Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
blickte auf einen Punkt am Boden.
Er fand keine Worte.
Schließlich zog er die Schatulle aus seiner Jackentasche hervor.
Theresa zeigte keine Regung.
Er öffnete sie und nahm die schlitzförmige Brille heraus.
»Gehört diese Brille einer Frau namens Carlotta Torwald ?«, fragte er heiser.
Sie schwieg.
»Bitte, sag mir die Wahrheit.«
Aber sie gab keine Antwort.
»Warst du in ihrer Wohnung in der Nansenstraße ?«
An ihrem Hals pochte eine Ader, ihr Blick schien durch ihn hindurchzugehen.
»In der Mordnacht«, sagte er, »am Dienstag, du warst dort, nicht wahr ?«
Noch immer rührte sie sich nicht.
»Du warst es. Oh, mein Gott, Theresa. Es ist ihre Brille, wir kennen sie von den Fotos, und sie wurde am Tatort vermisst. Was hattest du bei dieser Frau zu suchen ? Woher kennst du sie ?«
Endlich sagte sie leise: »Ich kann mich an nichts mehr erinnern.«
»Versuch es wenigstens.«
Sie sah ihn bloß an.
»Wo warst du Dienstagnacht ? Bitte, Theresa, streng dich an, es ist sehr wichtig.«
Sie wirkte wie benommen.
»Warst du bei diesem Paar ? Hast du den Kuchen gebacken ? Und hast du …«
Er brach ab. Nein, das konnte nicht sein. Sie war doch die Frau, die er liebte, warum sollte sie so etwas Schreckliches tun ?
Er legte die Brille zurück in das mit Erde verschmierte Kästchen und nahm das rote Halsband heraus.
»Und wem gehört dieses Schmuckstück ?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Mara Hertling vielleicht ? Bist du mit ihr bekannt ? Es gab einen Streit. Das warst du im Treppenhaus, nicht wahr ? Ein Nachbar hat dich gesehen. Oh, mein Gott, Theresa, nun antworte doch.«
Schließlich sagte sie kühl: »Du lässt mich beschatten.«
»Wie kommst du denn darauf ?«
»Du hast jemanden beauftragt.«
»Warum sollte ich das tun ?«
»Weil du mir nicht vertraust.«
»Ich war es, der dir gefolgt ist, ein einziges Mal. Ich war auf dem Friedhof, wie du dir denken kannst. Theresa, was für ein Grab ist das, in dem du diese Dinge hier verschwinden lassen wolltest ?«
Sie stieß die Luft aus. »Du weißt herzlich wenig über mich, Hilmar.«
»Dann erzähl mir von dir.«
»Du lässt mich beschatten«, wiederholte sie monoton, »jemand handelt in deinem Auftrag.«
»Das bildest du dir ein. Ich bin dir heute nachgegangen, ich war es.«
»Es ist alles aus, Hilmar. So kann ich nicht mehr leben.«
»Bitte sag das nicht ! Wir finden eine Lösung, ja ? Du musst dich nur konzentrieren. Erinnere dich, Theresa, was ist am Dienstag passiert und was gestern Nacht ?«
Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie war ihm so fern.
»Heute Morgen«, versuchte er es wieder, »erinnerst du dich wenigstens noch an heute Morgen ?«
Er atmete ein paar Mal tief durch.
»Nils Trojan hat dich gesehen. Du warst unter den Schaulustigen vor diesem Haus in der Lausitzer Straße, hab ich recht ?«
Theresa starrte ins Leere.
Er ließ das Halsband in die Schatulle gleiten und griff nach dem Ring mit den beiden Schlüsseln.
»Und warum hast du diese Schlüssel vergraben ? Zu welcher Wohnung gehören sie ? Soll ich es selbst ausprobieren ? Ich könnte noch jetzt zum Tatort fahren und es überprüfen. Möchtest du das ?«
Plötzlich sank sie zurück. Erst glaubte er, sie sei einer Ohnmacht nahe, doch dann bemerkte er, dass sie etwas vor ihm verbarg.
Es war ihre rechte Hand, sie fuhr unter das Sofakissen.
In diesem Moment begriff er.
Das Magazin, durchzuckte es ihn, immer getrennt aufbewahren, aber das hatte er doch getan.
Schon blitzte die Waffe auf.
Und er ahnte, dass Theresa sie zuvor geladen hatte.
Er starrte auf ihren Finger am Abzug und schrie.
Sie sperrte den Mund auf und richtete den Lauf der Waffe hinein.
Er sprang auf sie zu.
Der Schuss knallte.
Und es zerriss ihn von innen.
Dritter Teil
Sechzehn
Schweigend hatte sie die blutende Lippe ihres Bruders verarztet und dann zu Trojan gesagt, es wäre besser, wenn er nun ginge. Er stand fassungslos vor ihr, während Boris ihn voller Verachtung anstarrte, wenigstens war ihm das Grinsen vergangen.
Trojan wollte ihr erklären, wie es eigentlich zu dem Faustschlag gekommen war, doch Jana wirkte so unnahbar auf ihn, dass er sich schließlich achselzuckend von ihr verabschiedete.
So war er nach Hause geradelt.
Nun stand er unter der Dusche und ließ das heiße Wasser auf sich herabprasseln.
Er drehte die Hähne zu, trocknete sich ab, ging in die Küche und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank.
Auf dem Bett liegend trank er es in hastigen Zügen.
Auf seiner
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