Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
schwindlig, er kniff die Augen zusammen.
Einige Zeit später öffnete er sie wieder. Da war jemand. Er kannte ihn. Er wollte etwas sagen, doch sein Mund war zu trocken.
»Nils.«
Wo war er ?
»Wie geht es dir ?«
Es brauchte lange, bis sein Blick halbwegs scharfgestellt war. Ronnie Gerber schaute ihn an.
»Was ist passiert ?«, fragte Trojan.
Er erkannte mehr von den Umrissen. Gerber saß am Bettrand. Offenbar ein Klinikbett. Da war ein Infusionstropf, dort drüben ein Waschtisch, weiter hinten die Tür.
»Du hast eine schwere Gehirnerschütterung.«
Schon trafen ihn die Bilder des Kampfes mit einer Wucht, die ihm den Atem nahm. Die Ledergestalt, der Hammer. Er tastete nach seinem Kopf. Ein Verband, fest wie ein Turban.
Und dann das Erschrecken. »Wo ist Jana ?«
Gerbers Blick war ernst.
»Um Himmels willen, was ist mit ihr ?«
Er antwortete nicht.
Tot, dachte er. Wie in seinem Traum. Erloschen.
»Du meinst doch sicher die Frau, die bei dir war ?«
»Ist sie … ist sie … ?«
»Sie war kurz hier und wollte dich unbedingt sehen. Aber sie steht noch unter Schock.«
»Sie ist also okay ?«
Gerber nickte. »Einigermaßen.«
Er atmete tief durch. »Verdammt, Ronnie, was ist passiert ?«
Gerber nagte an seiner Unterlippe. »Gut, dass du deine Waffe bei dir hattest. Und gut, dass sie damit umgehen konnte.«
»Jana hat … ?«
Wieder nickte er. »Sie hat auf den Angreifer geschossen. Traf ihn zwar nicht, schlug ihn aber so in die Flucht. Er ist zur Tür hinaus, durchs Treppenhaus, und weg war er. Sie konnte ihn lediglich als etwa eins siebzig groß beschreiben. Mehr war wohl nicht zu erkennen: Lederkluft, Motorradhelm, verspiegeltes Visier. Scheiße, Mann, du hättest draufgehen können und sie auch.«
Trojan bemerkte, wie sehr sich Gerber um eine Art L ächeln bemühte, aber es gelang ihm nicht.
»Kannst du mehr zu der Täterbeschreibung beitragen, Nils ? Konntest du eventuell bei eurem Kampf sein Visier hochklappen ?«
»Leider nicht.«
Sein Schädel brummte.
Gerber sah ihn an. Und nun huschte doch ein Lächeln über seine Lippen. »Wer ist diese Frau ? Warum hast du mir nie von ihr erzählt ? Ich dachte, ich bin dein Kumpel, also bitte, ich bestehe auf sämtlichen Einzelheiten.«
Trojan war nicht zum Scherzen aufgelegt. »Wo ist sie jetzt ?«, fragte er.
»Wir haben sie in ihre Wohnung gebracht. Ein Arzt hat sie untersucht, er meinte, wegen des Schocks sei es besser, sie eine Weile hier in der Klinik unter Beobachtung zu stellen, aber sie wollte partout nicht. Sie saß hier an deinem Bett, hielt deine Hand, kreidebleich im Gesicht. Schließlich konnte sie nicht mehr. Ich denke, sie braucht jetzt einfach mal ihre Ruhe.« Er seufzte. »Mein Gott, Nils, im eigenen Schlafzimmer. Man sollte doch meinen, es gibt einen Raum auf der Welt, in dem man sicher ist. Aber nicht einmal dort, wo man schläft, träumt, sich mit einer Frau vergnügt …« Er brach ab.
»Das ist nicht bloß eine Affäre, Ronnie, es ist was Ernstes.«
Ronnie wiegte den Kopf. »Also hat es dich doch erwischt. Und ich erfahre nichts davon !«
Trojan hätte ihm längst von ihr erzählt, aber bis vor kurzem war sie noch seine Psychotherapeutin gewesen, und niemand im Kommissariat durfte etwas von seinen Panikattacken erfahren. Ü blicherweise hielten Bullen nicht viel von der Seelenklempnerei, wie sie es abschätzig nannten.
»Der Täter muss mich bis nach Hause verfolgt haben. Er hat mich die ganze Zeit beobachtet und dann …«
»Ja. Aber wieder haben wir keine Einbruchsspuren gefunden.«
»Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass er sich mit einem Elektropick Zugang zu den Wohnungen verschafft.«
»Ein Profi also.«
»Nicht unbedingt. Ich hab mir sagen lassen, dass man sich dieses Ding bereits auf Umwegen im Internet besorgen kann. Habt ihr denn ansonsten irgendeine Spur ?«
»Nichts. Der Kerl ist einfach verschwunden. Wir haben deine Nachbarn befragt, aber die meisten von ihnen haben tief und fest geschlafen, manche haben nicht einmal den Schuss gehört, den deine Freundin abgefeuert hat. Verdammt, Nils, ich wünschte, sie hätte besser gezielt. Dann wäre diese Bestie jetzt tot, und das Morden hätte ein Ende. «
»Habt ihr eigentlich mal was von Landsberg gehört ?«
Ronnie zog die Augenbrauen hoch. »Wozu ? Er hat mit dem Fall nichts mehr zu tun.«
»Er ist und bleibt unser Chef, Mann ! Ruf ihn an, nur um sicherzugehen, dass mit ihm alles in Ordnung ist. Seit er von den Ermittlungen abgezogen wurde, konnte
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