Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
eine beleibte Krankenschwester in den Weg.
»Aber Herr Trojan, wo wollen Sie denn hin ?«
Statt einer Antwort schob er sie zur Seite und taumelte den Gang hinunter.
»Warten Sie, das dürfen Sie nicht !«, rief sie ihm nach.
Schon nach einigen Schritten fühlte er sich sicherer auf den Beinen.
Wieder rief sie etwas, doch da hatte er bereits die Aufzüge erreicht, und sein Zeigefinger tippte auf den leuchtend grünen Pfeil, der nach unten wies.
Mit einem leisen »Pling« öffnete sich die Tür.
Neununddreißig
D er Panther war ihr Beschützer. Sie drückte ihn fest an sich. Manchmal schämte sie sich dafür, denn sie war doch längst nicht mehr in dem Alter, in dem man mit einem Stofftier im Arm schlief. Aber mit ihren dreizehn Jahren kam sie einfach nicht zur Ruhe, wenn sie nicht sein weiches Fell auf ihrer Haut spürte.
In dieser Nacht wurde sie von einem Alpdruck geplagt. Sie wälzte sich herum, strampelte die Bettdecke fort. Einmal erwachte sie und tastete nach dem Stofftier. Da war es, feucht von ihrem Schweiß, vielleicht hatte sie ja Fieber, schon den ganzen Tag über hatte sie sich nicht ganz wohlgefühlt.
Die Eltern waren ausgegangen, würden erst spät heimkommen. Sie lauschte, es war so still in der Wohnung.
Endlich schlief sie wieder ein. Sie träumte von einer schweren Apparatur, die auf ihrer Brust stampfte wie ein Kolben, da waren Drähte und Schläuche, und Klammern waren in ihre Haut getackert, all das nahm ihr die Luft zum Atmen.
Erneut wurde sie wach. Diesmal war ihr, als habe jemand gerufen. Da waren Geräusche, sie kamen aus dem Nebenzimmer. Eine Stimme, es klang, als sei jemand in Not. Als weine jemand vor Schmerzen.
Sie horchte, ihren Panther an sich geklammert. Kein Laut mehr. Vielleicht hatte sie es nur geträumt. Sie drehte sich auf die Seite, als sie es wieder hörte.
Ein Greinen.
Es kam von nebenan.
Kein Zweifel. Sie musste nachsehen. Etwas war da nicht in Ordnung.
Und dann drang eine andere Stimme zu ihr, dunkler, unheimlicher, mal sagte sie etwas Unverständliches, mal stöhnte sie nur.
Theresas Herz schlug heftig. Jemand war da drüben. Jemand sorgte für Unheil.
Das durfte nicht sein.
Zögernd stand sie auf, öffnete die Tür und schlich sich in den Flur. Sie knipste das Licht an. Da war das Wehklagen wieder. Und die andere Stimme.
Was sollte sie nur tun ? Sie musste doch helfen.
Sie ging in die Küche, auf der Suche nach einem Gegenstand, mit dem sie sich sicherer fühlen würde. Da war die Schale mit den Walnüssen, es war die Zeit kurz vor Weihnachten. Der Nussknacker funktionierte nicht mehr richtig, darum wurde der Hammer benutzt, um die Schalen aufzubrechen. Er lag auf dem Tisch bereit.
Theresa nahm ihn an sich. Er wog schwer in ihrer Hand.
Sie verließ die Küche und näherte sich der Tür, hinter der die Geräusche zu hören waren.
Sie waren jetzt so deutlich vernehmbar, dass sie unwillkürlich den Griff des Hammers fester packte.
Sie war selbst erstaunt über ihren Mut, als sie die Klinke vorsichtig hinunterdrückte. Sie öffnete die Tür nur einen Spalt. Der Lichtschein aus dem Flur erleuchtete matt einen Teil des Bettes. Da war jemand, er bewegte sich heftig auf und ab. Und unter ihm auf dem Kissen lagen Haare, lange Haare, und von dort kam das Wimmern.
Der Rücken des Mannes war nackt. Schweiß glänzte darauf. Die Stimme unter ihm gab diese Laute von sich, gepresst, klagend, in Not.
Theresa schob sich durch den Türspalt hindurch.
Aus dem Wimmern wurde ein Schreien. Die Bewegungen des Mannes waren wild und gefährlich.
Sie musste unterbinden, was er tat.
Helfen musste sie. Das war ihre Pflicht.
Sie dachte nicht länger darüber nach.
Und Theresa holte aus.
Sie schlug mit dem Hammer auf den Kopf des Mannes ein, mit einer Wucht, die sie sich nicht zugetraut hätte.
Ein Röcheln.
Er sackte zusammen.
Sie hielt erschrocken inne. Das Blut toste in ihren Ohren, und dann sah sie in das angstverzerrte Gesicht auf dem Kissen, umrahmt von diesen Haaren, den langen Haaren. Daneben war der Kopf des Mannes. Sein Schädel deformiert.
Arme und Beine des Mädchens unter ihm waren weit ausgestreckt.
So lag das ungleiche Paar da und rührte sich nicht.
Theresa hielt den Hammer in der Hand und starrte auf das Bett hinab.
Sie öffnete die Augen.
Die Person war dicht vor ihr. Sie konnte den Atem auf ihrer Wange spüren.
»Erinnerungen ?«
Theresa konnte nichts erwidern.
»Willst du es aufschreiben ? Dann bist du es los.«
Die Person hielt ihr Stift
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