Die Totentänzerin: Ein Fall für Nils Trojan 3 - Psychothriller (German Edition)
ihm los ist, dachte Trojan. Und plötzlich sprang er auf und stürmte in den Flur. Ohne anzuklopfen, riss er die Tür zu Hilmars Büro auf, trat ein und knallte sie hinter sich zu.
Der Chef hockte an seinem Schreibtisch, sog an einer bis zum Filterstück heruntergebrannten Zigarette und blickte noch nicht einmal zu ihm auf. Sein Verband schien gewechselt worden zu sein, das war aber auch alles, was frisch an ihm wirkte. Er zerquetschte die Kippe in seinem silbernen Taschenaschenbecher, hob die Augenbrauen und wandte den Kopf nur ganz leicht in seine Richtung.
»Wo ist deine Frau ?«, fragte Trojan ohne Umschweife.
»Nils«, entgegnete er kaum hörbar, »ich sagte doch, sie ist bei einer Freundin.«
»Gib mir die Adresse !«
Endlich sah er ihn an. »Was willst du von ihr ? Ist es immer noch wegen der Sache von Samstagfrüh ? Die Verwechslung der Schaulustigen ? Klingt wie eine schlechte Komödie, findest du nicht ?«
Trojan holte tief Luft, dann platzte es aus ihm heraus: »Woher hast du den Schlüssel zu Mara Hertlings und Ulrich Tretschocks Wohnung ?«
Er beobachtete ihn genau, doch Landsberg verzog keine Miene.
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Verdammt, Hilmar, es reicht ! Schluss mit dem Versteckspiel !«
»Sei leise.«
»Was ?«
»Komm her.« Er winkte ihn heran. Trojan trat näher.
»Hast du den Verstand verloren ?«, zischte der Chef. »Willst du mich vor all meinen Mitarbeitern blamieren ?«
»Hilmar, das geht so nicht weiter.«
»Setz dich.«
Landsberg presste mit Daumen und Zeigefinger die Haut über der Nasenwurzel zusammen, als litte er unter bohrenden Kopfschmerzen. Schließlich ließ er los und blickte ihn kühl an.
»Okay, was willst du hören ?«
»Alles.«
Er schwieg lange Zeit. Mit einem Mal schlug er die Augen nieder und murmelte in sich hinein: »Sie wollte sich umbringen. Es war Samstagnacht. Ich kam nach Hause, sie hielt die geladene Waffe unter dem Sofa versteckt. Als ich mit ihr reden wollte, zog sie sie plötzlich hervor. Sie richtete den Lauf in ihren geöffneten Mund und wollte abdrücken.«
»Oh, mein Gott.«
»Ich sprang auf sie zu, konnte die Waffe herumreißen. Dabei traf mich die Kugel in der Schulter. Für einen Moment muss ich ohnmächtig gewesen sein. Als ich wieder zu mir kam, war Theresa verschwunden.«
»Und seitdem hat sie sich nicht mehr bei dir gemeldet ?«
Er schüttelte den Kopf.
»Keine SMS , kein Anruf ?«
»Nichts. Und immer wenn ich es unter ihrer Nummer versuche, ist ihr Handy ausgeschaltet.«
»Es könnte also sein …«
»Es könnte sein, dass sie irgendwo im Wald liegt. Möglich, dass sie sich einen Strick genommen hat. Vielleicht versucht sie es auch mit Gift.« Seine Stimme zitterte. »Scheiße, Nils. Ich bin völlig von der Rolle, schlafe nicht mehr, bin kaum noch in der Lage, die Ermittlungen zu führen, ich denke nur immerzu an sie, und ich …«
»Schon gut. Ganz langsam, Hilmar.«
Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich. »Verdammt, du hast ja recht. Scheiß was auf diese Gefühlsduselei. Also schön, sie hat Mist gebaut und scheint tief in einer Nervenkrise zu stecken, wenn sie überhaupt noch am Leben ist.«
»Hast du in den Krankenhäusern angerufen, den Krisenstationen ?«
»Ja.«
»Kontakt mit ihren Ärzten aufgenommen ?«
»Ja doch. Auch mit ihrer Schwester hab ich noch mal gesprochen und bei einigen Freunden und Bekannten nachgefragt. Niemand weiß etwas. Nils, es mag ja sein, dass du sie in der Lausitzer Straße gesehen hast, aber …«
»Was ist auf den Fotos abgebildet ?«, unterbrach Trojan ihn scharf.
Hilmar starrte ihn an. »Welche Fotos ? Wovon redest du ?«
»Gestern Abend. Die Wohnung von Hertling und Tretschock. Du hast gesehen, dass das Siegel an der Tür entfernt war.«
Er zeigte keine Regung.
Und Trojan sagte: » Ich war das, ich hatte den einzigen Schlüssel aus der Asservatenkammer bei mir und war in der Wohnung, als du reinkamst. Fragt sich nur, wie du das angestellt hast, Chef.«
Er schwieg.
»Hilmar, wir können das hier nur lösen, wenn wir zusammen arbeiten. Hörst du ? Rück endlich mit der Wahrheit raus, ich will alles wissen. Alles.«
Er schloss kurz die Augen. »Du warst in der Wohnung ?«
»Ja, ich habe mich hinter der Schlafzimmertür versteckt.«
»Aber warum ?«
»Ermittlungsarbeit, Chef. Und was wolltest du dort ?«
Wieder schwieg Landsberg. Dann sagte er heiser: »Also schön. Wo soll ich anfangen ?«
»Am besten bei dem Schlüssel.«
»Ich fand ihn bei Theresa. Sie muss Mara
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