.
Er eilte zurück ins Schlafzimmer und drückte auf die grüne Taste.
Doch es war nicht Jana.
Zunächst erkannte er kaum die Stimme seines Chefs, so rau und gepresst klang sie, als litte er unter großer Atemnot.
»Nils, kannst du zu mir kommen ?«
»Was ist passiert ?«
»Erklär ich dir später.«
»Wo bist du ?«
»Bei mir zu Hause.«
»Hat es mit den Ermittlungen zu tun ? Brauchen wir Verstärkung ?«
»Komm allein. Und bitte schnell.«
Schon hatte er aufgelegt.
Landsberg war leichenblass, als er ihm die Tür öffnete. Er nickte Trojan wortlos zu, ein blutiges Handtuch gegen seine rechte Schulter gepresst. Leicht schwankend und offenbar vor Schmerzen benommen ging er vor ihm ins Wohnzimmer, wo er sich aufs Sofa fallen ließ.
Trojan sah die Waffe auf dem Tisch, daneben stand eine angebrochene Flasche Whisky und ein halb geleertes Glas. Die Armlehne des Sofas war blutverschmiert, und auch auf dem Teppich befand sich ein großer dunkler Fleck.
»Verdammt, Hilmar, was ist hier vorgefallen ?«
Landsberg wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Danke, dass du hier bist, das werde ich dir nie vergessen.«
Trojan roch seine Fahne. Er setzte sich zu ihm, wollte ihm das Handtuch wegnehmen, aber Hilmar zuckte zusammen.
»Lass das.«
»Nun sag schon, was war hier los ?«
»Hab die Waffe gereinigt, dabei hat sich ein Schuss gelöst.«
»Ist nicht dein Ernst !«
»Ich weiß, es klingt völlig verrückt.«
»Du spinnst doch !«
»Nils, ich mach keine Witze.«
Trojan starrte ihn an.
»Ich hab mich volllaufen lassen. Hatte mich einfach nicht mehr unter Kontrolle.«
»Du reinigst mitten in der Nacht deine Waffe ?«
»Scheiße, ja.«
»Und du nimmst vorher nicht mal das Magazin heraus ?«
»Ich sag doch, ich hab gesoffen.«
»Das soll ich dir abkaufen ?«
»Ja, verflucht ! Nenn mich einen Vollidioten, aber so war es nun mal.«
Er streckte die Hand nach dem Glas aus, dabei verrutschte das Handtuch, und Trojan erhaschte einen Blick auf die Fleischwunde an seiner Schulter.
»Hilmar !«
Er wollte den Whisky hinunterstürzen, aber Trojan riss ihm das Glas weg.
»Genug jetzt !«
»Ist doch nur wegen der Schmerzen, gib schon her.«
Trojan schüttelte den Kopf und schob das Glas weg.
»Sei ehrlich zu mir, was ist wirklich passiert ?«
Statt einer Antwort verzog er bloß das Gesicht.
»Zeig mal her.«
Trojan nahm das Handtuch weg.
»Verdammt, du brauchst einen Arzt.«
»Nein, Nils !«
»Bist du völlig übergeschnappt ? Warum hast du dich nicht längst in die Klinik bringen lassen ?«
»Kapierst du denn nicht ?« Er nickte zu der Whiskyflasche hin. »Betrunkener Bulle und seine Dienstwaffe, du weißt doch, was für einen Ärger das nach sich zieht.«
Trojan stieß die Luft aus.
»Ich kann die verdammte Kugel nicht finden, hab sie schon überall gesucht«, raunte Landsberg. »Was glaubst du ? Ob sie noch in meiner Schulter steckt ?«
Trojan starrte ihn entgeistert an, dann sah er wieder zu dem Blutfleck auf dem Teppich hin und versuchte, sich das Szenario vorzustellen: sein Chef, angeschossen und betrunken, auf der Suche nach einer Patrone auf dem Boden herumkriechend.
»Du musst ins Krankenhaus, und zwar schnell.«
»Es ist nur ein Streifschuss, ganz bestimmt.«
»Ich ruf den Notarzt.«
»Nein ! Willst du denn, dass ich meinen Job verliere ? Die werden doch Fragen stellen, dazu sind sie verpflichtet. Das gibt eine polizeiliche Untersuchung, Mann. Besoffener Kripochef spielt mit seiner Wumme herum. Nils, das kostet mich Kopf und Kragen.«
Er musste an seinen Exkollegen
Weitere Kostenlose Bücher