Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
ich ihn nicht mehr erreichen.«
»Okay.«
Sie schwiegen eine Weile.
Dann fragte Gerber leise: »Kann das Theresa gewesen sein, die euch in der Nacht überfallen hat ? Ist es möglich, dass sich unter der Lederkluft eine Frau verbarg ?«
Erneut wurde ihm übel, er hielt sich die Stirn, das Zimmer schwankte.
»Einen Schluck Wasser ?«
Er nickte, und Ronnie stützte seinen Kopf, während er trank.
Danach ging es ihm ein wenig besser.
»Ich weiß nicht«, sagte er heiser. »Theoretisch, ja. Eine Frau mit schmaler Oberweite zumindest.«
»Würde auf die Landsberg zutreffen.«
»Und auch die Körpergröße käme hin. Aber ist das nicht gespenstisch ? Eine Frau, die dermaßen grausam mordet ? Und diese Wut, die Schläge, sie muss …«
»… komplett wahnsinnig sein«, ergänzte Gerber.
Trojan hatte Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, und doch war da ein Erinnerungsfetzen, ein Detail aus dem Gespräch mit Jana kurz vor dem Überfall, er hatte plötzlich das vage Gefühl, dass es von immenser Bedeutung war. Aber schon war es ihm entglitten.
Ihm wurde schummrig. Seine Lider flackerten. Das Nachdenken strengte ihn an.
Urplötzlich fiel es ihm wieder ein, und er sagte zu Gerber: »Hör zu, Ronnie, du musst unbedingt noch mal in die Wohnung am Rathenauplatz. Da hängt doch dieses große Porträ t.«
»Ja und ?«
»Fotografier es mit der Digitalkamera ab und bring die Datei zu Kolpert. Der hat irgendwann mal erwähnt, dass es eine neuartige Software gibt, die Gesichter rastern und mit sämtlichen Bildern im Internet, bei Facebook, Stayfriends und so weiter, abgleichen kann. Das Programm sucht nach Übereinstimmungen und hat eine hohe Trefferquote, und das in erstaunlich kurzer Zeit.«
»Stimmt, eine Gesichtserkennungssoftware, ist jüngst entwickelt worden.«
»Damit können wir vie lleicht herausfinden, wer der Mann auf diesem Bild ist. Möglicherweise ist seine Person der Schlüssel zu dem Geheimnis, das Theresa Landsberg mit sich herumzutragen scheint. Der Grund, weswegen sie sich so merkwürdig verhält.«
Gerber stand auf. »Okay, Nils, wird sofort erledigt.«
Trojan versuchte sich aufzurichten, doch ein heftiger Kopfschmerz bewirkte, dass er wieder zurück aufs Kissen sank.
Gerber blickte besorgt auf ihn herab. »Du bleibst hier still liegen. Der Arzt hat dir strenge Bettruhe verordnet.«
»Beeil dich, Ronnie, und gib mir umgehend Bescheid, sobald ihr etwas herausgefunden habt.«
Bleiern kam der Schlaf zurück, und wieder träumte er von Jana. Diesmal trieb sie in einem Fluss, ihre Kleidung aufgebauscht, Schlingpflanzen und kleine Äste hatten sich in ihrem Haar verfangen. Eine Stromschnelle erfasste sie, er haschte nach ihrer Hand, doch sie entglitt ihm. Er rief ihr zu, dass es ihm leidtue, was sie seinetwegen hatte durchmachen müssen. Und er bedankte sich bei ihr, dass sie ihm das Leben gerettet hatte. Doch schon war sie fort.
Der Traum riss ab, und er dämmerte im Halbschlaf weiter. Passagen aus ihrem nächtlichen Gespräch spukten in seinem Kopf herum. Mehrmals wisperte Jana dicht an seinem Ohr: »Möglicherweise hat da jemand einen großen Hass auf die Polizei.«
Die Worte »Hass« und »Polizei« hallten in ihm wider, in einer Endlosschleife.
Und dann tauchte deutlich ein Gesicht vor ihm auf. Verblüfft starrte er es an. Ihm kam ein Gedanke, den er festzuhalten versuchte, doch schon war er dabei, in tiefere Regionen abzudriften. Er kämpfte gegen die Ohnmacht an.
Und jäh erwachte er davon, dass er laut einen Namen aussprach.
Den Namen eines Widersachers.
Er wartete, bis der Schwindel vorüber war.
Wo war sein Handy ? Wo hatte er seine Kleidung ?
Er musste aufstehen und telefonieren, denn Ronnie war schon weg.
Endlich schwankte das Zimmer nicht mehr um ihn herum, schließlich gelang es ihm, sich aufzusetzen. Zaghaft berührten seine Füße den Boden.
Dort war der Schrank, dort hingen seine Sachen.
Unsicher tappte er vorwärts.
Er fingerte nach dem Handy in der Hosentasche. Da war auch die Brieftasche mit seinem Dienstausweis.
Er l öste die Feststelltaste a m Mobiltelefon, und schon erkannte er, dass die Akkuanzeige blinkte. Er versuchte, das Kommissariat anzuwählen, doch sogleich flackerte der Schriftzug LOW BATTERY auf dem Display auf, und dann erlosch es ganz.
Er fluchte. Schließlich stieg er in seine Hose, warf das Kliniknachthemd ab und streifte sich sein T-Shirt über. Am schwierigsten war es, in die Schuhe zu schlüpfen.
Kaum war er draußen im Flur, stellte sich ihm
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